LIBREAS.Library Ideas

Instacode — Bibliographische Metadaten nicht ohne Filter

Posted in LIBREAS.Style by libreas on 30. Januar 2013

Ein Hinweis kurz vor dem Einreichungsschluss für die ELAG, die vom 28. bis zum 31. Mai 2013 in Gent stattfindet:  Dank Instacode werden bibliothekarische Austauschformate endlich in all ihrer Plastizität erfahrbar.

41002

MODS Ausschnitt PUB – Publikationen an der Universität Bielefeld im Instacode Filter. http://instacode.linology.info/41002

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Zweite Einladung zur frei<tag> 2013: raum:shift [information science] (Potsdam, 22.03.2013)

Posted in Hinweise, LIBREAS.Feuilleton by Karsten Schuldt on 27. Januar 2013

Kurz und schmerzlos: Immer noch lädt der LIBREAS.Verein für den 22.03.2013 nach Potsdam zur Unkonferenz frei<tag> unter dem Motto raum:shift [information science] ein. (Siehe erste Einladung.) Frisch eingetroffen sind nun Postkarten, die auch direkt zu dieser Veranstaltung einladen und ab jetzt überall auftauchen können.

freitag2013karten

(In den letzten Jahren tauchten solche Postkarten unter anderen jeweils 30 Tage lang im LIBREAS-Weblog im Rahmen eines thematisch auf die jeweilige Unkonferenz bezogenen Countdown auf.)

Aus der Redaktion: LIBREAS microbloggt nun auch bei Tumblr. Aber warum?

Posted in LIBREAS aktuell by Ben on 24. Januar 2013

Das Microblogging-Netzwerk Tumblr ist derzeit – bis auf wenige Ausnahmen – in der Wissenschaftskommunikation etwa so populär, wie es Twitter 2008 war und wie es Pinterest 2015 sein wird. Also eher nicht.

Während Wissenschafts- und Fachblogs mittlerweile weitgehend als sinnvolle Bereicherung wissenschaftlichen Austausches akzeptiert und genutzt werden, während das Streupotential von Twitter als Hinweismedium weithin anerkannt ist, stellt sich bei Tumblr bislang tatsächlich die Frage des Mehrwerts für einen fachlichen Austausch. Entsprechend finden sich unter den derzeit schätzungsweise dort gehosteten 80 Millionen Mikroblogs in der Tat äußerst wenige mit Wissenschafts- oder Fachbezug (aber es gibt sie). Möglicherweise hemmt das Fachpublikum, dass man sich dort noch schneller als auf anderen Plattformen der dem WWW prinzipiell innewohnenden Nachbarschaft zu Internet-Phänomenen wie dem Technoviking oder den Lolcats bewusst wird. Benutzungsschwellen scheiden dagegen eher aus – der Anspruch an die Bedienkompetenz liegt höchstens knapp über WhatsApp-Niveau.

Wer Tumblr regelmäßig nutzt, weiß natürlich, dass man sich dort eher auf einem Basar als in der Akademie bewegt. Als weiterer Nachteil mag gelten, dass man auf Tumblr nicht direkt kommentieren kann. Man kann Beiträge allerdings annotiert rebloggen. Und selbstverständlich ist es möglich, einem Beitrag – nicht mit Daumen, sondern per Herzchen – seine Anerkennung namens „like“ zuweisen. Diese beiden Formen der denkbar niedrigschwelligen Bestätigung bilden die Essenz des Tumblr-Modells und werden entsprechend gut aufgeschlüsselt angezeigt (vgl. dieses schöne Beispiel).

Wenn sich LIBREAS  nun dorthin erweitert, dann geschieht dies aus einer erkannten Lücke zwischen Blog und Twitter heraus. Wir publizieren hier im Weblog Beiträge, die sich im Regelfall direkt als Aufforderung zum Diskurs verstehen. Wir verlinken über Twitter (und Facebook) Inhalte, die uns im Web begegnen oder die wir ins Web stellen und auf die wir unsere Leser gern hinweisen möchten. Bisweilen stoßen wir jedoch auch auf Inhalte, die wir kommentieren oder etwas erweitert weitergeben möchten, ohne gleich einen größeren Blogbeitrag daraus zu entfalten. Weder Twitter noch Facebook eignen sich dafür besonders gut.

Man könnte nun die Rubrik LIBREAS.Referate in Anspruch nehmen. Aber auch dort haben sich eher längere Besprechungen etabliert. Bisweilen erscheinen in einem Beitrag jedoch nur einzelne Gesichtspunkte oder eben das, was als neue Erkenntnis in den Diskurs zurückfließt, interessant. Dafür nun gibt es das Tumblr(Micro)Blog. Eine lockere Inspiration mag man im berühmten Harper’s Index suchen und finden. Die Seite LIBREAS.tumblr.com dient also dem Zweck, selektiv und in betont knapper Form Erkenntnisse aus dem aktuellen Publikationsgeschehen in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft zu sammeln, zu bündeln und sorgsam auszutaggen. Ob sich dies auf einer täglichen Basis (#daily lis) durchhalten lässt, wird sich zeigen. Jedenfalls sind wir gewillt, in höherer Frequenz aus den Texten, die uns ohnehin regelmäßig über die Schreibtische und Desktops gleiten und zu denen wir sonst vielleicht eine Notiz auf einer Karteikarte machen würden, den einen oder anderen Fakt, das eine oder andere Zitat herauszuziehen und dort abzulegen. Nebenbei prüfen wir zudem, inwieweit sich diese Form des Microbloggings in die Praxis des wissenschaftlichen Kommunizierens mittels digitaler sozialer Netzwerke einbinden lässt.

Zusammengefasst: Wir nutzen Tumblr einerseits für eine Tätigkeit, die uns als maßgeblicher Baustein unserer Profession vermittelt wurde: Wir dokumentieren. Und andererseits für etwas, was uns von Natur aus mitgegeben wurde: Wir probieren aus.

(Ben Kaden, Berlin 24.01.2013)

Ein Leserbrief zu Sibel Ulucans Begriffsbestimmtung der „Hybride Bibliothek“ (Ausgabe 21)

Posted in LIBREAS.Leserbriefe by Ben on 22. Januar 2013

Man muss es schon zugeben: Die Anzahl der Leserbriefe, die die LIBREAS-Redaktion zu den Ausgaben erreichen, hält sich bisher in einem sehr überschaubaren Rahmen. Was eigentlich schade ist. Denn wie einige Threads in der Inetbib-Liste, der  populärsten deutschsprachigen Mailing-Liste unseres Feldes, zeigen, gibt es nach wie vor die Bereitschaft und das Bedürfnis, sich in einer Form auszutauschen, die in fachlichen bzw. Gelehrtenbriefwechseln ihren Ursprung hat und heute freilich, jedenfalls soweit es öffentlich wahrnehmbar ist, per E-Mail stattfindet. Für Sammler von Autografen ist das eine bedauerliche Entwicklung. Für den Diskurs kann es sehr fruchtbar sein. LIBREAS als Diskursmedium freut sich natürlich sehr über E-Mails und Leserbriefe und sofern sie uns für den Diskurs relevant genug erscheinen, publizieren wie diese sehr gern und zeitnah. Was im Gegenzug bedeutet, dass Einsender von Leserbriefen und -E-Mails immer damit rechnen müssen, dass ihre Position von uns veröffentlicht wird. Als digitale Publikation besteht für uns keine Notwendigkeit zum Kürzen. Wenn wir redaktionellen Bearbeitungsbedarf sehen, halten wir mit den Einsendenden Rücksprache. Tipp- und Flüchtigkeitsfehler korrigieren wir stillschweigend.

Die publizierten Leserbriefe und -E-Mails geben die Meinung der jeweiligen Autoren und nicht der Redaktion wieder.

Einsendungen bitte an:

redaktion@libreas.eu

bzw.

LIBREAS / Maxi Kindling
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft
Unter den Linden 6
D-10099 Berlin
Deutschland

(bk / red.)

Leserbrief von Walther Umstätter vom 18.01.2013 zu Sibel Ulucan (2012): Hybride Bibliothek – eine Begriffsneubestimmung. In: LIBREAS.Library Ideas, Jg. 8, H. 2 (21).

Der Beitrag „Hybride Bibliothek – eine Begriffsneubestimmung“ von Sibel Ulucan macht deutlich, dass es um die letzte Jahrhundertwende keine gute Idee war, den Projekten der USA zur Digital Library, in Großbritannien
bzw. Europa als Pendant die Hybrid Library als Ort analoger und digitaler Medien, gegenüber zu stellen. Das eigentliche Ziel der Digitalisierung wurde nicht mehr erkennbar. Wenn die Autorin nun, einer im Bibliothekswesen seit mehr als einem Jahrzehnt gebräuchlichen Bezeichnung, eine neue Bedeutung, mit noch größeren Problemen der begrifflichen Unschärfe, geben möchte, so ist das eher verwirrend als erhellend. Schon in der Biologie wird das Wort hybrid sehr viel präziser verwendet, als es Ulucan tut. Die Feststellung „Denn die Vermischung ist das Prinzip des Lebens.“ klingt zwar einleuchtend, ist aber in dieser Einfachheit irreführend. Denn in der Biologie gibt es lang diskutierte Definitionen von Art und Rasse, die z.B. bei Reinrassigkeit bzw. Heterosis nicht immer als beliebig hybridisierbar zu bezeichnen sind, und auch „Crossover“ ist nicht nur eine einfache Kreuzung, sondern ein spezieller Fall bei Chromosomenbrüchen mit entsprechenden Konsequenzen. Also etwas, was es in Bibliotheken oder Kulturen so nicht geben kann.

Wenn alle Bibliotheken als hybrid definiert werden, weil sie Dokumente verschiedener Art oder Kulturen sammeln, wird das Wort hybrid ohnehin inhaltsleer, weil es ja keinen Unterschied zwischen Bibliothek und hybrider Bibliothek gibt.

Da ich ein Verfechter des Post Peer Reviewing bin, und es durchaus begrüßenswert finde, wenn Libreas nicht den Versuch macht Beiträge schon vor der Publikation abzulehnen, halte ich es zwar für gerechtfertigt, die Ansichten von Frau Ulucan ins Netz zu stellen, sie aber völlig unkommentiert zu lassen, dürfte es Newcomern unmöglich machen, eine ausreichend zuverlässige Begriffsbestimmung der Fachliteratur zu entnehmen.

Überlegungen zum Verhältnis von Mensch und Technik in Wissenschaftsinfrastrukturprojekten.

Posted in LIBREAS.Referate by Ben on 7. Januar 2013

zu:

Sonja Palfner, Ulla Tschida: Grid: Technologie und soziale Praxis. In: Technikfolgenabschätzung. Theorie und Praxis. 21 / Heft 2. November 2012. S. 50-53

Unter den Projekten zur Digitalisierung der Wissenschaftspraxis in der Bundesrepublik der 2000er Jahre ragt die D-GRID-Initiative markant hervor. Das begründet sich einerseits aus ihrem Anspruch heraus, Grid-Computing in enger Kooperation mit den Fachcommunities in der Fläche zu etablieren. Und andererseits aufgrund des erheblichen Fördervolumens, das sich freilich nach dem Anspruch richtete. Die enge Verzahnung zwischen informatischer Innovation und fachwissenschaftlichen Ansprüchen prädestinierte die Initiative für eine wissenschaftssoziologische Begleitforschung. Technologie ist unzweifelhaft grundsätzlich vor allem soziales Geschehen. Auch die Entscheidung des BMBF zur massiven Förderung genau dieses Ansatzes ist Ergebnis sozialer Interaktionen. Aktuell bewegen sich diese um die Frage, wie, wo und in welcher Form die entwickelten Infrastrukturelemente und forschungsbegleitenden Werkzeuge mitsamt der für sie notwendigen Weiterentwicklung verstetigt werden können? Die technischen Möglichkeiten selbst wirken gewiss dispositiv auf das Machbare. Was aber tatsächlich umgesetzt wird, resultiert aus einer komplexen Wechselwirkung diverser Faktoren – von Budgets über die Motivation, Interessen, Konkurrenzkonstellationen und Kompetenzen von Einzelakteuren bis hin zu rechtlichen Gesichtspunkten.

Sonja Palfner und Ulla Tschida, die die D-Grid-Initiative aus einer techniksoziologischen Perspektive beforschen, rücken in ihrem kurzen Beitrag für die Zeitschrift Technikfolgenabschätzung die Frage nach dem Verhältnis zwischen den Fachgemeinschaften und den Entwicklern ins Zentrum, eine Frage also, die sich zwangsläufig auch der Bibliothekswissenschaft stellt. Denn einerseits sind wissenschaftliche Bibliotheken grundsätzlich ebenfalls Dienstleister für die Wissenschaftspraxis. Und andererseits sind Digitale Bibliotheken durch und durch informatische Ensemble. Die Entwicklung Digitaler Bibliotheksdienstleistungen, die sinnvollerweise konsequent mit dem Ziel der tatsächlichen Inanspruchnahme durch die Bibliotheksnutzer erfolgen muss, bewegt sich folglich in einem Spannungsverhältnis ähnlich dem, das die Autorinnen anhand von drei Konstellationstypen aufschlüsseln.

Beim ersten Typ dominiert die Fachwissenschaft die Informatik. Die Entwickler sollen passgenaue Dienste nach den Bedürfnissen und Ansprüchen der Wissenschaftler entwickeln. Das Problem dabei liegt jedoch in der Dynamik exakt dieser Ansprüche. Die Autorinnen betonen, dass „ein etablierter Service […] durch die Forschung selbst quasi ständig aus der bekannten Routine gerissen werden [kann].“ (S. 53)

Geht man von einer idealtypischen Wissenschaft, also einem permanenten Erkenntnisfortschritt mit sich verschiebenden Forschungshorizonten aus, dann ist das nicht einmal ein Kann-Zustand, sondern elementar: Es gibt in der Wissenschaft bestenfalls zeitweilige Stabilisierungen und Konsolidierungen in Routinen, die aber naturgemäß je nach Überarbeitung der Thesen, Forschungsfragen und Erkenntniszielen eher früher als später selbst infrage gestellt werden. Dauerhafte Routinedienste für die Wissenschaft sind hierbei bestenfalls im Sinne von Basiskonzepten und vor allem von Standards für Begleit- und Nachweisdienste (Forschungsdokumentation, Datenarchivierung), also metawissenschaftlich, denkbar. Je konkreter die Forschungspraxis und das dazu entwickelte Werkzeug (bzw. je näher an der so genannten Forschungsfront), desto zwingender wird auch eine Weiter- oder gar Neuentwicklung dazugehörender Anwendungen werden.

Was bleibt, sind Lessons-Learned- und Best-Practice-Erkenntnisse, die den jeweiligen Anpassungen zugrunde liegen. Bei einer engen Verzahnung von Bibliothek bzw. Dokumentation mit Forschungsprojekten wäre es beispielsweise ein Embedded Librarian, der mit einem diesbezüglichen Erfahrungswissen hinzugezogen wird und eine Grundsolidität der für ein Projekt notwendigen technischen Begleitdienste garantiert. Und der vielleicht entscheidet, ob auf etablierte Anwendungen zurückgegriffen werden kann/sollte oder Neu- bzw. Weiterentwicklungen unumgänglich sind. Denn ohne Zweifel gibt es trotz des oben Gesagten weite Bereiche der Wissenschaftspraxis, die methodische Nachnutzungen auch aus (wissenschafts-)ökonomischer Sicht als pragmatische Lösung zweckmäßig erscheinen lassen. Wer mit Projektwissenschaft vertraut ist, weiß, dass ein kompromissloses Streben nach neuer Erkenntnis in der Praxis eher die Ausnahme als die Wissenschaftsregel darstellt. Offen bleibt dennoch auch dann, ob bzw. wann man die Forschungsfrage den zur Verfügung stehenden Werkzeuge anpasst oder Werkzeuge zur Forschungsfrage entwickelt. Pauschal ist sie in einer hochdifferenzierten Wissenschaftswelt nicht zu beantworten.

Die zweite Konstellation bezeichnen die Autorinnen als „Service in the making“ und meinen vermutlich einen Ansatz im Einklang mit der beschriebenen Entwicklung: Eine Softwarelösung wird konkret für ein Problem oder einen Forschungsansatz entwickelt. Entwicklerkapazitäten wären unmittelbar und auf Augenhöhe mit den fachwissenschaftlichen Kapazitäten in ein Projekt einzubinden.

Für Bibliotheken könnte man analog eine permanente Interaktion mit den Bibliotheksnutzern parallel stellen. Hier wäre also direkt eine Bibliothekswissenschaft angesprochen, die die Praxen und Entwicklungen in der Wissenschaftskommunikation systematisch analysiert und zu Hinweisen und Leitlinien für die Praxen und Entwicklungen im Bibliothekswesen weiterverarbeitet. Wenn der Bibliothekswissenschaft in diesem Zusammenhang eine Aufgabe zufällt, dann die, den Akteuren der wissenschaftlichen Literatur- bzw. Informationsversorgung – vorrangig aber eben nicht nur Bibliotheken – Orientierungswissen zur Verfügung zu stellen.

Der dritte Konstellationstyp invertiert schließlich das Verhältnis des ersten. Die fachwissenschaftliche Herausforderung dient hier nur als Aufhänger für die Produkt- oder Serviceentwicklung. Die Autorinnen sprechen von der „Materialisierung des informatischen Erkenntnisgewinns.“ (S. 53) Löst man dies von der Wissenschaftspraxis ab, findet man sich schnell im Bereich kommerzieller Software-Entwicklung, zum Beispiel bei Social-Media-Anbietern, die Erkenntnisse der Sozialen Netzwerk-Analyse benutzen, um die Algorithmen hinter ihren Plattformen zu optimieren.

In der Realität finden sich die Konstellationen selten trennscharf ausgeprägt. Vielmehr dürften sie sich selbst dynamisch entwickeln. Persönliche Motivationen dürften ebenso wie Ressourcenlagen und bestimmt auch Opportunitätsüberlegungen eine wichtige Rolle bei der Ausprägung der Schwerpunkte in diesem Wechselspiel zwischen Fachwissenschaftlern und Entwicklern einnehmen. Zumal auf einer Individualebene in der Praxis häufig Doppelrollen übernommen werden. Nicht selten dominieren Akteure, die sowohl einen fachwissenschaftlichen wie auch einen informatischen Hintergrund besitzen. Kombinationsstudiengänge fördern korrespondierend solch interdisziplinäre Grundausrichtungen, wobei sich die wissenschaftssoziologische Überlegung anschließt, inwieweit sich hierdurch bestimmt wissenschaftliche Eliten gezielt etablieren (können). Angesichts der wahrscheinlichen Intensivierung von Verfahren aus den so genannten Digitalen Geisteswissenschaften (bzw. Digital Humanities) ist so beispielsweise die Kombination einer geisteswissenschaftlichen Abschlusses mit einem computerwissenschaftlichen berufsstrategisch sicher eine bessere Wahl, als sich allein beispielsweise auf die Literaturwissenschaft zu konzentrieren. Interdisziplinarität meint in der heutigen Wissenschaftslandschaft möglicherweise weniger den Spagat zwischen zwei Disziplinen und mehr den zwischen einer fachwissenschaftlichen (theoretischen) und einer wissenschaftspraktischen Qualifikation.

Welche der drei Konstellationen sich tatsächlich wie entfaltet, lässt sich naturgemäß durch die Begleitforschung erst im Nachgang eines Projektes abschließend ermitteln. Sie kann aber fraglos, analog u. a. zur Diskursanalyse, die bestimmte Trends in sich konkret vollziehenden Diskursen zu erkennen und zu konstatieren und so auf den Diskurs Einfluss zu nehmen vermag, schon während der Durchführung eines Projektes, feststellen, wie sich Verteilungen entwickeln (Dominanz der Fachwissenschaft oder Dominanz der Informatik) und auf Abweichungen von einer angestrebten Ideallinie in diesem Verhältnis mit dem Ziel einer Korrektur hinweisen. Dies setzt selbstverständlich voraus, dass entsprechende Schwerpunkte und auch Parameter zwischen den Beteiligten ausgehandelt wurden. Beziehungsweise mitunter sogar, dass zunächst einmal ein Verständnis für die soziologische Grundierung dieses Verhältnisses zwischen Wissenschaft und Service für die Wissenschaft besteht. Also eine Sensibilität für die soziale Bedingtheit der Beziehung zwischen dem forschenden Menschen und den technischen / technologischen Dispositiven (Infrastrukturen, Bibliotheksdienste, Software) seiner Forschung sowie denen, die für die Bereitstellung und Entwicklung dieser Dispositive zuständig sind (Rechenzentren, Bibliotheken, Entwickler).

( Ben Kaden / Berlin / 07.01.2013 )

(Anmerkung: Ben Kaden ist aktuell wissenschaftlicher Mitarbeiter im TextGrid-Projekt.)

Guten Morgen 2013, komm doch (auch) nach Potsdam altes Haus

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen, LIBREAS.Feuilleton by Karsten Schuldt on 2. Januar 2013

Für den ersten Post des Jahres 2013 – das hoffentlich besser und erfolgreichen und interessanter und aufregender wird als 2012, wie man das sich ja immer wünscht – ein Hinweis auf das, was im laufenden Jahr mit der LIBREAS und dem LIBREAS. Verein passieren wird.

  1. Am 22. März 2013 wird, als Satellit des ISI, die nächste frei<tag>, also eine Unkonferenz des LIBREAS. Vereins, stattfinden. Das Motto lautet vorwärtsdrängend raum:shift [information science], es soll um nichts geringeres als eine Richtungsbestimmung des gesamten Wissenschaftsgebiets gehen. Die gesamte Einladung findet sich auf der Homepage des LIBREAS. Vereins. Mehr Informationen finden sich unter www.libreas-verein.eu/freitag. Das Social Event wird auf dem Theaterschiff Potsdam stattfinden (was alleine den Besuch schon lohnt). Wir würden uns über einen großen Zuspruch freuen.
  2. Wie auf der Mitgliederversammlung im letzten Jahr beschlossen – auf der übrigens alle Mitglieder des LIBREAS. Vereins stimmberechtigt sind – wird die LIBREAS im Jahr 2013 mit mindestens drei Ausgaben erscheinen. Die Call for Papers für die ersten zwei Ausgaben wurden schon veröffentlicht. Noch bis 31.01.2013 können Beiträge für die Ausgabe #22 Recht und Gesetz eingereicht werden. Bis zum 31.05.2013 ist der Call for Papers für die Ausgabe #23 Forschungsdaten, Metadaten, noch mehr Daten. Forschungsdatenmanagement geöffnet. Die Themen der folgenden Ausgaben werden sich in Zukunft zeigen. Wir hoffen aber wie immer auf zahlreiche, interessante, vorwärtszeigende und zum Denken anregende Einreichungen (auch außerhalb der Schwerpunktthemen).
  3. Am Ende des Jahres 2013 wird die LIBREAS ein anderes Aussehen haben als am Ende des Jahres 2012.
  4. Wir sind im letzten Jahr gewachsen. Wir hoffen, nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Die Redaktion umfasst seit Kurzem neun Personen – und damit erstmals nicht nur Personen, die an der Humboldt Universität studiert haben, was sich bestimmt auch auf die Ausrichtung des Zeitschrift auswirken wird -, der Verein hat einen steigenden Stamm an Mitgliedern. Wir deuten das unter anderem als ein steigendes Interesse an einer Kommunikation im Feld der Bibliotheks- und Informationswissenschaft, hoffen aber auch, mit der Zeit wirklich eine Infrastruktur anbieten zu können, die solche Diskussionsprozesse unterstützt. Neben der Zeitschrift selber veranstalten wir 2013, wie schon gesagt, die dritte Unkonferenz. Wir haben noch nicht entschieden, ob das eine regelmäßige Veranstaltung wird; aber egal wie diese Entscheidung ausgeht, wir haben ein Interesse an mehr Veranstaltungen. (Deshalb auch ein Verein, bei dem Personen sich anders engagieren können, als „nur“ mit Redaktionsarbeit.)
  5. Ein persönlicher Wunsch: Möge im Jahr 2013 die Selbstverständlichkeit (und der Mut) wachsen, mit der an Debatten der Bibliotheks- und Informationswissenschaft teilgenommen wird, mit der auch Personen aus „den praktischen Felder“ (also den Bibliotheken, Informations- und Dokumentationseinrichtungen, dem Information Brokering und so weiter) an ihnen teilhaben. Jedes Jahr schaue ich nach Silvester auf den philosophischen Teil meiner privaten Bibliothek und denke, wenn ich Kant sehe: „Sollten wir nicht längst im aufgeklärten Zeitalter leben? Gehört da nicht ein aufgeklärter Diskurs dazu?“ (Daneben steht dann die Dialektik der Aufklärung und der gesammelte Foucault. So naiv bin ich dann auch nicht, den Kant alleine zu nehmen. Und es geht selbstverständlich immer um das große Ganze, nicht nur die Bibliotheks- und Informationswissenschaft. But…) Einen solchen Diskurs, bei dem wir alle danach streben aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit uns zu befreien – einen solchen muss man üben. Ich hoffe, dass wir 2013 viel üben werden.
  6. 2012 gab es einige Debatten darüber, ob wir neue Pubikationsorgane im Bibliothekswesen und der Bibliotheks- und Informationswissenschaft benötigen. Und ja: Wir brauchen sie. Jetzt, Anfang 2013, sind diese Publikationsorgane nicht aufgetaucht (stattdessen vollkommen unerwartet eines aus München). Mögen diese Debatten nicht einfach einschlafen.

So denn auf ein Neues: Mehr Texte lesen, mehr Theoriearbeit machen, weniger Marketing, mehr Mut haben, Dinge zu sagen die wahr sind und Dinge, die falsch sind, falsch zu nennen. Mehr Unterschiedlichkeit in den Texten zulassen. Mehr Menschen in die Vereinsarbeit einbinden. Mehr Spass haben weniger Stress. Täglich ein gutes Gedicht lesen. Daran arbeiten dass es besser wird (alles). Die LIBREAS nicht nur in Berlin lassen. Auf ein neues. Auf 2013.

Karsten Schuldt, Berlin 02.01.2013