LIBREAS.Library Ideas

It’s the frei<tag> 2013 Countdown (21): Mission possible

Posted in LIBREAS.Feuilleton by libreas on 1. März 2013

von Manuela Schulz

Es ist zwar nicht Usus Rezensionen zusammenzufassen und das Rezensierte damit noch mehr zu filtrieren. Aber manchmal bietet es sich doch an. Jürgen Plieningers Besprechung zu R. David Lankes‘ The Atlas of new Librarianship in der BuB-Februar-Ausgabe ist jedenfalls ein guter Anlass für eine weitere Reflektion, zumal es sich um das „Best Book in Library Literature 2012“ der ALA handelt.

Im Atlas geht es im Kern, so Plieninger, um nichts weniger als die Zukunft – die Zukunft der Bibliotheken. Das hell und optimistisch klingelnde „new“ erweckt diese Zukunft als optimiertere Fassung der Gegenwart. Und das, was kommt, steht nicht etwa im Zeichen der Abhängigkeiten von Technologien oder Institutionen, so Plieninger, sondern liegt in den Händen der Akteure. Daher auch Atlas of Librarianship, nicht Atlas of Libraries, auch wenn die in Bibliotheken Tätigen möglicherweise dem gleichnamigen Titanen gleich die Bibliothek gewordenen Himmelreiche (zum Beispiel des Wissens) abstützen. Allein der Titel des Buches erweist sich bereits als inspirierend (ein schönes Gegenbild zum uninspirierten Bild alter Bibliothekar-als-Hüter-des-Buches-Klischees). Es geht insgesamt um die Wechselwirkung zwischen dem Stetigen und dem Fließenden. Man kennt den Tenor:  „Nur was sich ändert, bleibt.“ oder „Ändere dich, bleib‘, der du bist.“ (Urs Jaeggi).

Dass diese Veränderung reflektiert stattfinden muss, versteht sich von selbst. So geht es bei Lankes um die Positionierung der Bibliothek in der Gesellschaft, die durch die handelnden Bibliothekarinnen und Bibliothekare stetig von neuem überprüft werden muss. Plieninger stuft den Atlas als Pamphlet über den Auftrag von Bibliothekarinnen/ Bibliothekare […]“ ein, in dem sich „Teilnahme, Stimulierung, Erschließung und Kommunikation in unterschiedlichen Communities […] und in der Generierung von Wissen innerhalb derselben“ als Leitsterne sammeln. Diese werden über das Handeln erreicht, für das Technologien, Bestand und Dienstleistungen laut Lankes nur Werkzeuge seien, die, so Plieninger, „angewendet werden können, wenn das eigene Handeln eine klare Ausrichtung hat“. Wir brauchen also ein Ziel vor Augen. Oder eben eine „Mission“. Der Handlungsauftrag (die „Mission“) der Akteure in der (öffentlichen wie auch wissenschaftlichen) Bibliothek ist, „to improve society through facilitating knowledge creation in their communities“ (MIT Press). Jürgen Plieninger übersetzt dies als „Kuratieren von Information und Wissen“. Dahinter steht also allgemein der in der Wissensgesellschaft integrierend zu wirken.

Der Weg zu diesem Ziel liegt in einer erweiterten Ausrichtung hin zur Pädagogik und den Sozialwissenschaften, so liest man bei Lankes. Bei LIBREAS läuft er damit naturgemäß offene Türen ein. Ich jedenfalls wünsche mir den Kanon der Bibliotheks- und Informationswissenschaft auch zum Beispiel um organisations- oder stadtsoziologische Theorien erweitert. Die Transferleistung auf die spezielle Anwendung für das Bibliothekswesen müssen wir selbst erbringen. Die Wissenschaftliche Bibliothek ist ein wissenschaftssoziologisches Labor ersten Ranges und die Stadtbibliothek  kann Ähnliches für die Urban Studies sein. Wer sich die Map zum zugehörigen Atlas anschauen will, der findet neben dieser weiteres Material zum Buch auf dem von Lankes betriebenen Blog.

Alles ist auf Zukunft eingestellt: der März bringt hoffentlich den Frühling mit der ersehnten Sonne, Tulpen geben eine Vorahnung.

Alles ist auf Zukunft eingestellt: der März bringt hoffentlich den Frühling mit der ersehnten Sonne. Die Frühblüher in den Schaufenstern geben bereits seit Jahresbeginn eine Vorahnung. Nach der trüben Winterpause folgt der Aufbruch; in ein neues Jahr voller Hoffnungen, Wünsche, Ziele, Pläne, Ideen – und eben Missionen.

Nun kann man fragen, inwieweit sich diese Richtungen, die „Mission“ Lankes‘ und das sich wandelnd-bleibende Berufsbild in den Programmen der anstehenden Tagungen niederschlagen. Der März bietet ja geradewegs ein fulminantes Aufgebot an Konferenzen für unsere Profession und lässt so einigen von uns sicher für ein paar Wochen ein Leben führen, für das man sich als Titel „Menschen im Hotel“ ganz gut eignet.  Mit der InetBib vom 4.3. bis 6.3. beginnt der Tagungsmärz, gefolgt vom 5. Kongress Bibliothek & Information Deutschland vom 11.3. bis 14.3. und mit ein wenig Verschnaufpause geht es dann auf das vom 19.3. bis 22.3. stattfindende 13. Internationale Symposium für Informationswissenschaft.

Der Bibliothekskongress setzt mit seinem Motto „Wissenswelten gestalten“ immerhin bereits die Handlung in den Fokus und hat mit dem Themenschwerpunkt Qualifikation für neue Dienstleistungskompetenz eine mögliche Auseinandersetzung mit dem Berufsstand geschaffen. Vielleicht ist das auch ein Thema für die frei<tag> 2013, die im Anschluss an die 13. ISI in Potsdam stattfindet?

Vor ein paar Tagen übrigens hatte ich mit einem Kollegen eine kurze Diskussion darüber, wofür Bibliothekare kompetent seien, was sie leisten und welche Dienstleistungen sie anbieten können. Die könnte und sollte man sicher verlängern. In der kurzen Fassung gab es die eine Haltung, wir halten uns etwas zurück und die andere, wir mischen uns ein. Bleibt zu hoffen, dass beide Positionen sich stets ergänzen und zu neuen Positionen führen. Denn das ist die Mission: ändern, um zu bleiben. Reflektieren wir darüber, dann haben wir übrigens eine dritte Form der Bibliothekssoziologie: die der selbstreferenziellen Beobachtung unseres kollaborativen Stützens der Gesellschaft.

[Jürgen Plieninger, Die Zukunft liegt im Kuratieren von Information und Wissen. Ein neuer Ansatz für das ‚librarianship‘, BuB 65 (2013), S. 149-150]

It’s the frei<tag> 2013 Countdown (22): Wieder mehrgliedrig werden?

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS.Debatte, LIBREAS.Feuilleton by Karsten Schuldt on 28. Februar 2013

von Karsten Schuldt

Der Trend in den deutschsprachigen Bibliotheken geht hin zu eingliedrigen Systemen. Zentrale neue Gebäude, dafür Schliessung von kleinen Filialen, Zentralisierung von Diensten und so weiter. Das gilt teilweise als der einzig sinnvolle Weg, heute Bibliotheken zu organisieren. Als das Grimm-Zentrum, also das Hauptgebäude der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin auf dem Campus Mitte, neu eröffent wurde, wurden zahlreiche kleinere Institutsbibliotheken im Umfeld geschlossen (Wobei klein relativ ist. Die Bibliothek der Sozialwissenschaften war grösser als viele Gemeindebibliotheken es jemals sein werden.). Das galt als einzig richtiger Weg, weil: Eingliedrig (mit Einschränkungen). Und es gibt Argumente dafür: Bibliothekarische Dienstleistungen lassen sich zentral besser erfüllen; die Nutzerinnen und Nutzer haben direkten Zugriff auf viel mehr und viel unterschiedlichere Bestände; mit dem grossen Foyer und den Arbeitsecken konnten social spaces geschaffen werden, die in kleineren Bibliotheken so nicht möglich wären. (Wobei auch das relativ ist. In der Sozialwissenschaft gibt es immer noch einen grossen Eiingangsbereich vor der ehemaligen Bibliothek, der als social space wirkt.) Mehr Begegnungen sind möglich. Wie gesagt: Es gilt als richtiger Weg.

Nimmt man allerdings die englischsprachige Literatur der letzten Monate wahr, fällt dort etwas auf, was im deutchsprachigen Diskurs noch nicht so klar zu Tage tritt. (Die französische Literatur steht etwas dazwischen. Im letzten Jahr hatte die BBF einen Schwerpunkt La bibliothèque minimale [57 (2012) 2]. Aber viel mehr auch nicht.) Immer öfter wird argumentiert, dass diese Zentralisierung nicht der einzig richtige Weg wäre. Vielmehr: Manchmal wird er auch als falsch benannt. Einige Beispiele:

  • Johannsen, Carl Gustav (2012) / Staffless libraries – recent Danish public library expereinces. In: New Library World 113 (2012) 7/8, 333-342. In diesem Text berichtet Johannsen von Bibliotheksfilialen, vor allem im ländlichen Raum Dänemarks, die nahezu vollständig ohne Personal auskommen. Die Ausleihe wird von den Nutzerinnen und Nutzern selber vorgenommen, ebenso die Rückgabe, die Bestandspflege wird von grösseren Bibliotheken betrieben. Die Filialen sind Videoüberwacht, bei einigen bedarf es Bibliotheksausweise zum Eintritt. Ansonsten funktionieren sie ohne Personal. Ein Argument für diese Filialen ist, dass sie von den Nutzerinnen und Nutzern gewünscht werden. Die ersten wurden eingerichtet, als kleine Filialen geschlossen werden mussten und es dagegen Proteste gab. Wenn die Nutzerinnen und Nutzer mehr Beratung wünschen, gehen Sie offenbar in die nächste bediente Filiale; aber zumeist reicht Ihnen das Angebot der staffless libraries vollkommen aus.
  • Shumaker, David (2012) / The Embedded Librarian : Innovative Strategies for Taking Knowledge Where it’s Needed. Medford, N.J. : Information Today, 2012 und Kvenhild, Cassandra ; Calkins, Kaijas (2011) / Embedded Librarians : Moving Beyond One-Shot Instruction. Chicago : ALA, 2011 sind nur zwei Monographien aus einer ganzen Reihe von Publikationen, die den Begriff Embedded Librarianship nutzen und versuchen, in die Diskussion einzuführen. Embedded Librarians sind solche, die in Hochschulen und Forschungseinrichtungen direkt in den Forschungsprozess eingebunden sind; die eher ihre Arbeitsplätze und Büros in den Forschungsgruppen und Institutionen haben als in der Bibliothek, die mit an der Forschungsplanung und -durchführung beteiligt sind. Ihre Verbindung zur jeweiligen Bibliothek ist dagegen zum Teil sehr lose. Grundsätzlich soll eine solche Arbeitsweise dazu beitragen, dass die Librarians gleich dann, wenn Informationsfragen auftreten, beweisen können, dass sie diese lösen können. Also nicht Warten, bis ein Forschender oder einen Forschende auf die Idee kommt, man könnte auch in der Bibliothek nachfragen, sondern gleich aufspringen und sagen: „Wir haben da Datenbanken für“. Die Embedded Librarians sollen zu anerkannten Informationsexpertinnen und -experten werden. (Hier lässt sich sehr schön das Konzept des data librarians oder data currator anschliessen.)
  • Archer-Capuzzo, Sonia (2013) / Fieldwork and the Music Librarian : How Music Librarians Can Help Researchers Conduct High-Quality Fieldwork. In: Music Reference Services Quarterly 16 (2013) 1. Archer-Capuzzo argumentiert, dass Musikbibliothekarinnen und -bibliothekare (die laut der Autorin alle selber Musikerinnen und Musiker seien) die Forschenden nicht nur mit dem Bestand ihrer Bibliothek unterstützen sollen, sondern beispielsweise Netzwerke mit anderen Bibliotheken aufbauen, um die Forschenden der eigenen Institution bei ihren Feldstudien an vertrauenswürdige Bibliotheken vor Ort verweisen zu können. Bibliotheken müssten sich als Labor der Forschenden etablieren und beispielsweise ein Interesse an den Forschungen entwickeln. Die Forschenden selber wüssten nicht, was die Bibliotheken alles bietet. Woher auch? Es wäre die Aufgabe der Bibliothek, die eigenen Angebote an den richtigen Stellen in den Forschungsprozess der Forschenden zu bringen.
  • Priester, Andy ; Tilley, Elizabeth (2012) / Personalising library service in higher education : the boutique approach. Farnham : Ashgate, 2012. In diesem Sammelband wird – basierend auf Erfahrungen aus der Univeristätsbibliothek in Cambridge und anderen Einrichtungen vor allem in Grossbritannien – argumentiert, dass sich Bibliotheken am Konzept von Boutique Hotels orientieren müsssten. Die Aufgabe wäre, die Nutzerinnen und Nutzer möglichst direkt und persönlich zu betreuen, über das Geforderte hinauszugehen und personalisierte Angebote zu machen. Vorbild seien Luxushotels. Warum? Weil dies effektiver wäre und zu einer besseren Nutzung führen würde. Die Bibliothek müsste so organisiert werden, dass Aufgaben, die zentral organisiert werden können, beispielsweise der Bestandaufbau, zentralisiert werden; aber immer, um Zeit und Platz für personalisierte Beratung und Angebote zu schaffen. Aufgabe wäre es, vom Blickwinkel der Nutzerinnen und Nutzer her zu denken. Die wöllten nicht wissen, wie die Bibliothek zu organisieren sei, sondern sich möglichst eng betreut und ernstgenommen fühlen. Ein zehnminütiges Gespräch mit einer oder einem Studierenden, bei dem diese oder dieser sich ernst genommen fühlte, würde dann mehr Effekte haben (auch über Mundpropaganda), als die besten Bibliothekseinführungen im Klassenverband. Richtig geplant liesse sich dies mit den heutigen Kosten umsetzen, aber höhere Effekte für die Nutzerinnen und Nutzer erbringen. Dies bedeutet unter Umständen auch, mehr kleine Filialen auf einem Campus zu betreiben, Räume ausserhalb der Bibliothek einzurichten etc.
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Individuelle Betreuung durch eine hohe Betreuungsdichte. Noch befindet sich die Kantonsbibliothek St. Gallen, die Vadiana, in einem Bibliotheksgebäude, dass erbaut wurde, als fast alle wissenschaftlichen Bibliotheken – auch die allgemeinwissenschaftlichen Bibliotheken oder Bildungsbibliotheken wie diese – einem solchen Konzept folgen konnten. Viel Personal für relativ wenig Nutzerinnen und Nutzer. Das hat als Gebäude auch heute seinen Charme, stösst aber an seine Grenzen, wenn die Nutzungszahlen immer weiter wachsen. Das frühe 20. Jahrhundert ist vorbei, die Kantonsbibliothek will weiterziehen, Volk und Regierung im Kanton sind unterschiedlicher Meinung, wie das geschehen soll. Die hohe Betreuungsdichte wird anschliessend vor allem den Nutzerinnen und Nutzern des Kantonsarchivs zugute kommen, das weiterhin in diesem Gebäude verbleiben wird.

Es gibt noch mehr solcher Publikationen. Man muss ihnen auch nicht allen zustimmen. Wahrnehmen sollte man aber die Dikursrichtung: Nicht die Zentralisierung in grossen Häusern wird als effektiv wahrgenommen, sondern das möglichst grosse Eingehen auf die Arbeit der Nutzerinnen und Nutzer (wobei Studieren als Arbeit der Studierenden gilt). Das ist eine andere Fragestellung als die, ob Nutzerinnen und Nutzer mit der bibliothekarischen Arbeit zufrieden sind. Es ist eher die Aufgabe, die einzelnen Nutzerinnen und Nutzer persönlich zu kennen, von Zeit zu Zeit auf sie zuzugehen und zu sagen: „Ich habe genau das, was du gerade suchst.“ Der Kollege Mumenthaler hat, als ich ihm vom boutique approach berichtete, das Beispiel des Plattenladens gebracht, in welchem er früher begrüsst wurde mit: „Ich habe da was, dass dürfte dir gefallen.“ So ungefähr darf man sich die Modelle in ihrer extremen Ausprägung vorstellen.

Wieder: Man muss das nicht gut finden, noch nicht mal als umsetzbar ansehen. (Wobei in Priester & Tilley (2012) argumentiert wird, dass es umsetzbar sei, wenn wir die heutige Technolgie sinnvoll einsetzen und in Netzwerken planen.) Aber es ist nicht zu übersehen: Es gibt offenbar ein Unbehagen mit dem Zentralisieren und Standardisieren von Bibliotheksdienstleistungen, das über ein „das ging früher auch anders“ hinausgeht. Ist das die Zukunft der Bibliotheken? (Wieder) Netze von lose gekoppelten Filialen mit einer hohen Betreuungsdichte zu bilden. Vielleicht, zumindest in Teilbereichen.

Guten Morgen 2013, komm doch (auch) nach Potsdam altes Haus

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen, LIBREAS.Feuilleton by Karsten Schuldt on 2. Januar 2013

Für den ersten Post des Jahres 2013 – das hoffentlich besser und erfolgreichen und interessanter und aufregender wird als 2012, wie man das sich ja immer wünscht – ein Hinweis auf das, was im laufenden Jahr mit der LIBREAS und dem LIBREAS. Verein passieren wird.

  1. Am 22. März 2013 wird, als Satellit des ISI, die nächste frei<tag>, also eine Unkonferenz des LIBREAS. Vereins, stattfinden. Das Motto lautet vorwärtsdrängend raum:shift [information science], es soll um nichts geringeres als eine Richtungsbestimmung des gesamten Wissenschaftsgebiets gehen. Die gesamte Einladung findet sich auf der Homepage des LIBREAS. Vereins. Mehr Informationen finden sich unter www.libreas-verein.eu/freitag. Das Social Event wird auf dem Theaterschiff Potsdam stattfinden (was alleine den Besuch schon lohnt). Wir würden uns über einen großen Zuspruch freuen.
  2. Wie auf der Mitgliederversammlung im letzten Jahr beschlossen – auf der übrigens alle Mitglieder des LIBREAS. Vereins stimmberechtigt sind – wird die LIBREAS im Jahr 2013 mit mindestens drei Ausgaben erscheinen. Die Call for Papers für die ersten zwei Ausgaben wurden schon veröffentlicht. Noch bis 31.01.2013 können Beiträge für die Ausgabe #22 Recht und Gesetz eingereicht werden. Bis zum 31.05.2013 ist der Call for Papers für die Ausgabe #23 Forschungsdaten, Metadaten, noch mehr Daten. Forschungsdatenmanagement geöffnet. Die Themen der folgenden Ausgaben werden sich in Zukunft zeigen. Wir hoffen aber wie immer auf zahlreiche, interessante, vorwärtszeigende und zum Denken anregende Einreichungen (auch außerhalb der Schwerpunktthemen).
  3. Am Ende des Jahres 2013 wird die LIBREAS ein anderes Aussehen haben als am Ende des Jahres 2012.
  4. Wir sind im letzten Jahr gewachsen. Wir hoffen, nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Die Redaktion umfasst seit Kurzem neun Personen – und damit erstmals nicht nur Personen, die an der Humboldt Universität studiert haben, was sich bestimmt auch auf die Ausrichtung des Zeitschrift auswirken wird -, der Verein hat einen steigenden Stamm an Mitgliedern. Wir deuten das unter anderem als ein steigendes Interesse an einer Kommunikation im Feld der Bibliotheks- und Informationswissenschaft, hoffen aber auch, mit der Zeit wirklich eine Infrastruktur anbieten zu können, die solche Diskussionsprozesse unterstützt. Neben der Zeitschrift selber veranstalten wir 2013, wie schon gesagt, die dritte Unkonferenz. Wir haben noch nicht entschieden, ob das eine regelmäßige Veranstaltung wird; aber egal wie diese Entscheidung ausgeht, wir haben ein Interesse an mehr Veranstaltungen. (Deshalb auch ein Verein, bei dem Personen sich anders engagieren können, als „nur“ mit Redaktionsarbeit.)
  5. Ein persönlicher Wunsch: Möge im Jahr 2013 die Selbstverständlichkeit (und der Mut) wachsen, mit der an Debatten der Bibliotheks- und Informationswissenschaft teilgenommen wird, mit der auch Personen aus „den praktischen Felder“ (also den Bibliotheken, Informations- und Dokumentationseinrichtungen, dem Information Brokering und so weiter) an ihnen teilhaben. Jedes Jahr schaue ich nach Silvester auf den philosophischen Teil meiner privaten Bibliothek und denke, wenn ich Kant sehe: „Sollten wir nicht längst im aufgeklärten Zeitalter leben? Gehört da nicht ein aufgeklärter Diskurs dazu?“ (Daneben steht dann die Dialektik der Aufklärung und der gesammelte Foucault. So naiv bin ich dann auch nicht, den Kant alleine zu nehmen. Und es geht selbstverständlich immer um das große Ganze, nicht nur die Bibliotheks- und Informationswissenschaft. But…) Einen solchen Diskurs, bei dem wir alle danach streben aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit uns zu befreien – einen solchen muss man üben. Ich hoffe, dass wir 2013 viel üben werden.
  6. 2012 gab es einige Debatten darüber, ob wir neue Pubikationsorgane im Bibliothekswesen und der Bibliotheks- und Informationswissenschaft benötigen. Und ja: Wir brauchen sie. Jetzt, Anfang 2013, sind diese Publikationsorgane nicht aufgetaucht (stattdessen vollkommen unerwartet eines aus München). Mögen diese Debatten nicht einfach einschlafen.

So denn auf ein Neues: Mehr Texte lesen, mehr Theoriearbeit machen, weniger Marketing, mehr Mut haben, Dinge zu sagen die wahr sind und Dinge, die falsch sind, falsch zu nennen. Mehr Unterschiedlichkeit in den Texten zulassen. Mehr Menschen in die Vereinsarbeit einbinden. Mehr Spass haben weniger Stress. Täglich ein gutes Gedicht lesen. Daran arbeiten dass es besser wird (alles). Die LIBREAS nicht nur in Berlin lassen. Auf ein neues. Auf 2013.

Karsten Schuldt, Berlin 02.01.2013

frei<tag> und Libreas Summer School 2012. Eindrücke

Posted in Hinweise, LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen, LIBREAS.Verein by libreas on 24. August 2012

Eine kurze Weiterleitung: Auf der Homepage des LIBREAS. Vereins findet sich ein Bericht über die frei<tag> und die LIBREAS Summer School 2012: hier.

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frei<tag> 2012 und LIBREAS-Sommer School. Einladung zu zwei Veranstaltungen

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen, LIBREAS.Verein by Karsten Schuldt on 20. Mai 2012

Der LIBREAS-Verein freut sich, für den August 2012 zu zwei Veranstaltungen einzuladen. Am 17. August wird in der Fachhochschule Potsdam die Unkonferenz frei<tag>-2012. Stand der Bibliotheks- und Informationswissenschaft stattfinden. (In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Informationswissenschaften, Fachhochschule Potsdam). Am darauf folgenden 18. August wird in der Humbodt Universität zu Berlin die erste Sommer School zu Methden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft veranstaltet. Zudem läd der Verein für diesen Tag zu seiner Jahresversammlung.

Die frei<tag> 2012 soll die Möglichkeit bieten, über die aktuellen Ziele, Trends, Fragen und Entwicklungen der Bibliotheks- und Informationswissenschaft zu diskutieren. Grundsätzlich bewegt sich unsere Wissenschaft weiterhin zwischen unterschiedlichen Disziplinen, zwischen einem theoretischen Anspruch und einer sehr praxisnahen Forschung, zwischen sehr auf die Ausbildung von Informationsspezialistinnen und -spezialisten ausgerichtete Einrichtungen, einer Forschung in größeren Bibliotheken, Archiven und Dokumentationseinrichtungen sowie einer an Einrichtungen und ausserhalb dieser betriebenen theorieorientierten Forschung. Gleichzeitig ist unbestritten, dass sich der Disziplin rasant neue Aufgaben, Fragen und Felder stellen. Wir wollen auf der Unkonferenz einen Raum schaffen, darüber zu diskutieren, in welche Richtung sich die Bibliotheks- und Informationswissenschaft bewegt, in welche sie sich bewegen sollte und was sie bislang daran hindert. Zugleich soll die Unkonferenz ein Treffen von Praktikerinnen und Praktikern der Wissenschaft darstellen, als auch einem Raum zum Entwerfen einer Zukunft der Disziplin.
Die frei<tag> 2012 ist als Unkonferenz organisiert. Dies bedeutet, dass alle Teilnehmenden als Expertinnen und Experten angesehen werden, die etwas zur Veranstaltung beitragen können und sollen. Über das genaue Programm wird zu Beginn der Veranstaltung gemeinsam abgestimmt. Alle sind eingeladen, Vorschläge für Workshops – keine reinen Präsentationen oder Vorträge – einzubringen.
Veranstaltungsort der frei<tag> 2012 ist die Fachhochschule Potsdam (Friedrich-Ebert-Straße 4, Potsdam). Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr und endet ab 18 Uhr mit einem Social Event.

Die LIBREAS Sommer School soll dazu beitragen, die Praxis der Bibliotheks- und Informationswissenschaft zu verbreitern und die Kommunikation im Feld zu unterstützen. Angeboten werden Workshops zur Publikation und Forschungsgestaltung, die vor allem an Studierende und angehende Praktikerinnen und Praktikern im gesamten Feld der praktischen Informationsarbeit sowie der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Forschung gerichtet sind. Veranstaltungsort ist das Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (Dorotheenstraße 26, Berlin). Die Workshops finden ab 11.30 Uhr statt.

Am gleichen Ort wird von 15-18 Uhr die Jahresversammlung des LIBREAS. Verein zur Förderung der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Forschung stattfinden.

Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos. Spenden für diese oder die weitere Arbeit des LIBREAS-Vereins sind willkommen. Weiter Informationen zu den Veranstaltungen werden auf https://libreas.wordpress.com und http://www.libreas-verein.eu publiziert.

It’s the frei<tag> Countdown. Noch 29 Tage.

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen, LIBREAS.Feuilleton by Karsten Schuldt on 12. Mai 2011

Vor Jahren einmal, 2001 um genau zu sein, trat Frank Steffel für die Berliner CDU als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl an. Das war und ist niemals eine gute Idee. Zwar dominiert die CDU in einigen Berliner Bezirken, aber die Regierung des Bundeslandes wird seit Jahren unter SPD, Linkspartei und Grünen ausgemacht. Für die im September 2011 anstehende Wahl lautet die Frage, ob Klaus Wowereit weiter Oberbürgermeister bleibt und wer aus der Linkspartei dann sein Vize wird oder aber, ob die Grünen es schaffen, die Regierung des zweiten Bundeslandes zu übernehmen. Das die CDU auch einen Bürgermeisterkandidaten hat, wird noch nicht mal wahrgenommen.
Dennoch war Frank Steffel einigermaßen medial präsent. Es war klar, dass er nicht gewinnen würde, aber er führte – im Gegensatz zu seinem heutigen Gegenstück, dessen Namen noch nicht einmal präsent ist – einen wahrnehmbaren Wahlkampf, der in gewisser Weise Miefigkeit und ein gewisses Verständnis der Großstadt miteinander verband. Die CDU in Berlin sah unter Steffel nicht aus, wie eine moderne Partei, aber doch wie eine, die bei aller Miefigkeit dem Rest der Metropole seine Metropolenhaftigkeit gelassen hätte.

Einer der prägensten Auftritte Steffels fand allerdings gar nicht in Berlin statt. Er besuchte damals das Oktoberfest in München und trat dort mit einer Rede auf, in welcher er unter anderem sagte, dass München die schönste Stadt Deutschlands wäre. Eine Verbeugung vor der Stadt, in der er sich gerade befand, könnte man sagen. Später änderte er seine Aussage und beharrte darauf, dass Rothenburg ob der Tauber die schönste Stadt wäre. Eine relativ nachvollziehbare und clever Aussage. Wer war schon je in Rothenburg ob der Tauber und könnte deshalb widersprechen? Zudem: diese Stadt hat ihren mittelalterlichen Habitus erhalten, gliedert sich in die Landschaft ein und bietet tatsächlich einige atemberaubende Anblicke. Selbst, wenn man andere Städte schöner findet, konnte man nachvollziehen, das jemand wie Frank Steffel, kleinständischer Unternehmer im Bereich Raumausstattung und ehrliche Haut, der für seine Partei einen von vorne herein verlorenen Wahlkampf führte, einfach weil es jemand machen musste nach dem Berliner Bankenskandal, Rothenburg ob der Tauber schön findet. Das war ehrlich, genauso wie seine Äußerung in München für den Anlass passend war.

Allerdings: die Boulevard-Presse in Berlin, die eigentlich der CDU nahe steht und selbst bei Bürgerentscheiden, die von vorne herein verloren sind, die CDU-Position stark macht – genau diese Boulevard-Presse machte aus Steffels Äußerungen einen Skandal. Wie könnte es sein, wurde in Berliner Kurier, B.Z. und Bild Berlin gefragt, dass jemand Oberbürgermeister in Berlin werden will, aber diese Stadt nicht liebt? Dabei wurde Liebe mit der Einschätzung gleichgesetzt, dass diese Stadt die schönste Stadt überhaupt sei, was ein sehr naives Verständnis von Liebe ist.

Und hier musste man tatsächlich einmal die Seite Steffels einnehmen: Niemand muss Berlin schön finden. Um ehrlich zu sein ist Berlin über weite Strecken hässlich, anmaßend und größenwahnsinnig. Nicht zu vergessen alt, geschichtsvergessen und unmodern, gleichzeitig voller architektonischer Sünden. Baustellen, Investionsruinen, Provisorien prägen die Stadt, ebenso ist die Kunst an den Häusern verbreitet. Dagegen haben auch die ganzen Investionsprogramme nicht geholfen. Zwar sieht die Stadt in einigen Bezirken kurz besser aus, aber auch nur, um in anderen Bezirken wieder hässlich zu sein. Zumal Investionsprogramme immer auch Investionsruinen hervorbringen, die dann wieder das Gesamtbild stören. Wer immer etwas anderes behauptet, sieht offenbar nicht richtig hin. Würde sich jemand zu der Behauptung versteigen, Berlin sei die schönste Stadt Deutschlands – wie es damals die Berliner Boulevard-Presse tat –, dann sollte diese Person von allen öffentlichen Ämtern ferngehalten werden. Sie lebt dann in einer anderen Realität. Vielleicht ist dies eine nette Realität, aber keine, mit der man Verantwortung für stadtpolitische Entscheidungen haben sollte. Diese Realität wäre einfach zu weit von der realen Stadt Berlin entfernt. Insoweit hatte Steffel recht, als er andere Städte als schöner als Berlin bezeichnete.

Allerdings ist es ja gerade nicht Schönheit, die man in Berlin sucht, sondern Anregung, Improvisation, Ausprobieren und ein Nachdenken über Potentiale. Das Unfertige, gar Gescheiterte ist immer ein interessanterer Spielplatz, als das Alte, dass zwar seine Form gefunden hat, aber sich auch nicht verändert. Rothenburg ob der Tauber mag schön sein und es gibt Menschen, die gerne dort sind, was auch ihr gutes Recht ist – aber Berlin ist einer der Orte, wo Eigentümlichkeiten und Möglichkeiten, Kunst und Improvisation, Zentren des Denkens und des Drecks aufeinander stoßen. Unfertig wie das Denken und so selbstbewusst voran tastend, wie die Bibliotheks- und Informationswissenschaft, die wir uns nicht nur bei der frei<tag> erhoffen.
Dabei sollte man sich nicht täuschen: auch das Unfertige hat schön Momente; solche, in denen man sich bestätigt fühlt, in denen man weiß, dass man nicht alleine ist, dass alles auch besser werden kann oder zumindest anders. Baustellen und temporäre Nutzungsweisen, die Oberbaumbrücke morgens um fünf, wenn man aus dem Watergate stolpert oder dem Trickster oder anderen Clubs, verlassene Flugplätze, die man umdefiniert – das steht eher für das wilde Denken, welches wir uns für die Unkonferenz wünschen, als die Urlaubshaltung, die einen in Rothenburg ob der Tauber erfasst. Urlaub, das ist praktisch Alltag.

Ankündigung: frei<tag> – Bibliothekswissenschaftliche Unkonferenz

Posted in Hinweise, LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen by libreas on 10. März 2011

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Im An- und vielleicht als Abschluss zum 100. Deutschen Bibliothekartag in Berlin findet am 10.06.2011 von 14:00 bis 19:00 Uhr am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin eine Unkonferenz namens „frei<tag>“ statt. Diese gibt insbesondere bibliothekswissenschaftlichen Themen, die im Rahmen des Bibliothekartages nicht berücksichtigt werden konnten, ein Forum. Die Teilnahme an der Unkonferenz ist frei. Gewünscht ist eine aktive Beteiligung aller Anwesenden. Die Veranstaltung ermöglicht insbesondere jungen Forschenden und Studierenden der Bibliotheks- und Informationswissenschaft eine Plattform und die Möglichkeit zum Austausch mit der Bibliothekspraxis. „frei<tag> – Bibliothekswissenschaftliche Unkonferenz“ wird vom Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität und der Redaktion der LIBREAS. Library Ideas veranstaltet. Weitere Information folgen in Kürze. Kontakt über die LIBREAS-Redaktion.