LIBREAS.Library Ideas

Rummel Löwenherz, postmodern. Zum Titelbild der LIBREAS-Ausgabe 19

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS.Feuilleton by Ben on 22. Oktober 2011

„ Nachgereicht wird auch eine Erläuterung des Titelbildes.“

Ein bisschen sehr nüchtern-lieblos liest sich der kleine Vermerk des Redaktionskollegen in der Meldung zum Erscheinen der LIBREAS Ausgabe 19 schon. Aber er ist natürlich berechtigt, denn erstaunlicherweise scheint der Bezug nur sehr wenigen LeserInnen sofort einsichtig geworden zu sein. Die Aufnahme entstand während eines kleinen informellen Redaktionstreffens in der schmucken belgischen Universitätsstadt Leuven im September diesen Jahres und zeigt im Hintergrund den Bau der Universitätsbibliothek des Architekten Whitney Warren aus den 1920er Jahren.

I

Der umtriebige und vor allem für Hotelbauten bekannte Architekt errichte das ornamental üppig bestückte Gebäude mit dem markanten Glockenturm als Ersatz für den im Ersten Weltkrieg im August 1914 von deutschen Truppen niedergebrannten barocken Bibliotheksbau aus dem Jahr 1725. Das Glockenspiel sollte, so die Überlieferung, stündlich die Nationalhymnen der Weltkriegssieger spielen und obendrein mit der Inschrift „Furore Teutonico Diruta, Dono Americano Restituta“ versehen werden. In der Tat ermöglichten Spenden aus den USA den Wiederaufbau, wobei die Geschichte des Hilfswerks für die Bibliothek selbst zum Politikum wurde und keineswegs harmonisch verlief. Genausowenig wie die Einweihung: Whitney Warren wollte den Siegerhinweis unbedingt anbringen, die Bibliotheksleitung war dagegen und schließlich gelangten die Steine mit der Mahnung an das teutonischen Wüten nicht an die Fassade. Zahlreiche Bürger der Stadt waren damit gar nicht einverstanden und so geriet die Eröffnung zu einer hitzigen Angelegenheit.

keystone

Auch dies ist ein Keystone zur Geschichte: Die Spender für den Neubau der Bibliothek in Leuven wurden in der Fassade namentlich (in Stein gemeißelt) archiviert. Die Lehrerbildungsanstalt Keystone State Normal School hieß in den 1920er Jahren tatsächlich noch so. Allerdings änderte sie ihren Namen im Jahr der Eröffnung der Bibliothek in Kutztown State Teachers College. Am Ende der Namenskette steht heute Kutztown University of Pennsylvania.

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Die kleine Schwester der Filmmusik. Soundtracks für E-Books. Ein Gastbeitrag von Oliver Bendel.

Posted in LIBREAS aktuell by libreas on 20. Oktober 2011

Im Radiofeuilleton des Deutschlandradio Kultur berichtete heute Dirk Fuhrig über die Möglichkeiten intaktiver Elemente bei E-Books: Wenn das Buch sprechen lernt. In der Tat erscheint das Medium mit mehr Potential ausgerüstet, als dass man sich auf die reine Textwiedergabe im Sinne eine Simulation des gedruckten Buches beschränken sollte. Diese Facette auszunutzen könnte ein Teil dessen sein, womit sich Verlag im 21. Jahrhundert neu erfinden. So wie es der Autor Ben Tarnoff im Roundtable-Weblog bei Lapham’s Quarterly ebenfalls an diesem Donnerstag als Alternativszenario zum gern vorhergesagten finalen Niedergang der Branche einforderte:

„This is the possibility that book publishing, despite its many antiquated practices and inefficiencies, is more adaptive than its critics give it credit for; and that the current convulsions, far from being unprecedented, are only the most recent phase in a centuries-long story of radical reinvention. The production and distribution of books have changed dramatically over the last twenty decades, and whenever they do, the publishing landscape endures another of those wrenching spasms that periodically clobber anyone adventurous enough to build a business on such quaky ground.“ (The Worst Business in the World )

Ob die radical reinvention allein über das simulierte Papier erfolgreich sein kann, ist trotz der derzeit extrem forcierten Werbung für die entsprechenden Lesegeräte ziemlich offen. Entsprechend spannend ist, welche Alternativen und Weiterentwicklungen zum traditionellen E-Book entwickelt werden und sich behaupten.

In einem Gastbeitrag für dieses Weblog beschreibt nun Oliver Bendel eine der Optionen zur multimedialen Anreicherung elektronischer Bücher.

(red.)

Die kleine Schwester der Filmmusik

Soundtracks für E-Books (more…)

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Stammhalter? Eine Diskussion zur Rolle der Bibliotheken unter dem Baum der Erkenntnis. Am 24.10.

Posted in Hinweise, LIBREAS aktuell by Ben on 20. Oktober 2011

Wohin rollst Du Äpfelchen…? Vom Baum der Erkenntnis, der nicht wenigen ein Apfelbaum war, fällt es, glaubt man der Sprichtwortweisheit, nicht weit vom Stamm. Aber eben, glaubt man der biblichen Schöpfungsgeschichte, direkt in die Sünde. Also bereits wortgeschichtlich nicht zum Bonus sondern zum Malus. Glaubensgeschichtlich ist Erkenntnis folglich nicht unbedingt etwas Gutes. Fortschrittsgeschichtlich, so glauben wir, das einzige Ziel.

So arbeitet sich Wissenschaft vom Steckling an hoch in der Hoffnung auf neue Ernte. Wir stellen uns auf die Schultern der Giganten, um in den Wipfeln nach den Schönsten der Schönen von Boskoop (oder anderen) zu greifen. Wie ergiebig das sein wird, kann nur die Zukunft zeigen, die allerdings ihrer Natur nach immer ungewiss war, ist und sein wird. Was uns nicht daran hindern soll, das Beste zu hoffen. Und darüber zu reden.

Zum Beispiel am kommenden Montag. Fabelhaft bibelnah wie twittertauglich fasst die Überschrift der dann stattfindenden Podiumsdiskussion im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum den für den Menschen entscheidenden Schritt des dritten Kapitels des Genesis zusammen: „Vom Baum der Erkenntnis zum Social Network“.

bibliothek_bank

Noch hängt recht viel Laub vor der Bibliothek. Aber der Boden zeigt, dass diesen Baum eine Zeit des Welkens erwartet, die den Blick freier macht. Die Blätter fallen und werden zum Bodensatz. Die Bank als Symbol der Begegnung wartet bereits auf ihre Besetzer. Aber werden sie auch kommen? Hält man sich an die Meteorologik der menschlichen Lebenswelt, ist es wahrscheinlicher, dass die Bedingungen, die das eine zum Blühen bringen auch das andere ersprießlich werden lassen. Insofern trügt und trübt die Ausschließlichkeitsperspektive der Entwicklungsrethorik eventuell. Und wir brauchen beides: Das Social Network nah der Wurzelwerke des Baums der Erkenntnis und sein schattenspendendes Dach über der Plauderzone. Am besten in linder Frühlingsluft.

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#oebt11 : Echtzeit – Visualisierung und Download von Tweets

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS.Visualisierung by libreas on 20. Oktober 2011
kann jemand ein Archiv bei twapperkeeper für den Hashtag #oebt11 einrichten? Hab mit zwei Archiven das Gratislimit schon überschritten

beschreibt librarymistress ein klassisches Problem des Social-Media Monitorings anhand von Twitter.  Zwar bestehen Online-Archive für Tweets, allerdings führt die rigide  Twitter-Politik dazu, dass Services wie TwapperKeeper keinen benutzerfreundlichen Download der Daten für die eigene Tabellenkalkulation anbieten dürfen (siehe TwapperKeeper Blog).

Als Alternativen bieten R und der neue Cloud-Computing Service OpenCPU Möglichkeiten, sich seinen eigenen Echtzeit-Export inklusive Visualisierung anzulegen .

Echtzeit-Export als csv, unter

http://beta1.opencpu.org/R/call/store:tmp/8f81a308a4f8898f0aff6ba41bead5e4/csv?tag=%22oebt11%22

Echtzeit-Visualisierung:

http://beta1.opencpu.org/R/call/store:tmp/8f81a308a4f8898f0aff6ba41bead5e4/png?tag=%22oebt11%22

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Die Bibliothek in der Literatur. Heute: Robert Bobers Pariser Dokumentation.

Posted in Die Bibliothek in der Literatur, LIBREAS.Feuilleton by Ben on 14. Oktober 2011

(zu:  Robert Bober (2011) Wer einmal die Augen öffnet, kann nicht mehr ruhig schlafen.
München: Verlag Antje Kunstmann.)

Eine für Stadtsoziologen und Ethnografen wenig überraschend These lautet, dass der gebaute Raum mit seinen diversen Einschreibungen von Architektur bis zur Gebrauchsspur selbst schon die Rolle eines kulturellen Archivs übernimmt. Je intensiver und vielschichtiger ein Stadtleben ist, desto nachhaltiger neigen diese Spuren zu sein. Die künstlerische oder literarische Auseinandersetzung mit dem konkreten Stadtraum nimmt diesen Effekt auf und hebt ihn auf zusätzliche Stufe: Die Spuren einer Stadt werden im Werk in einer separierten und übertragbaren Form aufgezeichnet.

Für das mit solchen Auf- und Nachzeichnungen nun wahrlich nicht zu knapp versehene Paris legte jüngst der Münchner Verlag Antje Kunstmann mit der Übersetzung eines Erinnerungsromans mit dem so bedeutungsverheißenden wie sperrigen Titel Wer einmal die Augen öffnet, kann nicht mehr ruhig schlafen. (On ne peut plus dormir tranquille quand on a une fois ouvert les yeux) ein weiteres Dokument auf den Stapel literarischer Parisiana. (more…)

Eigenlob und Fremdlob aus Wendezeiten. Rezension

Posted in LIBREAS.Feuilleton by Karsten Schuldt on 12. Oktober 2011

Rezension zu: Baron, Günter & Riese, Reimar (Hrsg.) / Wendezeit – Zeitwende in deutschen Bibliotheken : Erinnerungen aus Ost und West. – Berlin : BibSpider, 2011

Es ist nicht wirklich so, dass allgemein nach neuen Büchern über die Wendezeit verlangt wird, gerade nicht mit solch einer Spezialisierung wie dem Bibliothekswesen. Aber es hat auch niemand etwas dagegen, wenn sie erscheinen. Ungefähr so unmotiviert wird auch das Herausgeberwerk von Günter Baron und Reimar Riese aufgenommen werden. Es füllt keine Lücke im Wissensstand, es liefert keine wirklich neuen Einsichten, aber es ist auch kein schlechtes oder gar vollkommen überflüssiges Buch. Man ist nach dem Lesen weder begeistert noch abgeneigt.

Wendezeit – Zeitwende in deutschen Bibliotheken beginnt mit der Aussage, dass zwar viele Quellen zum Themenbereich Wende im deutschen Bibliothekswesen erscheinen seien, aber noch wenig subjektive Berichte von Handelnden dieser Zeit vorlägen. Dies soll mit den Werk geändert werden. Abgesehen davon, dass die Behauptung, es gäbe ausreichende Quellen zur Wendezeit, etwas überrascht, kann man dem Ansinnen selber nicht widersprechen. Allerdings schaffen es die publizierten Texte nicht ganz, die Möglichkeiten einer solchen Dokumentation auszuschöpfen. Dies wird seinen Grund auch darin haben, dass nur ein Teil der Angefragten einen Text geschrieben hat. Allerdings hätten die Herausgeber auch stärker eingreifen können. (more…)

Take Humboldt? Ein Bildband zum Ivy-Style.

Posted in LIBREAS.Feuilleton, LIBREAS.Style by Ben on 5. Oktober 2011

Besprechung zu: Hayashida, Teruyoshi; Ishizu, Shosuke; Kurosu, Toshiyuki; Hasegawa, Hajime (2010) Take Ivy. Brooklyn: PowerHouse Books. 1st English Edition. 142 S.  –  ISBN: 9781576875506

Das Wintersemester blättert so nach und nach in die Universitätsgebäude und damit in einer Modemetropole wie Berlin nicht nur für Erstsemester die Frage, wie man sich angemessen kleidet. Die Paris Fashion Week ging gerade zu Ende und bot ab und an sogar bibliothekstaugliche Modelle. Allerdings gilt auch, dass wer sich eine von Phoebe Philo entworfene Garderobe der Saison leistet, selten das Interesse verfolgt, Bibliotheks- und Informationswissenschaft zu studieren. Man mag dies bedauern, muss es aber akzeptieren, bis irgendwann der schwarze Schwan dieses Klischees in der Dorotheenstraße über den Weg schwimmt.

Wenigstens die männlichen Studierenden haben es ohnehin einfacher. Wenn sie nachts davon träumen möchten, dass das i in der Berlin iSchool of Library and Information Science nicht nur für Information steht, sondern auch einen Hauch von Ivy übernimmt, finden sie in der letztes Jahr übersetzten Neuausgabe der japanischen Programmschrift „Take Ivy“ das passende Leitwerk.

Zum Mitnehmen oder zum Hierlesen ist bei der Ivy-Kultur keine Frage. Zu ihr kommt man, um zu bleiben. Allerdings ist der kleine Band selbst dafür ein Rapport aus einer anderen Zeit. Und ohnehin scheint es fast wichtiger, sich bei allen Anleihen mit grundständiger Gelassenheit (und mit Käsekuchen und Kakao) immer auch ein wenig selbst zu erfinden.

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LIBREAS #19: Zensur und Ethik

Posted in LIBREAS aktuell by libreas on 3. Oktober 2011

Mit einigen Tagen Verzögerung freuen wir uns, das Erscheinen der Ausgabe #19 der LIBREAS zum Schwerpunktthema Zensur und Ethik zu verkünden zu können.

Das Thema ist mit dieser Ausgabe nicht erschöpfend behandelt. Vielmehr würde wir uns wie immer freuen, wenn die Artikel dieser Ausgabe Diskussionen anstoßen, die auch gerne in weiteren Ausgaben geführt werden können.

Anmerkung: Aus technischen Gründen können die PDF-Versionen der Artikel erst in einigen Tagen nachgereicht werden. Nachgereicht wird auch eine Erläuterung des Titelbildes.

„Join the dots“ – Die Financial Times trägt Polka

Posted in LIBREAS.Style by libreas on 2. Oktober 2011

In ihrer Wochenendausgabe vom 10. September entdeckte die Financial Times Polka Dots als den Trend der diesjährigen Herbst/Winter Kollektionen und rät dringend zum Kauf:

Polka dots are classic that comes back into fashion reliably as a boomerang.

Interessant wird es, wenn die Hinwendung von Paul Smith oder Lavin zum Lieblingsmuster aller Bibliothekarinnen sogar zu einer Renaissance des Librarian Chics führen würde wie wir es in den Jahren 2007/2008 auf den Laufstegen entdecken durften (vgl. Th. Helbing (2008) Das Knistern zwischen den Bücherregalen. LIBREAS (13) ). Bis dahin lässt sich die aktuelle Garderobe z.B. bei Topshop (siehe Bild) auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten nachhaltig ergänzen.