LIBREAS.Library Ideas

CfP LIBREAS #18 – Wissenschaftskommunikation und Wissensorganisation

Posted in LIBREAS Call for Papers by libreas on 20. Oktober 2010

Keiner forscht im 21. Jahrhundert für sich allein. Das Schlüsselwort der Wissenschaftswelt heißt Kollaboration. Kollaboration ist ein wissenschaftshistorischer Terminus technicus. Ursprünge finden sich bereits mit dem Aufkommen der ersten wissenschaftlichen Akademien in England und Frankreich im 17. bzw. 18. Jahrhundert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden Formen von Großgruppenforschung, die sich rasch institutionalisierten („Big Science“). Die Wissenschaft ist kein abstraktes Phänomen sondern ein soziales Miteinander, bei dem es darum geht, Hand in Hand Idee zu Idee und Wort auf Wort zu fügen, um ihrer Aufgabe einer intellektuellen Durchdringung der Welt gerecht zu werden.

Die digitalen Kommunikationsräume sind paradoxerweise der greifbare Ausdruck dieses Miteinanders in der Wissenschaft. Wenn man etwas greifen kann, kann man es zu gestalten versuchen. Nicht überraschend erlebt die Welt der elektronischen Werkzeugkästen eine Blüte – sofern man in technischen Kontexten von „blühen“ sprechen kann.

Spätestens seit dem DFG-Positionspapier von 2006, in welchem die „Schwerpunkte der Förderung der wissenschaftlichen Informations- und Literaturversorgung bis 2015“ festgelegt wurden, sind die Entwicklung und Bereitstellung von Kollaborationswerkzeugen respektive -funktionen Grundbausteine so gut wie jeder Forschungsförderung. Es geht darum, die „Implementierung einer integrierten digitalen Umgebung für die wissenschaftliche Informationsversorgung aller Disziplinen und Fächer“ zu erreichen.

Zum Bergfest des Positionspapiers liegt der Schwerpunkt der kommenden LIBREAS-Ausgabe auf den Themen einer digital vermittelten Wissenschaftskommunikation und Wissensorganisation.

Dabei geht es nicht unbedingt darum, bestimmte Werkzeuge und ihre Funktionalitäten zu beleuchten. Wir möchten vielmehr diese Formen der wissenschaftlichen Arbeit und der Möglichkeiten des Austauschs facettenreich und nach Möglichkeit auch kritisch reflektieren.

Hier sind so unterschiedliche Aspekte denkbar wie:

  • Tradition und Veränderung ─ Hat sich die Wissenschaftskommunikation wirklich verändert oder stehen die neuen Tools neben einer althergebrachten Kommunikationskultur. Haben die Werkzeuge und Möglichkeiten zur Sammlung und Distribution eine andere Form der Nutzung von Daten und Literatur hervorgebracht?
  • Akteure/Akteurinnen und Rollen ─ Wer kommuniziert eigentlich wie mit wem? Wissenschaftsinstitutionen; Bibliotheken/Informationsdienstleister, Wissenschaftler, Studierende? Kommuniziert die Wissenschaft untereinander? Kommunizieren Wissenschaft und Öffentlichkeit?
  • Diskursivität ─ Inwiefern beeinflusst die Medialität der ektronischen Kommunikationswerkzeuge den wissenschaftlichen Informationsaustausch bzw. die Wissenschaft(en) selbst?
  • Mehrwerte und Verluste ─ Welche Vorteile erfüllen die Angebote tatsächlich, wo liegen Wunsch und Wirklichkeit zu weit auseinander?
  • Ökonomie ─ Wie verhält es sich im Sinne einer angestrebten/anzustrebenden Nachhaltigkeit mit den Geschäftsmodellen und der Vermarktung von Kollaborationstools?
  • Technik ─ Wie erfolgt die Integration und die Nutzung von Informationen und Daten (Objekten) in den Wissenschaftswerkzeugen?

Ob nun die Eigenschaften von (webbasierten) Literaturverwaltungsprogrammen zur Begleitung des Publikationsprozesses, die Effektivität von Mailinglisten zum Austausch über Forschungsthemen oder das Nutzungspotential integrierter Portallösungen ─ die Möglichkeiten, sich plattformbezogen der Wissenschaftskommunikation und der Wissensorganisation zu nähern, sind schier unbegrenzt. Wir laden Sie ein, mit uns diese zu entdecken, zu ergründen und erfahrbar zu machen. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!

Redaktionsschluss ist der 31.12.2010. Bitte achten Sie auf unsere Autoreninformationen. Sie erreichen die Redaktion unter redaktion@libreas.eu.

(Dieser Text steht unter der CC-Lizenz Attribution-NoDerivs 3.0 Unported http://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/ und darf im Rahmen dieser Lizenz frei genutzt werden.)

Von #diwi10 zu #dgi10 – Twitter-Dynamik auf Konferenzen

Posted in LIBREAS Veranstaltungen by libreas on 10. Oktober 2010

Najko Jahn

Nicht nur das gemeinsame Auftreten von Themengebieten und Personen innerhalb einer Konferenz ist interessant für soziale Netzwerktheoretiker, sondern auch wie sich Verbindungen über Konferenzen hinaus fortsetzen.

Aus diesem Grunde bietet sich ein Vergleich der Twitter-Kommunikation des ersten Tages der Konferenz Digitale Wissenschaft in Köln mit derjenigen an, die im Rahmen der 1.DGI Konferenz stattfand.

visone erlaubt die Analyse und Visualisierung Sozialer Netzwerke. Leider arbeitet das visone Team noch an der Implementierung eines standardmäßigen Export-Formates für dynamische Netzwerkvisualisierungen, so dass auf einen billigen Screenrecorder zurückgegriffen werden musste.

Über das #diwi10 Netzwerk wurde schon kurz berichtet, das #dgi10 Netzwerk gestaltet sich wie folgt.

Mehr Hintergrundinformation zu visone:

Baur, M. (2008). visone. Software for the analysis and visualization of social networks, Karlsruhe, Dissertation. http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/volltexte/1000010897

Baur, M. & Schank, T. (2008). Dynamic Graph Drawing in Visone. http://i11www.iti.uni-karlsruhe.de/extra/publications/bs-dgdv-08.pdf

Happy Birthday Eugene Garfield – Ein Themenheft zum 85. Geburtstag!

Posted in LIBREAS.Referate, to read by libreas on 7. Oktober 2010

Die Annals of Library and Information Studies widmen sich im aktuellen Themenheft A tribute to Eugene Garfield, Information Scientist Extraordinaire, on his 85th birthday Eugene Garfield, der als einer der einflussreichsten Bibliothekswissenschaftler der letzten 55 Jahre gilt.

Eugene Garfield schlug 1955 vor, die Rezeption wissenschaftlicher Publikationen quantitativ über das Zitat  zu erfassen, und lieferte in den darauf folgenden Jahren mit dem Science Citation Index eine einflussreiche, aber auch kontrovers diskutierte Basis für die Messung wissenschaftlicher Kommunikation gleich mit.

In all den Jahren verwies  Eugene Garfield regelmäßig auf die Bedeutung der Selbststeuerung der Wissenschaft für die Darstellung ihrer Erkenntnisse. Angesprochen im Jahre 2000 auf das Potential wissenschaftlichen Publizierens im Web antwortete er:

As a scientist, if I am going to publish in a journal, I want to retain the right of self-archiving. Many publishers have already recognized that, as, for example, JASIS [Journal of the American Society of Information Science]. So as long as I maintain my own personal Web site, colleagues can consult my work without jumping through hoops. The individual university may have to think about whether it’s going to be the archivist for material published by its scientists. Neither publishers nor governments can guarantee that things will be archived forever. There is considerable anxiety about the lack of permanence on the Web. (Information Today, Nov 2000)

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Kein Held? Konrad Zuse und das unpolitische der Computerforschung

Posted in Sonstiges by Karsten Schuldt on 1. Oktober 2010

In der Ausgabe #17 der LIBREAS (aktuell in der Beta-Version) fehlt er, obwohl er auch zu den Helden unserer Disziplin gezählt werden könnte. Oder zumindest als Held nahe unserer Disziplin: Konrad Zuse, dessen Z1-Z4 als die ersten laufenden Computer gelten.

Aber vielleicht ist das ganz gut so. Z1, Z2 und Z3 wurden im Nationalsozialismus gebaut, vom deutschen Ingenieur Zuse. Die Gesellschaft für Technikgeschichte veranstaltet gestern einen Workshop, der sich genau mit der immer wieder implizierten Frage beschäftigte: Wie unpolitisch oder politisch war die Arbeit Zuses? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der planmäßigen Vernichtung von Menschen und Zuses Rechenmaschinen? Wenn ja: welchen? Zuse war kein Mitglied der NSDAP, auch nicht – wie z.B. Werner von Braun – Mitglied der SS. Aber er war doch ein Nutznießer des NS-Systems. Was heißt dies für die Rechenmaschinen? Ein klares Kontrast-Bild wird sich nicht zeichnen lassen., der potentielle „Held“ Konrad Zuse hat Schattenseiten.

Die Beiträge der Tagung sind noch nicht erschienen, bei heise.de gibt es einen lesenswerten Artikel, auf den hier verwiesen werden soll. Beantwortet sind die gestellten Fragen noch lange nicht.