LIBREAS Preprint No. 3. Joachim Losehand: Moskenstraumen.
LIBREAS Preprint 03/2009
Moskenstraumen
von Joachim Losehand
Pack’ die Badehose ein
Der Semiotik ist alles Zeichen. Religion als angewandte Semiotik, die dem Göttlichen zugeneigt ist, setzt voraus, daß Weltgeschehen, respektive der Kosmos als Ganzes direkt oder implizit zeichenhaft Willensäußerung des Numinosen sind. Der religiös Professionelle ist auch insofern Vermittler zwischen der himmlischen und irdischen Sphäre, als er Deuter dieser numinosen Semantik ist. Sei es der Schlag der Wellen, der Flug der Vögel, die Beschaffenheit innerer Organe eines Opfertiers oder die göttlichen Orakel und Ratsprüche, auf die nicht nur die bayerische Staatsregierung angewiesen ist: Sie alle bedürfen der eingehenden Auslegung, der kundigen Exegese. Eine kranke Leber ist nicht einfach eine kranke Leber, eine weiße Rose nicht einfach eine weiße Rose. (more…)
Pur oder püriert? Wissenschaftskommunikation zwischen Blog und Journalismus.
Ein Kommentar zu Lugger, Beatrice (2009): Die puren Stimmen der Wissenschaft. Blogs bringen eine neue Dynamik in Forschung und Medien. In: Gegenworte, H. 21, S. 26–29.
von Ben Kaden
Wissenschaftsblogs werden mitunter im Umfeld des „Science 2.0“, in das auch manchmal Open Access gezählt wird, gern als eine perspektivisch maßgeblich Variante der Wissenschaftskommunikation angesehen. Beim Bloggen gilt dies aktuell allerdings weniger für die traditionell formalisierte Wissenschaftskommunikation über Publikationen, mitunter für die informelle Kommunikation der Wissenschaftler untereinander und zumeist vor allem für etwas, was auch unter der Bezeichnung „Public Understanding of Science“ gefasst wird: Die Kommunikation zwischen Wissenschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit.
Daneben existieren selbstverständlich auch Weblogs, die innerhalb einer Fachgemeinschaft ähnlich den Mailinglisten als Kommunikationswerkzeug genutzt werden, jedoch in geringerer Zahl (vgl. dazu auch hier). In der Regel erfüllen sie die Funktion einer koordinierenden Metakommunikation, die durchaus in den Bereich der informellen Wissenschaftskommunikation einzurechnen ist. (more…)
LIBREAS Preprint No. 2. Joachim Eberhardt: Wiederholung erzeugt keine Wahrheit.
Vorbemerkung der Redaktion
Der am Mittwoch hier zugänglich gemachte erste Preprint für die nächste Ausgabe von LIBREAS erfreute sich schnell einer Resonanz, die wir kaum für regulär publizierte Artikel kannten. Die Gründe sind offensichtlich: Mit einem derart kontroversen und medial außerordentlich präsenten Thema wie diesem bewegt man sich auf einem sehr schwingenden Resonanzboden und umso stärker, wenn Autoren eindeutig Stellung beziehen möchten.
Die Reaktionen auf die Veröffentlichung sind relativ gemischt: sie reichen von einem neutral „Warum nicht“ bis zu großer Überraschung. Manch einem wird dabei gleich das ganze Medium suspekt, andere vermuten Schwächen in der Qualitätskontrolle.
Dabei werden zwei Aspekte übersehen: Einerseits ist LIBREAS ein Medium, ein Vermittler, und kein Sprachrohr einer bestimmten Richtung. Andererseits ist ein Preprint ein Text vor der eigentlichen Publikation. Uns geht es darum, dass sich ein Text und seine Aussagen über die Vorveröffentlichung der Diskussion stellt, die als eine Art „Open Peer Review“ funktioniert. Es geht um die Debatte, aus der heraus eine Rückkopplung zwischen dem Autor und seinen Lesern ermöglicht wird.
Wir als Redaktion von LIBREAS möchten einer solchen Diskussion Raum geben. Die Redaktion selbst bezieht aber keine Position. Möglicherweise treten ihre Mitglieder selbst in die Diskussion ein. Dabei wechseln sie jedoch die Rolle und werden ihrerseits zu Autoren, die unter gleichen Bedingungen in die Debatte einstiegen, wie alle anderen Autoren auch. Uns ist bewusst, dass dies mitunter eine nicht ganz einfach zu bewältigende Gratwanderung ist. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass sie gelingen kann.
LIBREAS als Medium enthält sich so weitgehend wie nur möglich einer schematischen Positionierung. Uns interessiert nicht das „Sag mir wo Du stehst“, sondern „Erklär mir, was Du denkst.“ In der Presselandschaft würde man diesen Standpunkt vielleicht als „überparteilich“ bezeichnen. Dies war und wird immer die Redaktionstätigkeit mit ihrer Auswahl und Begutachtungsfunktion leiten.
Wir zählen darauf, dass sich auch unsere Leserschaft selbst mit so harten Bandagen geführten Debatten nicht in Freund-Feind-Schemata vergräbt, sondern Interesse an einer Debatte hat, die zunächst alle Argumentationslinien gleichberechtigt als legitime Bestandteile des Diskurses akzeptiert, um sie dann auf ihre jeweilige Stichhaltigkeit zu prüfen. Wir gehen davon aus, dass sich das bessere Argument durchsetzt und nicht die lautere Stimme.
Die LIBREAS Preprints verstehen sich also als eine Einladung zur sachlichen Auseinandersetzung mit Positionen, wobei die Redaktion die Beiträge weitgehend ungefiltert zur Diskussion stellt. Im besten Fall wird so eine Art „Open Review“ ermöglicht, wie es auch bei Twitter angeregt wurde. Der Beitrag Eric Steinhauers (Jochum über Open Access in Libreas, 07.07.2009) in seinem Weblog „Wissenschaftsurheberrecht“ lässt sich als Bestandteil eines solchen verstehen. Einen weiteren Kommentar gibt es in Archivalia.
Sehr umfänglich äußert sich Joachim Eberhardt. Wir freuen uns daher, seinen Text als LIBREAS PrePrint als Anschlussbeitrag zu „Der Souverän“ an dieser Stelle in die Diskussion einzubringen. Reaktionen auf diesen Text sind ebenfalls sehr gewünscht und können entweder als Kommentar oder per E-Mail an redaktion@libreas.eu beigesteuert werden.
LIBREAS Podcast # 13: Felix Sasaki
Prof. Felix Sasaki trat im März 2009 an der Fachhochschule Potsdam eine Professur im Fachbereich Informationswissenschaften an. Zuvor arbeitete er in Japan für das World Wide Web Consortium im Bereich Internationalisierung. Im Rahmen seiner jetzigen Professur beschäftigt er sich mit den Themen Metadaten und Standardisierung. Unter anderem sprechen wir in unserem Podcast über die Arbeit des W3C bei der Erstellung und Pflege von Webstandards, über die Ziele Prof. Sasakis in seiner Lehre und Forschung. Wir diskutieren aber auch die Entwicklungen im Bereich der informationsbasierten Berufsbilder, die Entwicklung des Semantic Web und von Suchmaschinen.
LIBREAS Preprint No. 1. Uwe Jochum: Der Souverän.
Selbst für eine elektronische Zeitschrift vollzieht sich manche Debatte zu flink. Oder überrascht mit einer unerwarteten Intensivierung der Diskussion, nachdem ein Beitrag oder eine Ausgabe zum Thema erschien. Um zukünftig möglichst zeitnah zu einer laufenden Diskussion beitragen zu können, beginnen wir heute mit der Vorpublikation von Beiträgen, die uns für die reguläre LIBREAS-Ausgabe erreicht haben, aber wichtig genug erscheinen, um bereits vorher in den Diskurs einzufließen. Dies geschieht selbstverständlich immer in Rückkopplung mit den Autoren und dem konkreten Ziel, weitere Diskussionsbeiträge anzuregen. Die Beiträge werden sowohl in diesem Weblog wie auch unter der URL http://www.libreas.eu/preprints/ veröffentlicht. Den Auftakt bildet ein Text Uwe Jochums zu dem wohl momentan zentralen Thema: der Debatte um das Urheberrecht, den Heidelberger Appell und Open Access. Nachfolgend gibt es eine Einleitung zum Thema. Ungeduldige können aber auch direkt zum Volltext springen.
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