CfP #39: Roboter und Automatisierung
Kraftwerk (1978): Roboter: https://www.youtube.com/watch?v=5DBc5NpyEoo
HAL 9000 (1968): 2001. A Space Odyssey:: https://www.youtube.com/watch?v=ARJ8cAGm6JE
Futurama Theme (2012): https://www.youtube.com/watch?v=QRk1s5Kf3aQ
Zum 100-jährigen Jubiläum des Begriffs des “Roboters” will die Ausgabe #39 der LIBREAS. Library Ideas diese Arbeiter*innen sowie generell die fortschreitende Technisierung und Automatisierung in Bibliotheken in den Fokus rücken.
Denn am 25. Januar 1921 hatte in Prag Karel Čapeks Theaterstück R.U.R. – Rossum’s Universal Robots [1] Premiere, das, in kürzester Zeit in viele Sprachen übersetzt, erfolgreich auf verschiedenen Bühnen der Welt gezeigt wurde und den Begriff des Roboters (zu dt. “Arbeiter”) in das globale Vokabular einführte. [2]
Der Einsatz der Roboter stieß zwar immer wieder auf Probleme, da die Anpassungs- und Orientierungs- und Interaktionsfähigkeit von Robotern schnell an ihre Grenzen stieß. Doch aufgrund der immer wieder verbesserten Technik wurde die Idee trotz regelmässigen Fehlschlägen nie aufgegeben und kehrt in verschiedenen Formen immer wieder zurück. Insbesondere seit die Robotik sich der Mensch-Maschine-Interaktion in der realen Welt, das heißt in natürlichen oder von und für Menschen optimierten Umwelten zugewandt hat, ist eine neue Dynamik entstanden. Aufgrund dieses Umdenkens in Richtung eines “morphologischen” Ansatzes sowie verbesserter Sensorik, Orientierung und Interaktion, sind eine neue Dynamik zu beobachten und weitere Entwicklungen in dieser Richtung zu erwarten. Das wirft jedoch bei aller technischen Begeisterung die alte Frage nach der Ersetzbarkeit menschlicher Arbeitskraft und intersubjektiver Kommunikation auf. Wollen wir Roboter – oder weitergedacht Automatisierung – in Bibliotheken? Welche Aufgaben können und sollen sie erfüllen? Und welche lieber nicht?

Technisierung & Automatisierung
Die Automatisierung von Arbeitsprozessen durch Maschinen, Roboter oder auch Software verheißt die Erleichterung der Arbeit durch die Abnahme womöglich ungeliebter und eintöniger Tätigkeiten. Dahinter steht auch das Versprechen der Verbesserung der Qualität durch formalisierte, effektivere und effizientere Arbeitsprozesse. Doch ist dies wirklich der Fall?
Oftmals sind die Prozesse störungsanfällig, die Ergebnisse fehlerhaft und benötigen doch menschliches, manchmal sehr zeitaufwendiges Eingreifen, Nachjustieren und Korrigieren. Durch die Weiterentwicklung der Technik konnten aber bereits erfolgreiche Automatisierungsverfahren entwickelt werden.
Im Bereich der Dokumentation und Inhaltserschließung wurde frühzeitig mit automatischer Texterkennung und Abstracting experimentiert. Diese wird mittlerweile flächendeckend eingesetzt. Auch Tools für die automatische Übersetzung besitzen mittlerweile eine hohe Qualität und liefern nur noch, vergleichsweise und je nach Textsorte, wenig semantischen Unsinn, siehe DeepL. [3]
Der Einsatz von Software im Alltags- und Arbeitsleben (für die Erstellung von Texten, Bearbeiten von Bildern und vieles mehr) erzeugt in der Regel keine nennenswerten Bedenken, da die diskreten Prozesse jeglicher haptischer Erfahrung entbehren und die Nullen und Einsen im Hintergrund im Idealfall zuverlässig prozessieren.
Im Bibliotheksbereich beschäftigte man sich schon relativ früh mit dem möglich Einsatz von Automatisierung, Computern und Robotern, auch wenn diese Geschichte manchmal vergessen wird. Aber gerade im Bereich der Katalogisierung wurde und wird immer wieder, auch mit Rückschlägen, versucht, die Arbeit zu automatisieren – angefangen von Katalogen auf Lochkartenrechnern bis zu heutigen Versuchen der automatischen Indexierung.
Roboter
Maschinen und vor allem Roboter hingegen teilen unseren physischen Raum und können Unwohlsein und Ängste evozieren. Im Arbeitsleben entstehen dadurch Zukunftsängste, dass die eigene Arbeit von Maschinen übernommen werden könnte und der Mensch selbst zumindest als Arbeitskraft irgendwann überflüssig wird. Darüber hinaus ist der Aufstand der Maschinen ein beliebter Topos der Science-Fiction-Literatur, zahlreicher Utopien und Filme wie der legendäre HAL9000 in Stanley Kubricks 2001. Auch Čapek’s Stück R.U.R. ist dem zuzuordnen. In diesem Übernahme-Narrativ wenden sich die Roboter irgendwann gegen ihre Schöpfer, sei es durch einen technischen Fehler (Sicherung durchgebrannt oder Ähnliches) oder auch durch die Entwicklung eines Bewusstseins einer selbständigen Persönlichkeit, die beim ersten Aufblitzen des Egos oftmals unmittelbar in dem unbedingten Drang zur Weltherrschaft münden.Und selbst dann, wenn solche Geschichten keine dystopischen Züge tragen, werfen sie regelmäßig moralische Fragen auf, die über die reine Technikbeherrschung hinausgehen: Beispielsweise kommt oft die Frage, ob der Mensch die Roboter beherrschen soll, wenn sie selber denken können oder ob die Maschinen menschliche, irrationale Züge lernen sollen? Die Roboterethik ist sicher eine philosophisches Feld mit Zukunft.
Auch wenn die Erforschung und Entwicklung künstlicher Intelligenz bereits große Fortschritte gemacht hat, begegnen uns im Arbeitsleben bisher eher harmlose Zeitgenossen. Während sich in Bibliotheken automatisierte Verfahren, wie Automaten zur Rückgabe und zum Sortieren von Medien erfolgreich etabliert haben, werden Roboter nur vereinzelt eingesetzt.
Es existieren aber durchaus populäre und preisgekrönte Beispiele, wie der humanoide Roboter Wilma der TH Wildau [4] und „Hase und Igel“ [5] im Erwin Schrödinger Zentrum in Berlin-Adlershof.
Diese Roboter werden anthromorphisiert, indem sie sympathische Namen erhalten und werden als nützliche Helferlein durchweg positiv rezipiert.
Bots
Kurioserweise erfolgt in digitalen Kommunikationsräumen, also Social Media, oft eine diskursive Umkehrung dieses Effektes: Das menschliche Gegenüber wird im Streit abwertend zum “Bot” erklärt, zum rein automatisch als Werkzeug agierenden Element, das immer die selben Nachrichten aussendet. Auch in anderen Zusammenhängen verweist der Vergleich von Menschen mit Robotern auf ein seelenloses, oft gewissenloses Handeln nach einem Programm oder Befehl. Zugleich gibt es vor allem auf Twitter tatsächlich “Social Bots”, die automatisch Nachrichten jeder Art an trendende Hashtags anbinden. Abstrakt gesehen bilden Bots aber neben Algorithmen die Grundlage aller digitaler Kommunikationsgesellschaften, wie wir sie kennen. Jede Suchmaschine setzt auf Heerscharen von “Bots”, die das Internet automatisch auslesen. Marketingagenturen (und Verlage) setzen auf Mailing-Bots, die automatisch E-Mails verschicken und dabei möglichst variiert und geschickt menschliche Autorschaft simulieren sollen, weil sie sonst in die Spamordner gefiltert und ignoriert werden. Spambots kopieren Webseiten und generieren neue Internetpräsenzen. Bot-Armeen sind unterwegs, um diese zu identifizieren und zu melden. Schadbots agieren mit dem Ziel, die digitalen Systeme zu beschädigen, zu unterlaufen, zu zerstören. In Bot-Netzen (botnets) kommunizieren schließlich Bots miteinander und bilden eigene Kommunikationsstrukturen, in denen Menschen nur noch Impuls setzen oder für das Monitoring zuständig sind. Auch im Bibliothekswesen wurden und werden Bots, vor allem für die Kommunikation mit Nutzer/innen eingesetzt, sogenannten Chatbots. Frühe Anwendungsbeispiele hierfür waren „Ina“ [6] und „Stella“ [7], zwei weiblich zu lesende Hamburger Chatbots, die bereits 2007 in LIBREAS interviewt wurden. [8] Diese beiden dienstleistungsorientierten virtuellen Assistentinnen sind jedoch nicht mehr im Dienst.
Wenn wir im 21. Jahrhundert über Roboter reden, dann müssen wir auch über die codifizierte Form – denn diese Ro-Bots sind in ihrem Kern nur Code – und ihre Semiotik, also ihre gewollte und tatsächliche Bedeutung und Wirkung sprechen.
Fragen
Die #39 der LIBREAS. Library Ideas sucht nun Texte und andere Beiträge, die sich mit den Themen Roboter, Automatisierung und Technisierung sowie Bots in physischen und digitalen Bibliotheken und anderen Organisationsformen der Wissensordnung auseinandersetzen. Dies können ganz konkrete Anwendungen sein, einer Software oder Prozessautomatisierung sowie auch reflexive Ansätze beinhalten, die Fragen behandeln wie:
- Was kann man aus, auch gescheiterten Versuchen, der Automatisierung lernen?
- Machen Automatisierung und Robotik das Leben und das Arbeiten in der Bibliothek besser?
- Wurden konkret Ressourcen eingespart oder gar Arbeitsplätze abgebaut?
- Sind die Roboter billige Arbeitskräfte / Ersatz (Čapek) oder werden sie anders gedacht / behandelt? Was kann Technik für Bibliotheken tun und wo muss man sie eventuell fürchten?
Einreichungen
Die Redaktion der LIBREAS. Library Ideas ist offen für direkte Einreichungen, aber auch für die Diskussion von Ideen für Beiträge. Formen und Inhalt sind wenig beschränkt, diese Einschränkungen sind in den Hinweisen für Autor*innen (https://libreas.eu/authorguides/) zu finden. Deadline ist der 30. April 2021.
Ihre / eure LIBREAS-Redaktion
(Aarhus, Berlin, Hannover, Lausanne, München)
Der folgende englische Text des CfP wurden mit DeepL automatisch übersetzt und ist nicht menschlich nachbearbeitet.
Einreichungen werden in deutscher und englischer Sprache akzeptiert.
Fussnoten
[1] Karel Čapek, R.U.R. – Rossum’s Universal Robots, Aventinum: Prag 1920.
[2] Siehe Helmut Hauser und Sascha Freyberg, “Form und Technik. Das morphologische Paradigma der Robotik”, in: Morphologie als wissenschaftliches Paradigma (i.V. 2021).
[3] Siehe https://www.deepl.com/translator.
[5] Siehe https://www.esz.hu-berlin.de/de/bilder/hase-und-igel.
[6] Siehe https://www.chatbots.org/virtual_assistant/Ina/.
[8] Siehe Boris Jacob, Bastian Zeinert (2007): Fragen wird immer schöner. LIBREAS. Library Ideas, 8/9, https://libreas.eu/ausgabe8/011jac.htm.
Englische Version:
CfP #39: Robots and automation
For the 100th anniversary of the term „robot“, issue #39 of LIBREAS. Library Ideas aims to focus on these workers and the increasing mechanisation and automation in libraries in general.
For on 25 January 1921 in Prague Karel Čapeks premiered the play R.U.R. – Rossum’s Universal Robots, which, translated into many languages in a very short time, was successfully shown on various stages around the world and introduced the concept of the robot (in English „worker“) into the global vocabulary.
Although the use of robots always encountered problems, because the ability of robots to adapt, orientate and interact quickly reached its limits, the concept of the robot was still in use today. However, due to constantly improving technology, the idea was never abandoned, despite regular failures, and returns again and again in various forms. Especially since robotics has turned to human-machine interaction in the real world, i.e. in natural environments or environments optimised by and for humans, a new dynamic has emerged. Due to this rethinking towards a „morphological“ approach as well as improved sensor technology, orientation and interaction, a new dynamic can be observed and further developments in this direction can be expected. However, despite all the technical enthusiasm, this raises the old question of the replaceability of human labour and intersubjective communication. Do we want robots – or more broadly speaking automation – in libraries? What tasks can and should they perform? And which ones would you rather not?
Technisation & Automation
The automation of work processes by machines, robots or even software promises to make work easier by removing possibly unloved and monotonous activities. Behind this is also the promise of improving quality through formalised, more effective and efficient work processes. But is this really the case?
Often the processes are prone to disruption, the results are flawed and yet they require human intervention, readjustment and correction, sometimes very time-consuming. However, the further development of technology has already made it possible to develop successful automation processes.
In the field of documentation and content indexing, experiments with automatic text recognition and abstracting were carried out at an early stage. This is now used throughout the country. Even tools for automatic translation are now of high quality and only deliver little semantic nonsense, comparatively and depending on the type of text, see DeepL.
The use of software in everyday and working life (for creating texts, editing images and much more) generally does not give rise to any significant concerns, as the discrete processes lack any haptic experience and ideally process zeros and ones reliably in the background.
In the library sector, the possible use of automation, computers and robots was dealt with relatively early on, even if this history is sometimes forgotten. But it is precisely in the field of cataloguing that attempts have been and continue to be made, even with setbacks, to automate work – from catalogues on punch-card computers to today’s attempts at automatic indexing.
Robots
Machines and especially robots, on the other hand, share our physical space and can evoke discomfort and anxiety. In working life, this gives rise to fears about the future, that our own work could be taken over by machines and that man himself, at least as a worker, will eventually become superfluous. Furthermore, the revolt of machines is a popular topos of science fiction literature, numerous utopias and films such as the legendary HAL9000 in Stanley Kubrick’s 2001. Čapek’s play R.U.R. can also be attributed to this. In this takeover narrative the robots turn against their creators at some point, whether through a technical error (fuse blown or similar) or through the development of a consciousness of an independent personality, which often leads directly to the unconditional urge for world domination when the ego first flashes up.and even when such stories do not have any dystopian traits, they regularly raise moral questions that go beyond the mere mastery of technology: For example, there is often the question of whether humans should dominate the robots if they can think for themselves, or whether the machines should learn human, irrational traits? Robot ethics is certainly a philosophical field with a future.
Even though research and development of artificial intelligence has already made great strides, we still encounter rather harmless contemporaries in working life. While automated procedures, such as automatic machines for returning and sorting media, have successfully established themselves in libraries, robots are only used sporadically.
There are, however, popular and award-winning examples, such as the humanoid robot Wilma from the Technical University of Wildau and „Hase und Igel“ in the Erwin Schrödinger Centre in Berlin-Adlershof.
These robots are anthromorphized by giving them likeable names and are consistently received positively as useful little helpers.
Bots
Strangely enough, in digital communication spaces, i.e. social media, this effect is often discursively reversed: the human counterpart is pejoratively declared a „bot“ in a dispute, a purely automatic element acting as a tool that always sends out the same messages. In other contexts, too, the comparison of humans with robots refers to a soulless, often unscrupulous action according to a program or command. At the same time, there are indeed „social bots“, especially on Twitter, who automatically link messages of all kinds to trendy hashtags. In the abstract, however, bots, along with algorithms, form the basis of all digital communication societies as we know them. Every search engine relies on hosts of „bots“ that automatically read the internet. Marketing agencies (and publishers) rely on mailing bots that automatically send out e-mails and are supposed to simulate human authorship in as varied and skilful a manner as possible, because otherwise they will be filtered into spam folders and ignored. Spambots copy websites and generate new websites. Bot armies are on their way to identify and report them. Malicious bots act with the aim of damaging, undermining, destroying digital systems. Finally, in botnets, bots communicate with each other and form their own communication structures in which people only set impulses or are responsible for monitoring. Bots have also been and continue to be used in libraries, especially for communication with users, so-called chatbots. Early application examples of this were „Ina“ and „Stella“, two Hamburg chat bots to be read by women, which were already interviewed in LIBREAS in 2007. However, these two service-oriented virtual assistants are no longer in service.
When we talk about robots in the 21st century, we must also talk about their codified form – because these ro-bots are only code at their core – and their semiotics, i.e. their intended and actual meaning and effect.
Questions
The #39 of the LIBREAS. Library Ideas is now looking for texts and other contributions that deal with the topics of robots, automation and mechanisation as well as bots in physical and digital libraries and other forms of organisation of the knowledge order. These can be very concrete applications, of software or process automation as well as reflective approaches that address questions such as:
- What can be learned from automation, even failed attempts?
- Do automation and robotics make life and work in the library better?
- Have resources been saved or even jobs cut?
- Are the robots cheap labour / replacement (Čapek) or are they thought / treated differently? What can technology do for libraries and where do you possibly have to fear it?
Submissions
The editorial office of LIBREAS. Library Ideas is open for direct submissions, but also for the discussion of ideas for contributions. There are few restrictions on form and content, these restrictions can be found in the notes for authors (https://libreas.eu/authorguides/). Deadline is 30 April 2021.
Your LIBREAS editorial office
(Aarhus, Berlin, Hannover, Lausanne, Munich)
The following English text of the CfP was automatically translated with DeepL and is not human-edited.
Submissions are accepted in German and English.
Translated with http://www.DeepL.com/Translator (free version)
Libraries4Future ruft auf zur Teilnahme an der Klima-Demonstration am 20.9.2019 und der Klima-Woche vom 21.–27.9.!
Der Klimawandel und damit zusammenhängende Effekte stellen unsere Gesellschaft vor dringlichste und schwierige Aufgaben in Gegenwart und Zukunft. Wir alle sind gefordert, unseren Beitrag zu leisten.
Bibliotheken müssen sich zum Schutz des Klimas als wichtige Akteurinnen in die Debatte und durch aktives Handeln einbringen!
Wir rufen alle Bibliothekar*innen, Bibliothekswissenschaftler*innen, Bibliotheksleiter*innen, Auszubildende in Bibliotheken und Studierende der Bibliotheks- und Informationswissenschaft auf, am 20.9. an der Klimademonstration teilzunehmen! Am 20. September tagt das Klimakabinett der Bundesregierung und am 23. September findet der Climate Action Summit der UN statt. Hier wird die Klimapolitik der Zukunft bestimmt. Deshalb: Gehen Sie mit uns Seite an Seite mit der Fridays-for-Future-Bewegung und vielen Klima-Aktiven am 20.9. auf die Straße als ein Zeichen für die Politik, dass wir von ihnen eine ehrgeizigere Umsetzung der Klima-Ziele erwarten.
Machen Sie als Bibliotheken ein öffentlichkeitswirksames Event daraus: Nehmen Sie Ihre Nutzer mit zur Demonstration. Seien Sie ein Teil von Libraries4Future und zeigen Sie Engagement für unser Klima: am 20.9. auf der Straße und während der weltweiten Klimawoche #week4climate vom 21.‑27.9. in Ihren Bibliotheksveranstaltungen!
Gern begrüßen wir Sie auch in Berlin als
Hauptdemonstrationsort von Libraries4Future:
Termin: 20.9., 11:00 Uhr
Ort: Treffpunkt vor dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum (Geschwister-Scholl-Straße 1/3, 10117 Berlin; Nähe S-Bhf. Friedrichstraße). Wir gehen dann gemeinsam zum Brandenburger Tor.
Stellvertretende Unterzeichner*innen für Libraries4Future:
Ben Kaden, Maxi Kindling (= Stellvertretend für den Vorstand „LIBREAS. Verein zur Förderung der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Kommunikation“)
Patricia Fasheh, Jens A. Geißler, Andrea Kaufmann, Tim Schumann, Janet Wagner (= Mitglieder des Vereins „Netzwerk Grüne Bibliothek“),
Kontaktadresse Libraries4Future: info ( at ) libraries4future.org
Informieren Sie sich gern in den sozialen Medien:
https://twitter.com/hashtag/Libraries4Future?src=hash /
https://www.facebook.com/NetzwerkGrueneBibliothek/
https://fridaysforfuture.de/week4climate/#post-18620
https://www.klima-streik.org/
Lob der Bibliothek oder Propaganda für die ALA?
Karsten Schuldt
Zu: Susan Orlean. „The Library Book”. New York et al.: Simon & Schuster, 2018
Was soll man zu diesem Buch sagen?
In „The Library Book” erzählt Susan Orlean – eine Journalistin, keine Bibliothekarin – vier Geschichten:
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Die Geschichte vom Brand in der Zentralbibliothek der Los Angeles Public Library 1986 und von dem jungen Mann, der verdächtigt wurde, dieses Feuer gelegt zu haben.
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Die Geschichte der gleichen Bibliothek von der Gründung bis heute.
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Eine Reportage darüber, was heute alles in dieser Bibliothek passiert.
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Und zuletzt ihre persönliche Geschichte wie sie in jungen Jahren mit ihrer Mutter ständig die Bibliothek, in deren Nähe sie aufwuchs, besuchte.
Das alles ist lose miteinander verbunden und abwechselnd in kurzen Kapiteln erzählt. Zum Schluss des Buches ist die Geschichte der jungen Mannes – Harry Peak – zu Ende erzählt (er stirbt in Florida an AIDS ohne für den Brand verurteilt zu sein), gleichzeitig wird Zweifel daran geäussert, ob der Brand überhaupt absichtlich gelegt wurde; zugleich ist die Geschichte der Bibliothek – inklusive des Wiederaufbaus nach dem Brand – in der Jetztzeit angekommen, sind verschiedene Aufgaben, Bereiche und Personal der Bibliothek vorgestellt worden und hat die Autorin gelernt, dass die Bibliothek sie immer noch an die Zeiten Ihrer Kindheit und Jugend erinnert, auch wenn heute vieles anders ist als damals. Das Buch ist auch sichtbar mit Bedacht ausgestattet worden: Das Papier und der Umschlag sehen leicht verbraucht aus, statt Kapitelüberschriften finden sich je vier bibliographische Angaben (Titel, Jahr, Autor/in, DDC-Nummer) mit Bezug zum Thema des jeweiligen Kapitels. Die letzte Umschlagseite bildet eine (gezeichnete) Buchkarte ab. Was kann man daran nicht mögen?
Eines: Das Buch liesst sich über weite Strecken – fast immer, wenn es sich nicht mit Harry Peak und seiner Geschichte befasst – wie Propaganda der ALA (oder eines anderen Bibliotheksverbandes). All die Schlagworte und Themen, mit denen Bibliotheksverbände heute versuchen, Bibliotheken zu präsentieren, kommen vor – nur vielleicht gekonnter dargestellt,als das Bibliotheksverbände im Allgemeinen tun: Bibliotheken als soziale Orte, als offene Orte für alle, als Orte für verschiedene Veranstaltungen für verschiedene Nutzerinnen und Nutzer, als Ort für Kinder und Jugendliche, als Ort für persönliche Recherchen, für das Lesen, für Bildung, als einer der Orte, der Menschen ohne festen Wohnsitz Hoffnung gibt. Mehrere Bibliothekarinnen und Bibliothekare werden als interessante und engagierte Personen vorgestellt. Das eine Bibliothek viele, viele unterschiedliche Medien hat – elektronische, gedruckt und überraschendere Sammlungen. All das. Plus die erwähnte positive Geschichte der Autorin selber (die immerhin erfolgreiche Autorin wurde) und die nicht unspannende Geschichte des Brandes selber – die sich dann in Teilen auch wieder wie gute Propaganda über die soziale Bedeutung der Bibliothek liest, wenn sich sowohl zum Ausräumen der Bibliothek nach dem Brand als zum Einräumen vor der Wiedereröffnung hunderte Freiwillige einfinden und wenn lokal ansässige Firmen mit Infrastruktur, Personal und Geld einspringen, um die Bibliothek zu retten.
Zwischendurch werden auch einige eher nicht so positive Geschichten erzählt – wie Anfang des 20. Jahrhunderts die Chefbibliothekarin vom Library Board zum Rücktritt gezwungen wurde, nur damit sie von einen Chefbibliothekar (der eher Abenteurer denn Bibliothekar war) ersetzt werden konnte, was lange (und berechtigte) Proteste der damaligen Frauenbewegung nach sich zog, und wie der zur Bibliothek gehörige Park für einen Parkplatz abgerissen wurde. Aber mehr auch nicht.

The Library Book als Bibliotheksbuch
Dieses Buch erzählt also vor allem das, was Bibliotheken heute wohl gerne über sich hören. Vielleicht, weil die Autorin überzeugt wurde. Sie erscheint die ganze Zeit wahrhaft überzeugt von dem, was sie darstellt. Es gibt aber eine Stelle, die etwas Zweifel streut: In einem Kapitel bespricht die Autorin andere Bibliotheken, die über die Jahrhunderte verbrannt wurden. Das ist selbstverständlich mit einem breiten Pinsel gezeichnet, da der Platz kurz ist. Trotzdem kommen – zu Recht – auch die Bücherverbrennungen zu Beginn des nationalsozialistischen Deutschlands – beziehungsweise die Aktion „Wider den undeutschen Geist” – vor, allerdings in einer historisch ungewohnten Weise: Die Autorin besteht darauf, die ganzen Vorgänge mehrfach explizit als „Feuersprüche” (in Deutsch) zu bezeichnen, obwohl diese „Feuersprüche” nur ein Teil der Inszenierung waren. Das ist recht ungewöhnlich. Zudem schreibt sie die Bücherverbrennungen einzig den Nazis direkt zu, obgleich heutige Darstellungen immer wieder darauf hinweisen, dass die Studentenschaften die Aktion organisierten und die NSDAP erst darauf einstieg. Das sind Kleinigkeiten und auch keine, welche die historische Wahrheit verfälschen würden. Aber es hinterlässt den Eindruck, als hätte die Autorin an dieser Stelle ungenau, oberflächlich recherchiert. Vielleicht nur bei diesem einen Punkt (der vielleicht auch nur im deutschen Sprachraum wirklich auffällt), aber solche Ungenauigkeiten verleiten schon zu der Frage, wie tief die anderen Kapitel eigentlich recherchiert wurden – und nicht eher das wiedergegeben, was die Bibliothekarinnen und Bibliothekare vermitteln wollten.
Aber auch wenn man annimmt, dass das Buch genau das darstellt, was der Autorin aufgefallen ist, als sie über die Los Angeles Public Library nachdachte und diese besucht, ist das Buch ein Realitätscheck für den bibliothekarischen Diskurs: Wenn das wirklich ist, wie die Öffentlichkeit von Bibliotheken wahrnimmt und wie sie Bibliotheken sieht, ist überhaupt nicht mehr klar, wieso es im bibliothekarischen Diskurs diese ganzen Ängste vor dem Ende oder der Stagnation der Bibliotheken gibt. Wenn die Öffentlichkeit die Bibliotheken als so spannend und wichtig wahrnimmt, wie Susan Orlean, gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen, ob man irrelevant wird oder in der Öffentlichkeit als veraltet oder langweilig angesehen. Wenn es keine „accidental propaganda” ist, dann ist es ein Hinweis darauf, dass die ständigen Krisendiskurse, welche bibliothekarische Diskurse oft prägen, wenig Grundlage in den realen Problemen haben. (Die Frage wäre dann eher, warum Bibliotheken auf dieses guten Bild, dass Orlean von ihnen zeichnet, nicht wirklich aufbauen.)
Trotzdem ist das Buch gut, flüssig und vergnüglich zu lesen. Als jemand, die oder der sich mit Bibliotheken auskennt, wird nicht so viel spezifisch Neues zu lesen sein, ausser der Geschichte des Brandes selber. Aber es ist ein unterhaltsamer Einblick in diese spezifische Public Library.
[Eine Vorstellung des Buches durch die Autorin selber im Buchladen „Politics and Prose” (Washington, D.C.) findet sich im Youtube-Kanal des Ladens: https://www.youtube.com/watch?v=CY3Wxafosbw]
LIBREAS. Library Ideas auf dem Bibliothekstag 2018 in Berlin
Bekanntlich ist der Bibliothekstag das grösste bibliothekarische Treffen im deutschsprachigen Raum. Die LIBREAS. Library Ideas wird auf und bei ihm – wenn er schon in Berlin ist, der Stadt zu dem die ganze Redaktion einen Bezug hat – zu treffen sein, in unterschiedlichen Funktionen: Am Mittwochabend beim offenen “Chillen mit der Redaktion”, auf Vorträgen und Workshops, auf Ständen und als Besucher*innen. Hier eine kurze Übersicht, wo Sie/ihr uns persönlich treffen können. Kommen Sie/Kommt doch vorbei.
Chillen mit der Redaktion (Mittwoch, 13.06.2018)
Am Mittwochabend, nach der Konferenz, laden wir Sie/euch ein, mit uns gemeinsam die doch etwas tristen langweiligen Hallen des Konferenzzentrums zu verlassen und einen ordentlichen Berliner Abend zu verbringen. Wir treffen uns ab 19:00 im Birgit&Bier. (http://birgit.berlin/, Adresse: Schleusenufer 3, 10997 Berlin, Stationen in der Nähe: S-Bhf. Treptower Park, Bus Heckmannufer oder U-Bhf. Schlesisches Tor. Mit der S-Bahn vom Kongressort gut zu erreichen.) Kommen Sie/kommt gerne vorbei und machen Sie/macht das, was man in Berlin macht: Mate trinken, Buletten essen oder lieber was Veganes, rumhängen und über Tische hinweg quatschen. Oder was Ihnen/euch gefällt, man ist da bekanntlich sehr offen in Berlin.
Vorträge und Project-Labs
Dienstag (12.06.2018)
- 13:00-13:30. Karsten Schuldt: Bibliothek und Armut: Was kann die Öffentliche Bibliothek wirklich tun? (Raum V)
- 15.30–18.00. Michaela Voigt (u.a.): Hands-on-Lab Zweitveröffentlichungen (Lab II)
Mittwoch (13.06.2018)
- 14:30-15:00 Najko Jahn: Hybrid OA Dashboard: ein Analysewerkzeug zur Open Access Transformation wissenschaftlicher Journale (Raum III)
- 17:00-17:30 Linda Freyberg: Augmented Library – Konzeption einer App für die Heinrich-Böll-Bibliothek in Berlin-Pankow (Raum IV)
Donnerstag (14.06.2018)
- 09:00-13:00: Matti Stöhr, Michaela Voigt (u.a.): Kooperative Entwicklung der Kriterien für den Open Library Badge 2018 (Project Lab)
- 10:30-11:00. Karsten Schuldt: Die Entwicklung der Schulbibliotheken in Berlin 2008-2017: Ergebnisse einer zehnjährigen Studie (Estrel Saal A)
- 14:00-18:00. Karsten Schuldt, Peter Jobmann, Maik Stahr, Alexandra Jobmann: Die Bibliothek als gesellschaftliche Institution? #critlib auf deutsch? Ein Zine-Projekt (Project Lab)
Analogkultur / Digitalkultur. Über @handmedium und „real things and why they matter.“
Eine Notiz von Ben Kaden (@bkaden)
I
Derzeit sammelt sich Samstag für Samstag auf dem immergrauen Vorplatz der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main eine Schar Demonstranten, die sich für einen Erhalt der Möglichkeit eines Zugangs zum gedruckten Medium im Lesesaal der Bibliothek einsetzen. Ein Transparent komprimiert das Anliegen in eine Frage: Bibliothek ohne Bücher? Es ist eine kleine, aber sehr engagierte Gruppe, die der Stroemfeld-Lektor Alexander Losse per Megaphon zu aktivieren versucht und einen kleinen Niederschlag findet sich regelmäßig vor allem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die in diesem Fall als Lokalblatt gelten kann. Aber auch in der wochentäglichen Abwesenheit bleibt die unter dem Kürzel @handmedium auf Twitter ihre Aktionen begleitenden, dokumentierenden und mit befreundeten Accounts retweetenden selbsternannte Mahnwache präsent. Außerdem sucht man das 140-Zeichen-Gespräch mit Twitternden, die man sich als passende Gegenüber für den Austausch von Positionen heraussucht.

„Digital vor gedruckt“ – der in diesem Fall farblich gut auf die Oberbekleidung der Besucher abgestimmte Aushang erläutert eigentlich sehr nachvollziehbar und in leichter Sprache, warum die Bibliothek lieber den Griff zur E-Book-Fassung sähe. Und zugleich regt sie die Nutzerinnen und Nutzer zum Nachdenken über ihr Nutzungshandeln an. Denn nun müssen sie sich bei jedem Verlangen überlegen, wie sich der Zweck ihrer gewünschten Lektüre zur Medialität des Objektes verhält.
Spricht man Mitarbeiter des Hauses auf die Mahnwache und ihre Ziele an, gibt es die Bandbreite des Lächelns von verzweifelt über mitleidig bis sogar nachsichtig zu sehen. Es ist schon ein Politikum, hört man. Und, vertraulicher, dass es durchaus Verbindungen aus dem Haus über die Frankfurter Allgemeine zur „Reuß’schen Gruppe“ gäbe, die in dem Vorplatzprotest etwas zu kanalisieren versuche. Was das genau ist, erfährt man nicht und möchte es eigentlich auch gar nicht wissen. Das Öl soll besser nicht weiter ins Feuer tröpfeln und die FAZ hat doch noch einen gewissen Einfluss auf die öffentliche Meinung der Stadt am Main. (more…)
Offenes Treffen der LIBREAS-Redaktion in Nürnberg
Werte Kolleginnen und Kollegen,
wie viele von Ihnen auch, wird die Redaktion der LIBREAS.Library Ideas (in Teilen) in der nächsten Woche zum Bibliothekstag in Nürnberg weilen. Neben all den inhaltlichen Veranstaltungen werden wir uns am Mittwoch Abend zu einem lockeren Treffen zusammenfinden – ohne inhaltliche Ausrichtung, einfach als soziale Gelegenheit. Gerne würden wir dort mit ihnen als (potentielle) Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren zusammentreffen, die Zukunft der Bibliotheken diskutieren oder in Ruhe lassen, Kritik üben oder hören, oder aber uns einfach so austauschen. Wir treffen uns am Mittwoch, 27.05.2015, ab 19.00 Uhr im K4 Kulturgarten, Nürnberg (Königstrasse 93 – im alten KOMM –, http://www.k4-kulturgarten.de/) und würden uns freuen, sie dort zu begrüssen zu können.
für die Redaktion
Karsten Schuldt
It’s the frei<tag> 2013 Countdown (27): Einfach teilnehmen und Themen vorschlagen
von Matti Stöhr
„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.“ (Karl Valentin)
Wer wird dabei sein? Welche Themen werden behandelt? Was erwartet mich? Naturgemäß ist eine Unkonferenz im allgemeinen – frei<tag> im speziellen – davon charakterisiert, dass jede Person mit Interesse an Konzept und Motto ohne Anmeldung kostenfrei teilnehmen kann, und das inhaltliche Programm ad hoc gemeinsam vor Ort festgelegt wird. Es ist ebenso jedoch stets Bedürfnis zu wissen worauf, auf wen, auf was man sich einlässt. So besteht nun mit zwei eigens dafür eingerichteten Etherpads ohne Anmeldung oder andere Hürden die einfachsten Möglichkeiten die Teilnahmeabsicht kund zu tun sowie mögliche Sessionthemen zu benennen und sich gleichzeitig über den aktuellen Teilnahme- und Themenstand zu informieren:
- frei<tag>2013 – Teilnahme (oder alternativ via Facebook)
Lose Themenideen; ausgefeilte Konzepte und Forschungsfragen; Aspekte des vorangegangen Hauptprogramms der ISI-Tagung, zu welchen man mehr erfahren und / oder sich intensiver austauschen möchte – jegliche Formen sind denkbar und erlaubt. Seien Sie / seid herzlich eingeladen schon jetzt der Unkonferenz und ihrem Motto „raum:shift [information science]“ Gestalt zu verleihen!

Ob im ICE oder daheim, bei Nacht oder bei Tag, angeregt von den New York Times oder von einem Fachartikel – Themenideen für die frei<tag> 2013 können überall entstehen …
PS: Der Hashtag zur Veranstaltung ist übrigens unlängst festgelegt: #frei13
It’s the frei<tag> 2012 Countdown (2): Vereinsmitglied werden
Im Anschluss an die Summer School findet am 18.08. in Berlin die erste Jahressitzung des LIBREAS. Verein statt. Der Ort ist der gleiche wie die Summer School, eingeladen sind alle Mitglieder.
Und das ist das Stichwort. Als wir vor einem Jahr bekanntgaben, dass wir den LIBREAS. Verein zur Förderung der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Kommunikation gegründet hätten, hatten wir ehrlich gesagt etwas unterschätzt, wie arbeitsreich das Vereinsgründen in Deutschland so sein kann. Deshalb ging dies alles nur sehr langsam voran. Untergegangen ist dabei vielleicht, dass der Verein nun schon seit einiger Zeit eine eigene Homepage besitzt (http://www.libreas-verein.eu/) und das es möglich ist, ihm als Mitglied beizutreten. Die Mitgliedsbeiträge betragen 12 Euro pro Jahr für Einzelpersonen, 24 Euro pro Jahr für institutionelle Mitglieder und 48 Euro pro Jahr für Fördermitglieder. Mit dieser Mitgliedschaft kann man nicht nur direkten Einfluss auf die Arbeit des Vereins nehmen, sondern unterstützt, wie im Vereinsnamen angegeben, die Kommunikation im Feld der (erst einmal deutschsprachigen) Bibliotheks- und Informationswissenschaft. [Selbstverständlich kann man das auch mit Spenden an den Verein tun, wir sind ein e.V.]
Es ist nicht unser Ziel, mit dem Verein Geld zu verdienen oder in Konkurrenz zu anderen Organisationen und Vereinigungen im bibliothekarischen und bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Feld zu treten. Vielmehr wollen wir einen Teil zum grossen Ganzen beitragen. Aber wir würden uns selbstverständlich über jedes Mitglied freuen, da dies auch bedeutet, gemeinsam grössere Sprünge, als „nur“ die LIBREAS und die Unkonferenz zu machen.
Vereinsmitglied kann man über die Homepage werden (http://www.libreas-verein.eu/mitgliedschaftsantrag/), aber man kann uns selbstverständlich auch direkt fragen, zum Beispiel am 17.08. in Potsdam und am 18.08. in Berlin.
It’s the frei<tag> 2012 Countdown (11): Megatrends, Megatrends
Karsten Schuldt
Zwei Thesen vorneweg:
- Thesen eignen sich, wenn sie als solche angenommen werden, besser als Diskussionsstarter als irgendwelche anderen Anfänge.
- Das Bibliothekswesen verpasst regelmässig die Megatrends der gesellschaftlichen Veränderung, lernt daraus aber auch wenig, weil dieses Verpassen kaum historisiert diskutiert wird.
Megatrends sind die Veränderung, welche sich langfristig als grundlegende Änderungen durchsetzen. Abzugrenzen davon sind kurzfristige Trends. Es gibt nun als eine der wenigen gesicherten Erkenntnisse der Zukunftsforschung die Einsicht, dass der gesellschaftliche Diskurs prinzipiell der kurzfristigen (und damit wenig nachhaltigen) Trends massiv überschätzt, die Megatrends aber tendenziell übersieht. Es gibt Versuche, dieses Missverhältnis auszugleichen. (Ob die funktionieren ist eine andere Frage. Zu erinnern ist nur an die Bildungsdelphi Anfang Anfang / Mitte der 1990er, bei denen dem Internet quasi keine Bedeutung für die Entwicklung des deutschen Bildungswesens bis 2020 zugestanden wurde.) Man kann daraus auch lernen – wenn man es nicht eh schon macht – die ganzen Titelgeschichten über neue Trends – egal ob Technik oder die neuen Partygewohnheiten der Jugend – zu ignorieren oder zumindest nicht für so voll zu nehmen, wie sie dargestellt werden.
Aber: Die oben genannte These (2) geht weiter. Sie behauptet, dass das Bibliothekswesen sich, wenn überhaupt, nur sehr ausgewählt und spät mit Megatrends der Gesellschaft befasst. So haben wir gerade die Situation, dass seit einigen Jahren immer mehr Bibliotheken sich Gedanken um die „jungen Alten“ machen. Was an sich gut ist, aber wenig angesichts der tatsächlichen demographischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Vor allem ist „jetzt“ es sehr spät. (Sicher: Besser spät als nie.) Seit den 1970er Jahren war ersichtlich, dass es zu einem solchen Wandel kommen wird. Oder: Jetzt gibt es Überlegungen dazu, wie die mobile Internetnutzung via Smartphones und Tablets Bibliotheken verändern wird – was richtig ist. Aber auch spät. Wer aufgepasst hat, wusste 2000, dass das kommen wird. Das Bibliothekswesen hätte sich schon früher vorbereiten können, es hätte nicht nur Konzepte entwickeln, sondern schon längst Personal haben können, welches sich auf die kommenden Aufgaben eingestellt hätte.
„Hätte“ ist natürlich im Nachhinein immer schön zu sagen. Aber These 3:
- Das Bibliothekswesen kann sich auf Megatrends besser vorbereiten, wenn es aus verpassten Megatrends lernt und gleichzeitig sich über die gesellschaftlichen Veränderungen selbstständig und ergebnissoffen (also vor allem nicht an der Frage orientiert, wie die Bibliothek, wie sie jetzt ist, durch die Megatrends hindurch erhalten bleiben kann) informiert.
Mehr habe ich zu dem Thema nicht zu sagen, erstmal. Vielleicht noch: Es geht nicht nur dem Bibliothekswesen so, sondern auch weiteren Teilsystemen der Gesellschaft. Das zur Beruhigung.

Hey hey offene Gesellschaft, was geht? Was hier abgeht ist die offene Gesellschaft, die sich durchsetzt, auch gegen den Diskurs. Mitten in Zürich, auf dem Caliente!, nach eigenen Angaben das grösste Fest lateinamerikanischer Musik im deutschsprachigen Raum (für Umme, und die Caipirinhas für nur 10 Franken wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist), ein Auftritt einer Latinoband, bestehend nur aus Schweizern, auf einer Bühne (wie gesagt: mitten in Zürich, wenn auch im hippen Aussersihl, nicht irgendwo) wo gar nicht erst versucht wird, etwas anderes zu sprechen, als Spanisch. Warum auch, wenn alle auch damit klar kommen. Komisch, Schweizer, die auf spanisch Akons (Senegalese mit Lebensmittelpunkt USA, btw) „Don’t matter“ („Nobody wants to see us togehther“) covern und dann ihre Lations grüssen? Wo doch gefordert wird, dass wenn, dann in Zürich bitte Französisch als Fremdsprache neben dem Deutschen verwendet wird? Nope. Offene Gesellschaft in Aktion. Reagieren Bibliotheken darauf? Kriegen sie es überhaupt mit?
(Und das ist ja nur ein Beispiel, dass gerade so über den Weg lief. Auch kein perfektes, den halb zehn war dann Schluss, die Musik aus. Weil offen ja, aber so offen urban wie in, sagen wir mal, Berlin oder Hamburg, so offen ist die Schweiz dann auch wieder nicht.)
Zum Abschluss noch Thesen zu sich abzeichnenden Megatrends, auf das Bibliothekswesen sich vorbereiten könnte:
- Die Migration nach Deutschland wird massiv zurückgehen. Die Aufgabe wird dann vor allem darin bestehen, die jetzt hier lebenden Kulturen sich entwickeln und zusammen wachsen zu lassen.
- Trotz allem Zwang zum Sprechen der Nationalsprachen, der aufzubauen versucht wird, werden die deutschsprachigen Gesellschaften (endlich wieder) praktisch multilingual. Dies wird mit einer Zunahme des Bildungsniveaus einhergehen.
- Die zerbrechliche Gesellschaft, als die Nico Stehr die moderne Gesellschaft beschreibt, wird immer weiter zu einer flexiblen und offenen – ergo „zerbrechlichen“ – Gesellschaft werden, was ihre Stärke sein wird.
- Die gesamte Gesellschaft wird urbaner. Das bezieht sich nicht nur auf Berlin und Zürich, das bezieht sich auch auf den dörflichen und den suburbanen Raum. Urbaner heisst: Mehr Lebensentwürfe werden lebbar, der ÖPNV wird wichtiger, die Kultur wird mehr. Das heisst aber auch, gerade für die Menschen, die mit dem Urbanen nicht so viel anzufangen wissen: Sie werden immer mehr gefordert werden.
- Gleichzeitig werden territoriale Zonen, die sich jetzt schon abzeichnen, entstehen, die fast keine Anbindung mehr an die restliche Gesellschaft haben. Prädestiniert sind dafür der Osten Deutschlands und die immer menschenleerer werdenden Alpenregionen Österreichs und der Schweiz.
- Die Erkenntnis, dass zentralisierte Systeme und Steuerung von Systemen durch zahlenbasierte Planung und ständigen Vergleich disfunktionale Effekte haben, wird sich gesellschaftlich (wieder) verbreiten. Es wird versucht werden, dem abzuhelfen.
- Die Bedeutung des Fernsehens wird abnehmen.
It’s the frei<tag> 2012 Countdown (13): Schaufenster forever
Karsten Schuldt
Der Vanitas-Gedanke. Das Schaufenster in Potsdam.
Wenige Orte verkörpern heute den klassischen Gedanken des Moments, der genossen werden muss, weil er vorüber sein wird, demnächst, wie das Schaufenster in Potsdam. Es ist vergangene Zukunft und zukünftiges Ende. Vergangene Zukunft als architektonischer Ausdruck einer Zukunft, die nie kommen wollte. Die Moderne, der gebändigte Sozialismus der DDR, der human sein sollte und es am Ende doch nur zum Teil war. (Immerhin genügend, um die Revolution nicht im Blut verenden zu lassen.) Aber auch Zukunft, die nach der politischen Wende nicht kommen wollte. Alle Läden, welche die Verheissungen der freien Gesellschaft anboten, zogen letztlich wieder aus. Das Sportfachgeschäft, welches den Raum zuletzt belegte, bevor die FH Potsdam ihn übernahm, hat noch Spuren hinterlassen, wenn man genau schaut. Auf dem Boden dynamische Linien, Feldgrenzen, die auffordern zur Aktivität. Und auch vergangene Zukunft mit dem Versprechen der Moderne, Architektur zu sein, die es letztlich allen ermöglichen sollte, besser zu leben. Kaum jemand will es in dem Maße, wie die gebändigte Moderne des Schaufensters und des alten Gebäudes der FH Potsdam es vorschlug.
Jetzt, 2012, ist das Schaufenster ein Ort des verkündeten Endes, ein Nicht-Ort, ein Zwischenraum. (Wie sie in der Hauptstadtregion zuhauf existieren und bespielt werden vom intellektuellen Proletariat.) In ein paar Jahren vielleicht, so sagt man seien die Pläne, wird das Gebäude mit dem Schaufenster und dem Fachbereich Informationswissenschaften abgerissen. Vielleicht. (Pläne ändern sich.) Deshalb aber trägt das Schaufenster ein vorhergesagtes Ende in sich. Was auch immer in ihm passiert, getan wird, es ist prekär, kurzfristig angelegt, spontan fast. Allerdings: Die Zwischennutzung dauert auch schon seit Jahren. Der Raum ist eingespielt als Veranstaltungsort, so sehr, dass man protestieren müsste, wenn dereinst tatsächlich mit dem Abriss begonnen würde.

Wir warten. Wir warten. (Wir warten herein, Potsdam, den dreifachen Fluch.) Noch ist es geschlossen, das Schaufenster, aber immerhin ist es noch da. Und es wird geöffnet sein zur frei<tag>.
Der Raum des Schaufensters ist offen. Solange am Ende alles noch nutzbar ist, kann man räumen und stellen und rücken, wie man will. Frei in einem ausreichend grossen Raum, dessen Struktur wenig vorgibt. Keine festen Tafel, auf die der Blick sich richten müsste. Wenig Wände, die den Blick behindern. Licht von allen Seiten. Und die lässige Morbidität kultureller Projekte und Clubs. Doch gleichzeitig ein Ort der Wissenschaft. Ein Ort, an dem regelmässig Veranstaltungen der FH Potsdam stattfinden. Ein Ort, der einlädt, Wissenschaft als lebendige Tätigkeit zu begreifen, bei der das Wissen gerückt, verstellt, neu geordnet werden darf, bei der Gedanken wenig Grenzen haben und bei der das Denken dennoch transparent sein soll – transparent wie der Raum selber mit seinen Fensterreihen.
Das Schaufenster ist eine Einladung an eine Wissenschaft im Geiste des Vanitas-Gedankens; eine Einladung, die verbunden ist mit der Erinnerung, welche Zukünfte schon gedacht wurden und nicht eingetreten sind; gleichzeitig ein Ort, der Zukunft einfordert.
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