LIBREAS.Library Ideas

Von wegen Pferdefleischeslust. Über Chrissie Bentleys „The Nympho Librarian and Other Stories“.

Posted in LIBREAS.Feuilleton by Ben on 26. April 2013

Eine Rezension zu Chrissie Bentley (2011) The Nympho Librarian and Other Stories. [ohne Ortsangabe]: CreateSpace. ISBN: 9781468106084

von Ben Kaden

“Get rid of the glasses, if I wanted to see a librarian I would be at library.” – ronsanchez am 26.01.2004 in einem Forum auf kinkondemand.com

„Wir ahnen ja, daß dort [in den Bibliotheken] auch das Amouröse, ja das Erotische seinen Platz haben muß und finden die Bestätigung bei [Philip] Larkin, der die Emporen für Verabredungen romantischer Art als besonders geeignet ansah und sich zu mehr als einer Mitarbeiterin hingezogen fühlte – über eine Kollegin, vertraute er einem Freund an, hätte er herfallen mögen wie ein Löwe über den täglichen Batzen Pferdefleisch…“ (Jan Wagner, 2013)

Es ist ein selten saftiges Bild, das der Schriftsteller Jan Wagner in seiner „Rede zum neuen Jahr“, die mindestens so sehr eine Hymne auf die Bibliothek wie Philip Larkins Library Ode ist, zum Delektieren bereitstellt. Tatsächlich verlor der außergewöhnliche Bibliothekar und Dichter Larkin mehr als sein Herz in der Stadtbibliothek.

Aber zunächst eben dieses und zwar als nicht wenig einsamer, sexuell so unerfahrener wie verwirrter 21-Jähriger Bibliothekar in Wellington, Shropshire an die schmale, bebrillte in der wirren Vielfalt adoleszierender Blüte gefangenen 16-jährigen Schülerin Ruth Bowman. In sein Tagebuch schrieb er zu dieser Zeit „Re sexual intercourse: always disappointing and often repulsive, like asking someone else to blow your own nose for you”. (vgl. Morton, 1993) Zu seiner Verteidigung ist zu ergänzen, dass er erst wenig verkehrsteilnehmende Erfahrungen und schlicht eine Heidenangst vor Sexualität an sich gehabt haben soll. So gehandicapt reduziert man als junger Mann das intime Verschmelzen denn auch gern auf eine Variation des Schnäuzens. Unbestritten war für Larkin das Thema Sexus (inklusive seiner Darstellbarkeit) zeitlebens mindestens so wichtig wie die Bibliothek.

Ob er damit typisch für Bibliothekare steht, ist mutmaßlich noch empirisch unbeforschtes Terrain. Doch bekanntermaßen lässt das Klischee entsprechende Kurzschlussfolgerungen zu. Den kreuzbraven brillenbeschlagen Strickjackenwesen – man denke nur an Donna Reed als Bibliotheksmamsell in Frank Capras Ist das Leben nicht schön? (Capras Antwort: Nur wenn man einen Mann wie George Bailey findet, der einen vor dem Bibliotheksdienst rettet.) – traut man entweder keine Sexualität zu. Oder eine sehr eigentümliche.

Für die zweite Variante gibt es einen Fantasieraum in der Pornographie. Reziprok findet sich dagegen selten ein Platz für die Pornographie im Realraum der Bibliothek. (Es sei denn im Schreibtischfach des Bibliothekars Philip Larkin.)
Abgesehen von der Pionierarbeit der progressiven BDSM- und Fetisch-Fans aus dem Armory in San Francisco, die zum Beispiel Bobbi Starr einmal als Bibliothekarin für ein griffiges Filmchen der Reihe Whipped Ass inszenierten, die Dominatrice Madison Young einen säumigen Nutzer namens Kade (sic!) demütigen ließ und auf deren Seite Darstellerinnen mit

„Maggie has the cute next girl look, with booming tits and ass. To see her on the street you would think her a Doctor or Librarian, no one would expect that a lifestyle submissive hides under those glasses.”

vorgestellt werden, erweist sich das weite Feld der Bildpornographie hinsichtlich Referenzen auf Bibliothek und Bibliothekskultur als weitgehend unbefriedigend.

Seiten wie Naughty Bookworms bleiben im Schulbildungsbereich stecken, die am Schauplatz College orientierten Dare-Dorm-Angebote in den Internatszimmern. Entsprechende Filmproduktionen wie Naughty Blonde MILF Librarians (2009) oder Fuck the Librarians (2012) benutzen mehr noch als der Klassiker Midnight Librarians (2001) Bücher, Regal und Brille ausschließlich und dem Genre gemäß lieblos als Staffage für den üblichen schematischen Aktionismus. Wobei beim letztgenannten Film immerhin die Beschreibung ganz neckisch daher kommt:

„Ever wonder what librarians do after hours when they remove their glasses, lose the orthopedic shoes and let their hair hang down? Do you think librarians have sex?“

Die erfrischendste Produktion in diesem Bereich ist bisher Joanna Angels Librarians (2011), die nicht nur neben der Altmeisterin Kimberly Kane mit Asphyxia Noir, Skin Diamond, Kleio und Draven eine Reihe der neuen, professionell-auf- und abgeklärt auftretenden Darstellerinnenzunft (nicht ohne Hipster-Nimbus) als Bibliothekarinnen zum Einsatz bringt, sondern auch einen knuffigen Plot besitzt:

„It was your average day at the Clitty City Public Library. Joanna Angel was running the place as usual, and Asphyxia, Draven and Kleio were stocking the shelves and rolling the carts. But everything changed when James Deen came in…and tried to take out a book! He had more than two-hundred overdue library books! A complete disgrace to the community. He still wanted that book, though…in fact, he wanted to rob the library clean! But the girls had pledged their souls to the Dewey Decimal System and refused to give in…if he wanted those books, he was gonna have to […]”

und so weiter und so fort.

Doch auch hier stößt Originalität wieder dort an ihre Grenzen, wo man sie üblicherweise entdeckt: bei der expliziten Darstellung der Sexualität, die keinerlei Knistern entfaltet, sondern sich in Standardeinstellungen erschöpft. Das Dilemma von Pornographie dieser Art liegt in der Absenz jeglicher Sinnlichkeit. Die rein visuelle Inszenierung des sportlichen Standardrepertoires bis zum Money Shot führt anscheinend unvermeidlich zu erheblichen Redundanzen und entgleitet damit in eine klinisch reine Langeweile. Bis auf wenige Ausnahmen ist diese Form der letztlich fast immer Fließbandpornographie in ihrer Uniformität vergleichbar mit der Systemgastronomie: Man bekommt immer nach den gleichen Abläufen exakt das serviert, was man bereits kennt.

Chrissie Bentley: Nympho Librarian

Chrissie Bentleys Nympho Librarian Stories ist mit knapp 60 Seiten Umfang tatsächlich kopfkissentauglich. Aber für geübte Leser höchstens etwas für eine Nacht.

Ein wenig besser stellt es sich im Bereich der geschriebenen Pornographie dar, bleibt hier doch visuell-fantasievolle Füllung des geschilderten mit eigenen Bildern möglich und wenn man möchte, kann man sich gern die Bibliothekarin oder den Bibliothekar (bzw. Nutzer und Nutzerin) aus der eigenen Bibliothek in entsprechende Rollen hineinimaginieren. (Man sollte es aber nicht unbedingt kommunizieren.)

Es gibt, wenigstens in den USA, eine regelrechte und blogaffine Liebhabergemeinde solcher früher als Schund und Schmutz (oft so pragmatisch fragwürdig wie semantisch berechtigt) bezeichneten Textergüsse, die berühmte und einschlägige Olympia-Press-Titel wie Heather Browns The Librarians Naughty Habit, Rod Walemans The Young Librarian oder Jessica Ludwigs Sex for Charity (Titel, die man übrigens vergeblich im Worldcat sucht) ganz offen im (LibraryThing-)Regal zeigt und mit typisch postmoderner Ironie zur ihrer Leidenschaft erklärt. Das dank diverser Presseberichte (u.a. bei der Paris Review vgl. Steinberg, 2012) mutmaßlich populärste Werk ist Les Tuckers The Nympho Librarian, von dem mangels Verfügbarkeit in Buchhandel und Bibliothek die meisten jedoch nur das berühmte Cover (vgl. Pierce, 2012) kennen.

Nun gibt es unter demselben Titel eine kleine Kollektion (wahrscheinlich Fan-fiktionale) Stories, die als Print-on-Demand mit einem grauenhaft verhunzten Titelbild allgemein verfügbar ist. Die von der Bloggerin Chrissie Bentley herausgegebene Zusammenstellung erhält als Ouvertüre ein buchstäblich nuttiges Vorwort von Jenny Swallows, was ein typischer nom de porn sein dürfte – wobei allerdings Donna Reeds Figur bei Frank Capra ja auch in aller Unschuld Mary Hatch hieß.

Traurigerweise ist diese Einleitung nichts anderes als eine äußerst mäßige Fantasie über eine Fellatio, wie sie aus einem Grundkurs für obszönes Schreiben stammen könnte und vermutlich auch stammt und darin eine Art dürftiges Gegenstück zu Marco Vassis Die Rache des Sizilianers (Vassi, 1989). Die Geschichte The Nympho Librarian erscheint im Vergleich weitaus intensiver und auch wenn die Integration einer Gasmaske in ein bibliothekarisches Liebesabenteuer nicht jedem Identifikationspunkte schafft, so ist das Machtspiel im Vorstellungsgespräch in satter Konsequenz ausgeführt.

Für das Genre sind auch die anderen Texte akzeptabel. Die Freude ist jedoch fast immer dadurch getrübt, dass es sich nur Kürzestgeschichten handelt, die weder wirklich Handlung noch Spannung wirklich entfalten. Vielleicht könnte man eine entsprechende Story wie Silence in the Library auch auf dreieinhalb Seiten mitreißend und aufwühlend ausgestalten. Aber dazu wären literarische Fertigkeiten nötig, die in diesem Feld der Schriftstellerei äußerst rar gesät sind. George Batailles‘ Das Auge der Katze gelingt das. (Bataille, 1972) Die Jenny Swallows-Fraktion bleibt dagegen hilflos. Denn wenn Kopulationsgeschichten konventionell auserzählt werden, wird in dieser Kürze schlicht kein allzu hohes Plateau erreicht.

Dagegen muss man den (nicht genannten) AutorInnen der Geschichten immerhin das Bemühen zugestehen, die Bibliothek als Ort bis hin zur korrekten DDC-Systemstelle präsent zu halten und ein paar Klischees durchaus spielerisch zu verarbeiten. Bei der Bibliographie zweifelt man aber fast schon wieder an der Fachkenntnis der Herausgeberin. Zudem ist keine der Geschichten selbst eindeutig bibliographiert. Da zeigt sich die Anthologie „Porno“ (N.N., 2004) des Fischer Taschenbuchverlages weitaus professioneller (krankt aber daran, dass sich Stephen Solomita in Übersetzung höchstens so überzeugend liest, wie die Synchronisation eines Pornofilms authentisch wirkt).

Wem der Sinn nach billiger und billig produzierter (Printed by Amazon Distribution GmbH, Leipzig – also mutmaßlich direkt im Logistikzentrum) Darstellung von Sexualität steht, die ohne Umschweife auf den Punkt kommt, der wird mit The Nympho Librarian and other Stories leidlich gut bedient. Mit Erotik oder erotischer Literatur hat die Anthologie dagegen rein gar nichts zu tun. Statt des Larkin’schen Löwen überm Pferdefleisch findet man in dem Bändchen eher einen an sich doch zahmen Stubentiger vor einem Näpfchen Trockenfutter.

(Berlin, 25.04.2013  / @bkaden)

Literatur

Anmerkungen: Von Verweisen auf pornografischen Internetquellen sehen wir ab.

Georges Bataille (1972) Das Auge der Katze. In: ders.: Das obszöne Werk. Reinbek: Rowohlt, S.7-10

Andrew Morton (1993) Larkin in Love. In: The Independent, 21.03.1993

N.N. (2004) Porno: Frankfurt/Main: Fischer-Taschenbuchverlag

J. Kingston Pierce (2012) Curious Catalogue of Carnality. In: Killer Covers. 26.07.2012, http://killercoversoftheweek.blogspot.de/2012/07/curious-catalogue-of-carnality.html

Avi Steinberg (2012) Checking Out. In: The Paris Review Daily. 26.12.2012, http://www.theparisreview.org/blog/2012/12/26/checking-out/

Marco Vassi (1989) Die Rache des Sizilianers. In: ders.: Erotische Komödien. München: Goldmann, S. 60-68

Jan Wagner (2013) Die Bibliotheken. Eine Rede zum neuen Jahr. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur. Heft 2 / April 2013, S.147-159

Utopie und Praxis. Anmerkungen zur Digital Public Library of America.

Posted in LIBREAS aktuell by Ben on 23. April 2013

von Ben Kaden

Am Anfang steht in gewisser Weise ein Remix, was gut passt, sind doch die USA per se so etwas wie eine grundständige Remixkultur. In zwei nahezu mythischen Bausteinen des Selbstverständnisses der USA verankerte Robert Darnton die Idee der Digital Public Library of America (DPLA, www.dp.la). Erstens in dem Streben nach einer an den Ideen der Aufklärung ausgerichteten Utopie, also einer zukünftigen und besseren Welt, die zugleich mit diversen religiösen Strängen, Zwängen und Ethiken durchsetzt wurden. Und zweitens in einer pragmatischen Einstellung, die die Tat höher schätzt als den Diskurs, was sich vielleicht auch in einer Gegenüberstellung des administrativen Apparats von Europeana und DPLA ablesen lässt und ziemlich präzis die Differenz zwischen der alten und der neuen Welt sichtbar macht.

In gewisser Weise führt Darnton das Beste aus beiden Welten in dem Motto „Think big, begin small” zusammen. Und dies vor allem schnell. Von der Idee zur Plattform mit zwei Millionen Objekten in zweieinhalb Jahren ist fraglos ein bemerkenswertes Tempo. Dokumentiert sind diese Zwischenschritte in einigen Aufsätzen vor allem in der New York Review of Books, die sich mittlerweile in gewisser Weise als ein Making-Of lesen lassen und in der aktuellen Ausgabe noch einen vorläufigen Endpunkt finden. (vgl. z.B. Darnton, 2010, 2011a, 2011b, 2013 bzw. auch Kaden, 2011)

Wobei die nackte Taktung noch nichts über die Qualtität aussagt. Die Deutsche Digitale Bibliothek brauchte auch kaum drei Jahre von der Erstankündigung bis zur Freigabe des BETA-Portals. Andererseits begann die DPLA fast als eine Art Liebhaberprojekt, also durch private Initiative. Vergleiche zwischen US-, europäischen und deutschen Projekten dürften allerdings insgesamt notwendig unfair sein, denn zu unterschiedlich sind die Erstellungskontexte von urheberrechtsräumlichen bis hin zu förderpolitischen Aspekten. Dessen ungeachtet muss man Darnton und seinen Mitstreitern Respekt zollen, wenn sie ein kerneuropäisches Bildungsideal in eine rasant umgesetzte und weitgehend funktionierende Lösung gießen. Wobei die DPLA wir wie sie heute antreffen tatsächlich erst der kleine Anfang sein soll. Und die Begrenzung auf die USA müsste sich genau genommen von selbst auslösen, sind Land und Kultur nicht nur historisch ohne die vielfältigen Verbindungslinien zu europäischen, afrikanischen und asiatischen Kulturen nicht vorstellbar.

Darnton ist weltgewandt genug, um dies zu sehen, denn wie kaum einer seiner Landsleute kennt sich der Historiker aus eigener Anschauung auch mit den Bedingungen der europäischen Wissenschaft und aus eigener Forschung mit den Prinzipien der Aufklärung und also dem Frankreich des 18. Jahrhunderts aus. Außerdem hat es sicher einen Grund, dass die Interoperabilität mit Europeana von Beginn an ein Ziel der Entwicklung ist. So existiert auch bereits eine App mit der sich DPLA und Europeana zugleich durchsuchen lassen (http://www.digibis.com/dpla-europeana). Das Signal der Koexistenz statt Konkurrenz dürfte damit schon gesetzt sein.Es ist mehr als bemerkenswert, wie Darnton es (nicht zuletzt mit unermüdlicher Lobby-Arbeit) nach seiner Emeritierung unternimmt, die von ihm beforschte Idee der Aufklärung in eine konkrete Anwendung zu gießen. Ein Enzyklopädist muss und kann er nicht mehr werden. In dieser Weise waren ihm Jimmy Wales und Larry Singer mit der Wikipedia ein Jahrzehnt voraus.

Die DPLA verkörpert (falls das Wort „verkörpert” auf immaterialle Kontexte anwendbar ist) jedoch etwas viel Offeneres und daher möglicherweise viel Größeres. Auch sie verwirklicht eine in Analogkulturen gewachsene Idee mit der Hilfe neuer Technologien in einem virtuellen Raum. Steht die Wikipedia für die offene, aber streng an Faktualitäten rückgebundene Dokumentation des Bekannten, so steht hinter der DPLA das Drängen hin zu einer ungehinderten Zirkulation der Ideen. Nicht die Datenbank, sondern der öffentliche diskursive Fluss ist die Zieladresse dieses Konzeptes, wobei Darnton sich beim Begriff der Öffentlichkeit eher unentschieden zwischen Michel Foucault und Jürgen Habermas hielt und sich am Ende eher zu Gabriel Tarde hingezogen fühlte. (vgl. Darnton (2002), S.11f.)

Medientheoretisch zeigt sich Darnton erwartungsgemäß auf der Höhe der Zeit, denn dem von ihm gesteckten Ziel der Diffusion von Ideen kam die Drucktechnologie zwar sehr entgegen, zugleich besaß sie jedoch ihre Schwachstellen bezüglich der Reichweite, die erst mit den elektronischen Massenmedien gemindert und – so die Hoffnung – mit dem Internet weitgehend ausgeglichen werden können:

„We have the technological and economic ressources to make all the collections of all our libraries accessible to all our fellow citizens – and to everyone everywhere with access to the World Wide Web. That is the misson of the DPLA.” (S. 4)

Dass die winzige Bedingung „access to the World Wide Web” der zentralen Hürde der Streuung von Printprodukten („low rate of literacy”, „high degree of poverty”) nicht unbedingt entbehrt, weiß Robert Darnton vermutlich auch, reflektiert dies aber im vorliegenden Text nicht weiter. Ein blinder Fleck? Ein trüber vielleicht. Der Digital Divide mag in den USA bei einer Internetversorgung von nahe 80 % der Bevölkerung (Warf, 2013) überschaubar sein, aber ist dennoch nach wie vor gegeben. (ebd.)

Und auch die Idee, dass die derzeitigen Ideen- und Wissenskulturen nicht zwangsläufig in Bibliotheksbeständen repräsentiert werden – die Born-Digital-Materialien spielen in diesen bisher bestenfalls eine Nebenrolle. Den einigermaßen profanen Grund dafür benannte Robert Darnton in einer Replik auf eine entsprechende Anmerkung durch Joseph Raben: „I emphasized written texts, because we face a problem of feasibility.” (vgl. Raben, Darnton 2010)

Er schließt jedoch an derselben Stelle diese Materialien als unbedingt relevant in die Planungen für die DPLA ein. Wenn man schließlich in die aktuellen Materialien hineinbrowst, findet man entgegen der Vermutung überraschend (und bei zweiten Gedanken auch aus offensichtlichen Gründen) viel Archivgut und eine Menge sehr heterogenen Materials, das direkt von archive.org eingebunden wird.

Eine Ursache der forcierten Bibliotheksbestandlastigkeit dürfte neben der grundsätzlichen Anbindung an das Bibliothekswesen der USA aber auch darin zu suchen sein, dass die DPLA eine Art direkte Reaktion auf das Google Books Project war. Der Traum einer kompletten Bestandsdigitalisierung existierte schon bevor es Google gab, aber erst die Alpha-Suchmaschine koppelte die entsprechenden Ressourcen mit dieser Vision und dies mit einer Überbetonung der uramerikanischen Handlungsprämisse. „Am Anfang war die Tat”, die das Projekt schließlich mit einigem Bohei an die gläserne Wand des Copyright Law donnern ließ. Darnton betont, dass es sich bei der DPLA nicht um eine Ersatzveranstaltung zum Google Books Project handelt, dass sie freilich durchaus durch dieses inspiriert wurde. (vgl. dazu auch Darnton, 2011a) Und dass Google als Partner nach wie vor gern gesehen wird.

Rein strukturell ist die DPLA eine verteilte Rechnerarchitektur mit einem zentralen Portal und tatsächlich erinnert einiges in der Beschreibung an die Europeana. Die Plattform greift zunächst auf vorhandene Digitalisate Anderer zurück, wobei dieser Bestand buchstäblich beständig erweitert werden soll, bis man von einer National Digital Library sprechen kann. Nicht nur deshalb ist es sicher auch für die DDB hochinteressant zu sehen, wie sich dieser Anspruch realisiert, wie die Koordination der zahlreichen „Content“ und „Service Hubs“ in der föderalen Struktur der USA funktioniert („forty states have digital libraries“) und welche Stolperdrähte sich erkennen lassen.

Die Leitplanken der Entwicklung der DPLA sind derzeit pekuniärer und urheberrechtlicher Natur: Die Sammlung “will grow organically as far as the budget and copyright laws permit.”  Dass sich die Unternehmung als nachhaltig erweist, hängt besonders am Parameter „Geld“. Ein Großteil der Akutarbeit im DPLA-Umfeld wird daher unvermeidlich auf die Akquise von Mitteln zielen. Die üppige Präsenz von Stiftungen in den USA als Adressaten ist der Hauptansatzpunkt, der bereits allein deshalb aussichtsreich ist, weil bereits die Entwicklung der DPLA bis heute bereits zu großen Teilen über diese Kanäle finanziert wurde. Darnton hofft zudem auf die prinzipiell naheliegende Einbindung der Library of Congress in das Projekt, was ein maßgebliches Signal an mögliche Geldgeber sein dürfte.

Am Problemfeld Copyright wird dies vermutlich wenig ändern. Darnton führt aus, wie die derzeitigen rechtlichen Regelungen die Verfügbarmachung von Beständen auf Publikationszeiträume beschränken, welche vor der Prämisse eines Flusses von Ideen vorrangig für eine neohistorisierende Rückbesinnung geeignet sein könnten (die Grenze liegt in der Regel im Jahr 1923), den intellektuellen Esprit selbst der Blüte der goldenen Zwanziger allerdings heute noch nicht digital sichtbar werden lassen. (zum Aspekt des Urheberrechts sh. u.a. auch Dotzauer, 2013) Und auch sonst gilt, was Jeff John Roberts zum Start des Portals notierte:

„While the DPLA is a beautiful and important endeavor, it also feels woefully incomplete.” (Roberts, 2013)

Was nicht kritisch sondern rein feststellend gemeint sein dürfte. Zweifellos kann die DPLA zum jetzigen Zeitpunkt nur die Demonstration dessen sein, was sie einmal darstellen könnte, wenn die Rahmenbedingungen es zulassen.

Setzt man mit den Zielen etwas greifbarer an, dann finden sich bereits jetzt Einsatzfelder, die mutmaßlich vor allem im kuratorischen Bereich liegen werden. Das durch Neugier getriebene Stöbern und Entdecken aus Freude ist sicher eine Weile ersprießlich, bleibt aber dauerhaft nur reizvoll, wenn es sich relevant an eine entsprechende Arbeit mit dem Material anbinden lässt. Vermutlich wird dieser Aspekt bei der DPLA nur eine nachgeordnete Rolle spielen können.

Aus wissenschaftlicher Sicht, also vor der Prämisse einer erschöpfenden Materialsichtung, ist die Nutzung der DPLA-Bestände aufgrund der objektiv existierenden Lücken nur sehr eingeschränkt sinnvoll und die Fahrt zur Bibliothek oder ins Archiv wird auch zukünftig unerlässlicher Teil der Forschung bleiben.

Eine aufbereitete Vermittlung, Komposition und Kontextualisierung auf Grundlage der vorhandenen Bestände scheint dagegen etwas zu sein, was sich nahezu aufdrängt. Dass sowohl bei der DPLA wie auch der Europeana die Kulturvermittlung noch wichtiger als die Informationsbereitstellung ist, zeigt sich in gewisser Weise bereits in der Grundanlage.

Darnton betont weiterhin die Rolle der Einbindung der Bestände in die Lehre an den Colleges und auch wenn die Zahl der Studierenden, die sich länger mit digitalisierten Manuskripten von Emily Dickinson befassen, auf bestimmte Fachbereiche limitiert und daher übersichtlich bleibt, so deutet sich an diesem von ihm eingeführten Beispiel an, was die Sammlung zu leisten vermag:

„Teachers will be able to make selections form it and adjust them to the needs of their classes.” (S. 6)

Die DPLA kann so zur virtuellen Lernumgebung für die Geisteswissenschaften avancieren, braucht aber idealerweise entsprechende Werkzeuge zur digitalen Kuratierung. Dem Zeitgeist entsprechend bietet man dafür externen Entwicklern die Möglichkeit, APIs zu nutzen bzw. eigene Apps zu programmieren und in der App Library (der Terminus Library wird hier interessanterweise so verwendet, wie man es aus der Software-Entwicklung kennt und verzeichnet keine Bestände, sondern sozusagen Digital Library Applications) der Plattform zur Verfügung zu stellen. (vgl. zu den möglichen Erweiterungen u. a. Geuss, 2013)

Das Digital Humanities Zentrum der Havard University (metaLAB) bietet mit Library Observatory (http://www.libraryobservatory.org/ bzw. http://www.jessyurko.com/libob/) bereits ein Visualisierungswerkzeug für die DPLA an. Klar ist, dass man sich damit aktuell noch in der „begin small”-Phase befindet und das Angebot weit davon entfernt ist, wirklich als massentaugliches Produkt Teil der alltäglichen Informations- und/oder Kulturarbeit zu werden.

Darntons umfängliche Vorstellungen von der DPLA sollte man daher keinesfalls als Produktbeschreibungen, sondern differenziert als Perspektivlinie verstehen. Diese jedoch enthält deutlich eine ganze Reihe von Aspekten, die generell für die digitale Bibliotheksdienstleistungen bedeutsam sind. Digital Curation und das Hineinholen von Raum- und Objektkulturen in diese Umgebungen (wie es beispielsweise auch Projekte wie epidat angehen: http://steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat) dürften zentrale Bauteile dieser mehr digitalen Kulturräume als digitale Bibliotheken sein.

Textmedien sind in diesem Kontext nur eine von diversen Bezugsgrößen für Bibliotheken. Zukünftig dürften alle Artefakte, die digitalisierbar sind und zu denen Metadaten erfasst und relationiert werden können, legitime Bestände digitaler Bibliotheken sein. Die damit verbundenen Herausforderungen sind zweifelsohne immens. Und sowohl die Europeana, die DDB und die DPLA in ihrer aktuellen Ausprägung zeigen, dass wir von diesem Eisberg der digitalen Erschließung von Kultur bestenfalls die Spitze sehen. Und auch die vermutlich erst aus erheblicher Entfernung.

(Berlin, 22.04.2013  / @bkaden)

Literatur:

Robert Darnton (2002) Poesie und Polizei. Öffentliche Meinung und Kommunikationsnetzwerke im Paris des 18. Jahrhunderts. Frankfurt/Main: Suhrkamp

Robert Darnton (2010) The Library: Three Jeremiads. In: New York Review of Books. Volume 57, Nummer 20. http://www.nybooks.com/articles/archives/2010/dec/23/library-three-jeremiads/?pagination=false

Robert Darnton (2011a) Google’s Loss: The Public’s Gain. In: New York Review of Books. Volume 58, Nummer 7. http://www.nybooks.com/articles/archives/2011/apr/28/googles-loss-publics-gain/?pagination=false

Robert Darnton (2011b) Jefferson’s Taper: A National Digital Library. In: New York Review of Books. Volume 58, Nummer 18. http://www.nybooks.com/articles/archives/2011/nov/24/jeffersons-taper-national-digital-library/?pagination=false

Robert Darnton (2013) The National Digital Public Library is Launched! In: New York Review of Books. Volume 60, Nummer 7, S.4-6. http://www.nybooks.com/articles/archives/2013/apr/25/national-digital-public-library-launched/

Georg Dotzauer (2013) Virtuelle Bibliotheken: Aller Welts Wissen. In: Tagesspiegel / tagesspiegel.de, 13.04.2013 http://www.tagesspiegel.de/kultur/digital-public-library-of-america-eroeffnet-virtuelle-bibliotheken-aller-welts-wissen/8059852.html

Megan Geuss (2013) The Digital Public Library of America: adding gravitas to your Internet search. In: ars technica. 21.04.2013, http://arstechnica.com/business/2013/04/the-digital-public-library-of-america-adding-gravitas-to-your-internet-search/

Ben Kaden (2011) Die Materialsammlung. Über Robert Darntons Zwischenbericht zur DPLA in der NY Review of Books. In: LIBREAS.Weblog, 05.12.2011. https://libreas.wordpress.com/2011/12/05/051211/

Joseph Raben, Robert Darnton (2010): Digital Democratic Vista. In: New York Review of Books, 25.11.2010 / http://www.nybooks.com/articles/archives/2010/dec/23/digital-democratic-vistas/

Jeff John Roberts (2013) America’s Digital Library launches — without a peep from Google. In: PaidContent.org. 19.04.2013 http://paidcontent.org/2013/04/19/americas-digital-library-launches-without-a-peep-from-google/

Barney Warf (2013) Contemporary Digital Divides in the United States. In:

Tijdschrift voor economische en sociale geografie. Volume 104, Ausgabe 1, S. 1–17, February 2013. DOI: 10.1111/j.1467-9663.2012.00720.x

LIBREAS: Neue Herausgeber und Verlag

Posted in LIBREAS aktuell by libreas on 17. April 2013

Auch die Redaktion war nicht informiert:  LIBREAS wird bereits seit 2009 von R. Reuss und V. Rieble herausgegeben und erscheint im Verlag Vittorio Klostermann!

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Bereits im Web of Science indexiert: LIBREAS erscheint seit 2009 im Klostermann-Verlag.

„Sie lesen LIBREAS mit Leidenschaft und wir werden Ihnen auch in Zukunft ein hochqualitatives Journal bieten“ heißt es in einer ersten Stellungnahme der verbliebenen Redaktionsmitglieder.

Querverweise zwischen Zeitschriftenaufsätzen und Forschungsdaten: rebi, ein R-Paket für Europe PMC

Posted in LIBREAS.Projektberichte, LIBREAS.Visualisierung by libreas on 11. April 2013

Seit wenigen Tagen steht eine erste Version des R-Pakets rebi als Teil von rOpenSci zur Verfügung. rebi ermöglicht die Aggregation und Exploration der in Europe PubMed Central (Europe PMC) indexierten Veröffentlichungen und Forschungsdaten.

Zu diesem Zwecke fragt rebi den kürzlich veröffentlichten Europe PMC RESTful Web Service ab. Die API ergänzt das bereits seit längerem bestehende SOAP-Interface, das beispielsweise im Projekt OpenAIREplus die Basis für einen disziplinären Demonstrator bildete.

Ein Ergebnis des Demonstrators – die Erschließung und Sichtbarmachung von Querverweisen zwischen Publikationen und Forschungsdaten am European Bioinformatics Institute (EBI) – nutzt das Repository PUB – Publikationen an der Universität Bielefeld nach. Bis dato konnten rund 70.000 Querverweise zwischen EBI-Datenbanken wie dem European Nucleotide Archive (ENA) oder UniProt und 600 biowissenschaftlichen Veröffentlichungen automatisch identifiziert und auf Artikelebene eingebunden werden.

rebi war zunächst für die statistische Begleitung der EBI-Anreicherung in institutionelle Forschungsservices gedacht. Jedoch erlaubt das R-Paket weitere Dimensionen der Datenexploration, wie z.B die der Querweise auf Ebene eines Journals.

rebi

Die obige Abbildung zeigt die Verteilung der in Europe PMC indexierten Artikel der Zeitschrift PLOS Genetics nach Publikationsjahr. EBI-Services verweisen zu 2.226 Veröffentlichungen (Variable „Y“) von insgesamt 3.499 indexierten Beiträgen (63,61 %). Die Diskrepanz der Verteilung für das Jahr 2013 lässt sich mit dem Zeitfenster erklären, das die Datenspezialisten am EBI für ihre häufig auch intellektuelle Erschließung der Verweise nach der Journal-Veröffentlichung benötigen. Daher sollten entsprechenden Auswertungen und auch die Aggregation für eigene Bibliotheksanwendungen regelmäßig wiederholt werden.

Mit rebi lässt sich das obige Säulendiagramm mit fünf einfachen Funktionsaufrufen erstellen.

require(rebi)
#get metadata for PLOS Genomics by ISSN
plos.genetics <- searcheuropmc(query="ISSN:1553-7404")

#format year published to date object
plos.genetics$pubYear <-format(plos.genetics$pubYear, format="%Y")

#relevel according to frequency of occurrence Cross-Links to EBI databases
plos.genetics$hasDbCrossReferences <- factor (plos.genetics$hasDbCrossReferences, 
levels = c(rownames(data.frame(rev(sort(table(plos.genetics$hasDbCrossReferences)))))))

#plot
require(ggplot2)

p <- ggplot(plos.genetics, aes(pubYear, ..count.., fill = hasDbCrossReferences)) + 
geom_bar() + theme_bw() +
scale_fill_brewer("EBI\nCross-References",palette="Accent") + 
xlab("Year") + ylab("PLOS Genetics Articles") + 
opts(legend.key=theme_rect(fill="white",colour="white"))

#save plot
ggsave(plot = p, "rebi.png", h = 3.08, w = 7.2)

rebi soll kontinuierlich erweitert werden und enthält derzeit neben der allgemeinen Suchfunktion Aufrufe für die Gewinnung der bibliographischen Metadaten der referenzierten Veröffentlichungen und Zitationen sowie die Berechnung der Anzahl der EBI-Querverweise je Artikel. Weitere rebi-Funktionen können die Gewinnung der Nukleinsäuresequenzen etwa im FASTA-Format ebenso ermöglichen wie die Aggregation der vom EBI automatisch extrahierten Schlagwörter und Taxonomien.

Literatur

McEntyre J.R., Ananiadou S., Andrews S., Black W.J., Boulderstone R., Buttery P., Chaplin D., Chevuru S., Cobley N., Coleman L.-A., et al. UKPMC: a full text article resource for the life sciences. Nucleic Acids Res. 2011;39:D58–D65.PMC3013671

(Najko Jahn)

Library Life. Ein Interview zu einem interdisziplinären Forschungsprojekt.

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS.Interview by libreas on 11. April 2013

von Lars Müller

In der Bibliotheks- und Informationswissenschaft spricht man häufig und gerne über die Erforschung vom Leben in und um Bibliotheken . Bibliotheks- und informationswissenschaftliche Studien dazu sind aber erstaunlicherweise im deutschsprachigen Raum Raritäten. Ebenso überraschend greifen in wachsender Zahl andere Disziplinen dieses Themenfeld auf. Eines dieser Projekte ist die Research Area 8, Cultures of Knowledge, Research, and Education im International Graduate Centre for the Study of Culture an der Universität Giessen. Dort ist Friedolin Krentel einer der Ansprechpartner für das Forschungsprojekt „Library Life“. Ich war daher neugierig auf das Giessener Projekt und habe für das LIBREAS-Blog per E-Mail nachgefragt.
Lars Müller (LM): Aus welchen Disziplinen stammen die beteiligten Forscher/innen Eurer Arbeitsgruppe, sind Bibliotheks- und Informationswissenschaftler/innen beteiligt?

Friedolin Krentel (FK): Unsere Arbeitsgruppe zu „Library Life“ ist aus disziplinärer Hinsicht sicherlich ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Sie setzt sich heute aus etwa 8 bis 10 Wissenschaftler*innen zusammen, die aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen wie Ethnologie, Germanistik, Geschichte, Informatik, Literaturwissenschaften, Medienwissenschaften und den Sozialwissenschaften kommen. Ausgewiesene Bibliotheks- und/oder Informationswissenschaftler*innen sind leider nicht dabei. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass sich die Vielfalt unserer disziplinären Hintergründe zusammengenommen im Zusammenspiel mit unserem Forschungsinteresse sicherlich in mancherlei Hinsicht mit informationswissenschaftlichen Ansätzen und Perspektiven assoziieren lässt.

LM: Worauf richtet sich Euer Erkenntnisinteresse: Alltag der Forscher/innen, Entstehung von Wissen oder Information, Bibliothek als Raum…?

FK: Unser Projekt entwickelte sich innerhalb der Research Area 8 über einen Zeitraum von beinahe zwei Jahren aus einer intensiven Beschäftigung mit Texten der Akteur-Netzwerk-Theorie (ANT) um Bruno Latour und Michel Callon. Das kann man zum Beispiel auch am Titel „Library Life“ sehen, der bewusst auf die von Bruno Latours und Steven Woolgars 1979 publizierte Untersuchung namens „Laboratory Life“ (Bruno Latour, Steve Woolgar (1986): Laboratory life. The construction of scientific facts. Beverly Hills : Sage Publ, 1979. Wikipedia-Seite zur Publikation) anspielt. Die Studie beschäftigt sich mit Praktiken der Wissensproduktion in naturwissenschaftlichen Laboren und liefert wichtige Impulse für die fortlaufende Entwicklung der ANT.

In „Library Life“ wollen wir nun in gewisser Weise mit der ANT experimentieren, um zu überprüfen, inwiefern deren analytisches Instrumentarium sich auch für sozial- und geisteswissenschaftliche Wege der Wissensproduktion nutzen lässt bzw. welche neuen Erkenntnisse und Beschreibungen sich aus dieser Perspektive ergeben. Unser Fokus liegt auf der Rekonstruktion der individuellen Praktiken der Wissensorganisation und Textproduktion von Sozial- und Geisteswissenschaftler*innen. Dabei wollen wir sowohl ideelle, praktische als auch materielle Einflussfaktoren des wissenschaftlichen Arbeitsalltags aufzeigen, um damit den Prozess der Wissensgenerierung “sichtbarer” und „(be-)greifbarer“ beschreiben zu können.

Gerade angesichts einer immens fortschreitenden Umstellung der Arbeitsumgebungen im Zuge von „Computerisierung“ und Vernetzung der verwendeten Werkzeuge und Hilfsmittel sowie der möglicherweise parallelen Verwendung von „analogen“ (Zettelkasten, Karteikarten, handschriftliches Exzerpieren) und „digitalen“ (Literaturverwaltungsprogramme, vernetzte Suchalgorithmen, relationale Datenbanken, kollaborativ-vernetztes Arbeiten) Methoden, kann hier von einer Vielfalt unterschiedlichster Vorgehensweisen und Strategien zur Erzeugung wissenschaftlicher Erkenntnisse ausgegangen werden.

LM: Wie lautet Eure forschungsleitende These?

FK: Analog zu den laboratory studies nehmen wir als heuristische Arbeitshypothese an, dass die Arbeitszimmer, Bibliotheken und Büros die Labore, respektive Werkstätten sozial- und geisteswissenschaftlicher Wissensproduktion sind. Als Arbeitsorte oder Arbeitsumwelten mit einer spezifisch gestalteten Logik, materiellen Ausstattung sowie bestimmten Eigenschaften und Eigenarten sind sie unmittelbar in die Praktiken des wissenschaftlichen Erkenntnisprozess involviert und werden zugleich durch diese Praktiken als (sozial- und/oder geistes-)wissenschaftliche Handlungsorte hervorgebracht. Der wissenschaftliche Erkenntnisprozess findet damit nicht „nur“ auf einer rein geistigen Ebene statt, sondern beinhaltet immer auch einen praktischen (und zumeist wenig reflektierten) Umgang mit in gewisser Weise auch widerspenstigen Elementen der Arbeitsumwelt. Dabei kann es sich auf der einen Seite um ganz offensichtliche Dinge wie Computer, spezielle Programme, Bücher, Notizen usw. handeln. Aber ebenso könnten auch Dinge wie Lieblingsstifte, Bilder, Skulpturen, der Blick aus dem Fenster, die Kaffeemaschine im Büro, Pflanzen usw. eine Rolle spielen. Die Liste ließe sich sicherlich nahezu unendlich fortsetzen, man muss sich nur mal überlegen was am eigenen Schreibtisch so alles herumsteht oder liegt.

Mit dem von der ANT postulierten „symmetrischen Blick“ auf Wissen schaffende Praxen, gehen wir also davon aus, dass diese materiellen Ensemble im Zusammenspiel der im Umgang mit ihnen durchgeführten Praktiken direkt in die inhaltliche und formale Gestalt wissenschaftlicher Texte einfließen. Entsprechend sieht unsere empirische Datenerhebung ausdrücklich vor, das jeweilige Arbeitsumfeld und dessen Ausstattung und Dinge einzubeziehen.

LM: Welche Methoden benutzt ihr?

FK: Die Auswahl geeigneter Methoden für unser Unterfangen war innerhalb der interdisziplinären Forschungsgruppe ein längerer Prozess. Im Kern ging es darum, die methodologischen Anforderungen des Forschungsinteresses mit dem dazu notwendigen individuellen Aufwand für die parallel an ihren jeweiligen Dissertationen arbeitenden Doktorand*innen der Arbeitsgruppe abzuwägen.
Da es uns unmöglich erschien neben der Dissertation eine ethnografische Beobachtung der häufig mehrere Monate oder gar Jahre andauernden Arbeit an wissenschaftlichen Texten in Aktion im Sinne der ANT durchzuführen, versuchen wir mittels narrativer Interviews einen Reflexionsprozess bei den Interviewpartner*innen über ihr eigenes Tun anzustoßen. Sie sollen damit sozusagen zu Ethnograf*innen ihrer Selbst werden und uns – orientiert an einem von ihnen publizierten Artikel – dessen Entstehungsgeschichte rekonstruierend erzählen. Um die dinglichen, körperlichen und praxeologischen Dimensionen der Wissenserzeugung nicht aus dem Blick zu verlieren, entschieden wir uns dazu, die Interviews an dem von den Interviewpartner*innen als ihrem textspezifisch-persönlichen Hauptarbeitsort – sei es nun in der Bibliothek, dem Büro oder auch ein privates Zimmer – benannten Ort durchzuführen. Die Interviews werden jeweils zu zweit durchgeführt, so dass immer eine Person sich auf die Beobachtung des räumlich-materiellen Ensembles sowie dessen gestische Einbeziehung in die Erläuterung konzentrieren kann. Die Beobachtungen sowie unser im Vorfeld für die materiell-praxeologischen Dimensionen sensibilisierte Blick dienen dann im späteren Verlauf des Interviews dazu, möglichst offene Fragen zu konkreten Umgangsweisen und Bedeutungen einzelner erwähnter, gezeigter oder auch unerwähnter Elemente zu stellen.

Als Vorbereitung für die Interviews identifizierten wir aus unseren eigenen Arbeitsweisen potentiell relevante Aspekte und entwickelten daraus eine Art Leitfaden, der aber bestenfalls erst dann zum Einsatz kommen soll, wenn sich aus dem Interview selbst oder den Beobachtungen keine weiteren Fragen mehr ergeben. Die freie Erzählung unserer Interviewpartner*innen soll im Vordergrund stehen! Da es innerhalb unserer Forschungsgruppe unterschiedlich ausgeprägte Erfahrungen mit Interviews (und speziell narrativen Interviews) gibt, soll der Leitfaden auch als eine Hilfestellung für die unerfahreneren Kolleg*innen dienen.
Mit Einverständnis der Interviewpartner*innen würden wir im Anschluss an das Interview auch noch versuchen einzelne wichtige Elemente und/oder den gesamten Arbeitsraum mittels Videokamera und Fotoapparat zu dokumentieren, um diese dann für die Analyse in der Gruppe nutzen zu können und den individuellen Erinnerungsprozess beim Schreiben und Auswerten der Beobachtungsprotokolle zu unterstützen.

LM: Wie ist die Gruppe der Untersuchten zusammengesetzt?

FK: Als Sample für unsere Interviewanfragen haben wir in erster Linie persönlich bekannte Wissenschaftler*innen aus unterschiedlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen und in verschiedenen Karrierestadien – von Doktorand*in bis Professor*in – ins Auge gefasst. Aufgrund der teilweise in privaten Bereichen stattfindenden Interviews, erscheint uns ein gewisses bereits im Vorfeld bestehendes Vertrauensverhältnis wichtig für den Zugang und die individuelle Bereitschaft für ein Interview. Insgesamt werden wir – zumeist zu zweit und in unterschiedlichen Konstellationen – jeweils zwei Interviews führen, wodurch sich unsere Untersuchungsgruppe auf insgesamt etwa 10 Personen begrenzen lässt. Zusätzlich überlege ich derzeit, ob es nicht auch interessant wäre, unsere eigenen wissenschaftlichen Arbeitsweisen innerhalb von „Library Life“ zu beobachten. Als Ausgangspunkt könnte beispielsweise unsere Klausurtagung zur gemeinsamen Sichtung und Analyse des Datenmaterials dokumentiert werden und für eine Art Metaanalyse dienen.

LM: In welcher Phase befindet sich das Projekt „Library Life“ zur Zeit?

FK: Die Phase der Datenerhebung per Interviews läuft. Sie wird sich noch bis Ende Mai hinziehen. Soweit ich weiß, wurden bereits erste Interviews geführt und einige Zusagen sind ebenfalls eingegangen, die dann im April/Mai in Angriff genommen werden. Für Anfang Juni haben wir uns mit der bereits erwähnter Klausurtagung eine klare Deadline gesetzt, zu der die Interviews definitiv abgeschlossen sein sollten. In dieser Klausurtagung wollen wir uns dann gemeinsam über mehrere Tage den Daten und ihrer Analyse widmen, um wichtige Aspekte herauszuarbeiten, die anschließend in kleineren Gruppen vertiefend behandelt werden können. Außerdem steht auf der Klausurtagung noch an, dass wir uns angesichts der vorläufigen Ergebnisse über mögliche Publikationsformate einigen, womit wir dann ja auch gleich bei der nächsten Frage angekommen sind.

LM: Ich bin gespannt auf Eure Ergebnisse. Wann und wo werdet ihr sie publizieren?

FK: Wie gesagt, steht das wo und wie noch nicht fest. Wir haben in diversen Arbeitstreffen zwar bereits mehrere Male das Thema Publikationsformen angesprochen, konnten und wollten uns da aber noch nicht endgültig festlegen. Die Tendenz geht aber – aus meiner Sicht – dahin, dass wir uns den November diesen Jahres als Deadline setzen, zu der wir uns gegenseitig und daran anschließend sicherlich auch noch auf unterschiedlichen Tagungen die Teilergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen vorstellen werden. Wie diese dann abschließend fixiert werden, sei es nun als gemeinsamer Sammelband, einzelne Artikel oder auch in Form einer Ausstellung oder online-Präsenz (oder auch mehrere Formate parallel) kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich denke aber, dass wir dann im Juni weiter sind. Wer sich also dafür interessiert, kann sich bereits jetzt oder dann im Juni hoffentlich ausführlicher auf der Homepage der Research Area 8 informieren.

Zum Abschluss möchte ich mich für die spannenden Fragen bedanken, die mir einerseits die Möglichkeit eingeräumt haben, „Library Life“ vorzustellen, die mich aber darüber hinaus auch dazu angeregt haben, unser Projekt nochmal neu zu reflektieren und zu formulieren. Vielen Dank!

LM: Ich danke Dir!

(April 2013)

Institutionelles Publikationsaufkommen in Open Access Zeitschriften — ein Vorschlag mit R

Posted in LIBREAS.Visualisierung by libreas on 2. April 2013

Das DFG Programm Open Access Publizieren fördert Hochschulen, die dauerhafte und verlässliche Strukturen für die Begleichung von Artikelbearbeitungsgebühren, die für die Veröffentlichung in Open-Access-Zeitschriften erhoben werden, an ihrer Einrichtung etablieren. In diesem Sinne erfordert die Antragstellung belastbare Angaben zum entsprechenden Publikationsaufkommen der Hochschule in OA-Zeitschriften und eine transparente Darlegung der Datenerhebung.

Die Universität Bielefeld beteiligt sich mit ihrem Publikationsfonds bereits seit 2011 an der DFG-Ausschreibung. Um die jährlichen Berichtserfordernisse mit möglichst geringem Aufwand über das Institutionelle Repositorium „PUB — Publikationen an der Universität Bielefeld“ zu beantworten, basiert das Berichtswesen auf Standards der Digital Library Community (SRU, CQL, MODS) und Routinen der statistischen Programmiersprache R. Somit lassen sich Datenerhebung und -auswertung nicht nur transparent nachvollziehen und reproduzieren, sondern, dank der Standardisierung, auch an anderen Hochschulen wiederverwenden.

Eine Beispiel für eine Anforderung der DFG im Programm „Open Access Publizieren“ ist die Darlegung des institutionellen Publikationsaufkommens in Open-Access-Zeitschriften je Verlag.

Abbildung 1: Jährliche Verteilung Open Access Zeitschriftenartikel an der Universität Bielefeld auf Verlage

Abbildung 1: Jährliche Verteilung Open Access Zeitschriftenartikel an der Universität Bielefeld auf Verlage

Abbildung 1 stellt die fünf häufigsten Verlage, auf die Open-Access-Veröffentlichungen an der Universität Bielefeld entfallen, dar. Ein solches Diagramm erlaubt die kontinuierliche Prüfung möglicher Mitgliedschaften oder Vorauszahlungen. Solche Angebote der OA-Verlage versprechen eine Verringerung des Verwaltungsaufwands für Forschende und Bibliothek.

Ebenfalls zeigt die Abbildung, dass sich die Publikationsmöglichkeiten deutlich ausdifferenzieren. Zeitschriftenartikel in Verlagen, die zugunsten der Übersichtlichkeit in die Kategorie „other“ zusammengefasst sind, veröffentlichen meistens sehr junge oder kleine Journals. Diese sind häufig (noch) nicht Teil der Master Journal List des Web of Science und lassen sich daher am Besten über eine Erhebung vor Ort eruieren. Am Beispiel der Universität Bielefeld umfasst die Kategorie „other“ OA-Journale wie das Journal of Social Science Education (JSSE), das an der UB Bielefeld gehostet wird, oder die von der DFG geförderte Zeitschrift Social Work and Society.

Im folgenden werden die einzelnen Schritte zur Gewinnung der Abbildung 1 mit R dargelegt:

1. Schritt: Publikationsaufkommen 2007 – 2012

Alle in PUB verzeichneten Publikationen für den Zeitraum 2007 — 2012 lassen sich über SRU/CQL abfragen.

Die standardmäßige Ausgabe der Daten erfolgt in MODS. Relevante Felder lassen sich mit R wie folgt parsen.

require(RCurl)
require(XML)

#all

url <- "http://pub.uni-bielefeld.de/sru?version=1.1&operation=searchRetrieve&query=publishingYear%20%3E%202006%20AND%20publishingYear%20%3C%202013&maximumRecords=1000"

id <- c()
year <- c()
genre <- c()

for(i in seq(0, 40000, by = 1000)) {
  
  url.d<-paste(url, "&startRecord=", i , sep = "")
  
  doc <- xmlTreeParse(url.d, useInternal=T)
  id.tmp <- xpathSApply(doc,"//r:recordInfo//r:recordIdentifier", 
  namespaces= (c(r="http://www.loc.gov/mods/v3")) ,xmlValue)
  
  year.tmp <- xpathSApply(doc,"//r:dateIssued", 
  namespaces= (c(r="http://www.loc.gov/mods/v3")) ,xmlValue)
  
  genre.tmp <- xpathSApply(doc,"//r:genre", 
  namespaces= (c(r="http://www.loc.gov/mods/v3")) ,xmlValue)
  
  if(length(id.tmp) == 0)
    break
  else
    id <- c(id, id.tmp)
  year <- c(year,year.tmp)
  genre <- c(genre,genre.tmp)
  
  df.tmp <- data.frame (id, year, genre)
  
}

Hieraus lässt sich sowohl die Gesamtanzahl aller registrierten Publikationsnachweise eruieren wie die Anzahl der Zeitschriftenartikel im Zeitraum 2007 bis 2012.

#gesamt
dim(df.tmp)

#Zeitschriftenartikel
nrow(df.tmp[df.tmp$genre == "article",])

#Anteil in %

nrow(df.tmp[df.tmp$genre == "article",]) / nrow(df.tmp) *100

Insgesamt sind zum 31.3.2013 13.393 Publikationen registriert, 5.960 Veröffentlichungen entfallen auf Zeitschriftenartikel, was einen Anteil am Publikationsaufkommen von rund 44,5 % entspricht.

2. Schritt: Gewinnung ISSN

Der zweite Schritt umfasst die Aggregation der ISSN oder EISSN, die für den eindeutigen Abgleich mit der Journalliste des DOAJ benötigt wird:


#subset journal article

my.journal <- df.tmp[df.tmp$genre == "article",]

#query for issn/eissn

df.enrich <- data.frame()

u <-  "http://pub.uni-bielefeld.de/sru?version=1.1&operation=searchRetrieve&query=id=%22"

for (i in unlist(my.journal$id)) {
  
  url.t <-paste(u,i,"%22", sep="")
  
  doc = xmlTreeParse (url.t, useInternal=T)

issn <- xpathSApply(doc,"//r:relatedItem//r:identifier[@type='issn']",namespaces= (c(r="http://www.loc.gov/mods/v3")) ,xmlValue)
  
  if (length(issn) == 0) {
    
    issn <- "notFound"
    
  } else { issn <- issn }


  df.all.tmp <- data.frame(i, issn)

  df.enrich <- rbind(df.enrich, df.all.tmp)

}


#join with data.frame 
journal.tmp <- merge(df.ernrich, my.journal, by.x="i", by.y="id")

ISSN ist in PUB kein Pflichtfeld, um den Registrierungsaufwand der Forschenden möglichst niedrigschwellig zu gestalten. Fehlende ISSN können jedoch ex post durch den PUB Support nachgepflegt werden.

Eine solche Tabelle zur nachträglichen Datenpflege lässt sich mit R wie folgt generieren:

# exclude records without issn

#subset
my.miss <- journal.tmp[journal.tmp$issn =="notFound",]

nrow(my.miss) # number of records without issn  (174)

#export csv

wirte.csv(my.miss, "missingISSN.csv")

3. Schritt: Abgleich DOAJ

Das Directory of Open Access Journals (DOAJ) bietet eine Liste aller verzeichneten Open-Access-Zeitschriften als csv-Download an:

http://www.doaj.org/doaj?func=csv

Das Laden und der Abgleich über ISSN und EISSN mit R:


#load DOAJ data
doaj <- read.csv("http://www.doaj.org/doaj?func=csv", header = TRUE, sep=",")

#merge by ISSN/EISSN

doaj.issn <- subset(journal.tmp, issn %in% doaj$ISSN)

doaj.essn <- subset(journal.tmp, issn %in% doaj$EISSN)

#combine

doaj.comp <- rbind(doaj.issn, doaj.essn)

#add additional doaj info

test.1 <- merge(doaj.issn, doaj, by.x="issn",by.y="ISSN")

test.2 <- merge(doaj.essn, doaj, by.x="issn",by.y="EISSN")

colnames(test.2) <- colnames(test.1)

my.comp <- rbind(test.1, test.2)

#exclude duplicates

my.comp <- my.comp[!duplicated(my.comp$i),]

Insgesamt lassen sich so 496 Artikel in DOAJ-Zeitschriften an der Universität Bielefeld für die Jahre 2007 – 2012 identifizieren.

4. Schritt Datenexploration

Das data.frame my.comp bildet nun die Datengrundlage für die Visualisierung der Verteilung nach Verlagen, in denen die zuvor identifizierten Zeitschriftenartikel erschienen sind.


require(ggplot2)

#normalize year
my.comp$year <- as.numeric(format(my.comp$year, format = "%Y")) 

#relevel Publisher 

my.comp$Publisher <- factor (my.comp$Publisher, levels = c(rownames(data.frame(rev(sort(table(my.comp$Publisher)))))))

levels(my.comp$Publisher)[6:length(levels(my.comp$Publisher))] <- "other"

#get data.frame for ggplot2 plotting
my.mat <- as.matrix(table(my.comp$Publisher,my.comp$year))

my.publish <- data.frame(my.mat)

#plot

p <- ggplot(my.publish, aes(as.Date(Var2), Freq, group =Var1)) + 
geom_line(aes(colour = Var1, show_guide=FALSE)) + 
geom_point() + 
theme_bw() +
scale_colour_brewer("OA Publisher",palette=2, type="qual") + 
xlab("Year") + ylab("UNIBI Contributions") + 
opts(legend.key=theme_rect(fill="white",colour="white"))

#save plot
ggsave(plot = p, "oapublisher2.png", h = 3.08, w = 7.2)

Zusammenfassung

Die vorgestellte Skizze erhebt Publikationsdaten für die Begleitung des Open-Access-Publizieren in wissenschaftlichen Zeitschriften mittels R. Sie legt das lokale Publikationsaufkommen dar und gleicht es mit dem DOAJ ab. Da die verwendeten Protokolle und Formate auf Digital-Library-Standards beruhen, können Hochschulen und akademische Einrichtungen, deren Repositorien oder Forschungsinformationssysteme diese Standards unterstützen, die vorgestellten Methoden wiederverwenden.

Die R-Routinen, die für das Berichtswesen des Publikationsfonds an der Universität Bielefeld verwendet werden, werden im Laufe des Jahres 2013 als Funktionsaufrufe reformuliert und als Open Source Distribution mit weiteren Auswertungsmöglichkeiten veröffentlicht.

(Najko Jahn)

Najko Jahn ist zugleich an der Universitätsbibliothek Bielefeld tätig