LIBREAS.Library Ideas

LIBREAS 13 – Call for Papers

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS Call for Papers by Ben on 30. April 2008

Angeregt durch die Begegnung mit einigen Ikonen der Bibliotheks-Pop-Kultur während des BOBCTASSS-Symposiums 2008 in der launigen Atmosphäre der kroatischen Adria, durch eine so überraschende wie schwungvolle Erweiterung der LIBREAS-Redaktion, durch unser allgemeines Interesse an bibliothekskulturellen Aspekten und aufgrund einer allgemeinen sommerlichen Lebenslust wird die Ausgabe 13 von LIBREAS ein vermeintlich leichtes Thema mit aller nötigen Ernsthaftigkeit aufgreifen: die Bibliothek als popkulturelles Phänomen.

Hier der Call for Papers, an dem diesmal sehr viele Köche sehr erfolgreich mitgewirkt haben.

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Popkultur: Bibliothek

Für die Popkultur war es schon immer kennzeichnend, dass sie sich über die Abgrenzung zum Anderen definierte. Dies findet sich auch in den – falls es so etwas gibt – popkulturellen Tendenzen im Bibliotheks- und Informationswesen wieder. Abseits der durch die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien forcierten und intensiv diskutierten Innovationen, Transformationen und Herausforderungen sieht man sich zunehmend mit einem neuen Bild bibliothekarischer Arbeit konfrontiert, welches dem Zeitgeist auf den ersten Blick entgegenzulaufen scheint. Erstaunlicherweise ist es nämlich eine Programmatik, die auf klassische und längst überwunden geglaubte Vorurteile zurückgreift, welche mit den vielerorts gängigen Vorstellungen der Bibliothek als langweilig, starr und bürokratisch bricht. Man hat den Eindruck, dass sich hier eine Art authentisches Gegenmodell zu einer technologischen und häufig buchstäblich virtuell konstruierten Lebenswelt entwickelt.

Ist die Renaissance des Bibliotheksbaus noch ihr prominentester Ausdruck, so zeigt sich das Phänomen auch in anderen relevanten Bereichen der Popkultur wie der Mode und Musik. Junge Mädchen in Cardigans betrachten die Welt aus ihren dicken, großen Brillen und pflegen ihre Hochsteckfrisuren wie es sonst nur Bibliothekarinnen in den fünfziger Jahren getan hätten. Auch Männer tragen, die Haare streng gescheitelt, gerne große Brillen und lieben ihre Strickjacken. Im Popsong lässt sich eine Entwicklung weg von der Benutzerperspektive hin zum affirmativen Bekenntnis zur Bibliothek zeigen. Beispielhaft ist die neuseeländische Band Haunted Love, deren Youtube-Hit mit der Offenbarung „I want to be a librarian“ beginnt. Warum sie das tun, bleibt bisher weitgehend im Dunklen.

Was auf den ersten Blick als eine Modeerscheinung zu interpretieren wäre, berührt die Bibliothekspraxis zutiefst. Die popkulturelle bzw. auf Revival orientierten Trends bieten schnelle und eindeutige Identifikationspunkte. Gleichzeitig verliert man jedoch an Selbstbestimmung. Wenn die Bibliothek sich ausschließlich an externen Bildern orientiert, so verliert sie die Kontrolle über ihr Selbstbild. Falls sie überhaupt eines hat.

In dieses Spannungsverhältnis zu tauchen, ist das Ziel der kommenden Ausgabe von LIBREAS. Dabei möchten wir weitere Phänomene für den „Lebensstil Bibliothek“ und wie dieser sowohl von den Mitarbeitern wie auch den Nutzern umgesetzt wird, sammeln. Allerdings lässt sich eine solche Faktizität nicht mit klassischen bibliothekswissenschaftlichen Methoden feststellen. Stattdessen sind Ansätze gefragt, die neben dem wissenschaftlichen Text weitere bedeutungsvolle Strukturen im Bild, in der Kleidung und in der Musik finden. Die Methoden hierfür sind in ersten Stufe schlicht die Beschreibung, Verknüpfung und Abbildung.

Wir fragen in der nächsten LIBREAS-Ausgabe daher, wie eine popkulturelle Betrachtung das dialektische Verhältnis zwischen Bibliothek und Nutzern für die kritische Analyse sichtbar machen kann.

Was passiert, wenn Bibliotheken und ihre Mitarbeiter den nach Außen sichtbar gemachten Lebensstil, der als ästhetischer Entwurf subtile Kontrapunkte setzt, nicht einlösen?

Welchen Platz nimmt die Bibliothek 2.0 ein, deren marktradikale wie gleichmacherische Rhetorik sich in ihrem normativen Gehalt eklatant von dem in der Popkultur apostrophierten kritischen Potential der Bibliothek unterscheidet? Wie kritisch kann die Bibliothek überhaupt noch sein, wenn sie radikal auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Nutzer Rücksicht nimmt?

Ist der affirmative Bezug auf den alten bibliothekarischen Lebensstil die (trotzige) Antwort auf die Irritationen in Folge des Web 2.0? Ist es ein Aufbegehren derer, gegen eine Technophilie und gegen einen Mythos der Sachzwänge, der häufig nichts anderes als Ausdruck für eine radikale Umsetzung spezifischer ökonomischer Interessen ist.

Welches subversives Potential steckt im Cardigan? Was ist der Soundtrack der Library-Fashionista? Und wie wirkt sich all dies auf die bibliothekarische Praxis aus?

Lässt sich überhaupt in einer popkulturellen Betrachtung ein Aufstemmen gegen die Erosion bibliothekarischer Werte erkennen oder ist dies ein von den Informations- und Kommunikationstechnologien und deren Bedeutung für die Bibliothek abgetrennter Diskurs?

Wir passen uns dem, soweit das geht, formal an und möchten eine Ausgabe gestalten, in der eine Analyse und Kritik der Alltagskultur der Bibliothek nicht ausschließlich über den wissenschaftlichen Aufsatz erfolgt. Vielmehr wünschen wir uns neben theoretischen Überlegungen viele Beschreibungen des Verhältnisses von Popkultur und Bibliothek, seien es literarische, bildliche oder musikalische. Und gern nehmen wir etwas auf, was im deutschen Bibliothekswesen unserer Ansicht nach etwas unterrepräsentiert wird: die Selbstironie.

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Der Einsendeschluss für Beiträge zu diesem Thema (und auch natürlich auch gern anderen Themen aus dem weiten Feld von Bibliothek, Bibliothekswissenschaft und allen angrenzenden Gebieten) liegt in etwa bei Ende Juli und alle, die lieber ein präzises Datum möchten, seien hiermit auf den 27.07.2008 festgenagelt. Rückfragen beantwortet die Redaktion sehr gern.

Bibliothek 2.0, auf dem Bibcamp 2008

Posted in LIBREAS Veranstaltungen by Ben on 13. April 2008

Neulich erreichte uns eine E-Mail mit der Bitte, den Pressetext zum Bibcamp 2008: „Bibliothek 2.0 – Von der Theorie zur Praxis“ zu veröffentlichen. Da die aktuelle Ausgabe von LIBREAS leider bereits online ist, holen wir dies hier sehr gern nach:

Unter dem Motto „Bibliothek 2.0 – Von der Theorie zur Praxis“ findet am 16. und 17. Mai 2008 mit dem Bibcamp die erste bibliothekarische Unkonferenz (Barcamp) im deutschsprachigen Raum statt.
Das Bibcamp wendet sich an eine interessierte bibliothekarische Öffentlichkeit, die bereits seit einiger Zeit unter dem Schlagwort „Bibliothek 2.0“ über die Möglichkeiten des Web 2.0 für die Bibliotheken der Zukunft diskutiert.
Ziel des Bibcamps ist es, InnovatorInnen aus dem bibliothekarischen Umfeld zusammenzubringen und gemeinsam über Fragen des Einsatzes sozialer Software, über partizipative und kollaborative Erstellung und Nutzung von Inhalten sowie grundsätzlich über die Folgen eines sich wandelnden gesellschaftlichen Informationsverhaltens nachzudenken.
Analog zu neuen Partizipations- und Interaktionsformen im Internet bietet das Konzept einer Unkonferenz die Möglichkeit, neue Formen des fachlichen Diskurses zu erproben und die Distanz zwischen Podium und Auditorium zu überwinden.
Beim Bibcamp gibt es – anders als bei klassischen Konferenzen – kein im Vorfeld feststehendes Programm und keine eingeladenen ReferentInnen. Mit dem Bibcamp soll eine offene Atmosphäre geschaffen werden, in der ExpertInnen und Interessierte sich gleichberechtigt miteinander austauschen und voneinander lernen können. Alle Teilnehmenden sind aufgerufen, sich mit eigenen Themen und in Diskussionen aktiv einzubringen.
Das Programm konstituiert sich im Verlauf der Veranstaltung durch intensiven Austausch und auf Basis der Interessen der Teilnehmenden.
Das Bibcamp wird in Kooperation mit dem Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam und dem Institut für Bibliothekswissenschaften der HU Berlin veranstaltet. Eine Anmeldung ist im Bibcamp-Wiki unter /www.bibcamp.de möglich, wo auch vorab Themenvorschläge eingetragen werden können.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Für Nachfragen und weitere Informationsmaterialien ist das Organisationsteam unter orga@bibcamp.de erreichbar.

LIBREAS #12, online

Posted in LIBREAS aktuell by Ben on 9. April 2008

Elke hat es bereits im IBI-Weblog gepostet, daher hier nur kurz die offizielle Meldung: die 12. Ausgabe von LIBREAS ist online.

Auf dem Programm stehen folgende Beiträge:

> Editorial zur Ausgabe 12: Bibliotheks- und Informationspolitik

Bibliotheks- und Informationspolitik

> Auseinandersetzungen um die Aufgaben von Bibliotheken vor dem Hintergrund modernen bürgerschaftlichen Engagements. Anmerkungen zu den Debatten um die Schließung kleinerer Öffentlicher Bibliotheken in Berlin 2007–2008 – Karsten Schuldt

> Kiezbezogene Proteste für Bibliotheken, 2007–2008. Eine Interview-Collage mit Michael Haufe, Tom Schweers und Peter Venus – Karsten Schuldt

> The consequences of the heterosexual norm. How we organize and retrieve gay literature – Anna Johansson

> Cereal Boxes and Milk Crates Zine Libraries and Infoshops are… Now – Lacey Prpic Hedtke

Berichte

> A Ride Through the new age of Librarianship: Various Questions and Only a Few Answers. Experiences from the BOBCATSSS 2008 Symposium in Zadar – Ingo Caesar

> „Wenn Du den Finger ins Meer tauchst, bist du mit der ganzen Welt verbunden“ – Jessica Euler und Anastasia Schadt

> BOBCATSSS 2008: Financing & Exhibition – Diana Marten und Sebastian Wilke

> Rückschau: Zukunft & Visionen für OA-Repositories – Maxi Kindling und Sandra Lechelt

Rezensionen

Rezension zu: Lutze, Doreen (2007) Die moderne Patientenbibliothek : Herausforderungen im Spannungsfeld von Gesundheitspolitik und Informationsgesellschaft – Susanne Amberg und Birgit Schlauß

Rezension zu:
Hildebrand, Knut und Josephine Hofmann [Hrsg.] (12/2006) Social Software. Heidelberg: dpunkt-Verlag. 128 S., H. 252/ 43 (HMD), 23.50 €, und Beck, Astrid, Michael Mörike und Heinz Sauerburger [Hrsg.] (6/2007) Web 2.0. Heidelberg: dpunkt-Verlag. 128 S., H. 255/ 44 (HMD), 24.00 € – Manuela Schulz

Rezension zu: Lehman, Tom & Nikkel, Terry (2008) Making Library Web Sites Usable. A LITA Guide. New York: Neal-Schuman Publishers, Inc. 208 S., $ 65,00 – Ben Kaden

Ankündigung


Literatur zum Blindenwesen im Internet – Susanne Siems

Text & Bild

Galerie BOBCATSSS 2008 in Zadar, Kroatien