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It’s the frei<tag> Countdown. Noch 1 Tag.

Posted in LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen by Karsten Schuldt on 9. Juni 2011

So haben wir uns das nicht vorgestellt, als wir hier vor dem Zaun standen, im Januar 2011, und Bilder machten vom Veranstaltungsort des diesjährigen Bibliothekartages in Neukölln. Damals war es kalt und verregnet und niemand war im Estrel-Convention-Center zu sehen. Heute sitzen wir mittendrin und haben ja auch alle immer wieder was zu tun, Veranstaltungen zu besuchen, Vorträge zu geben und… huch, entschuldigung, eine Minute… und sich mit Menschen unterhalten, die vorbeikommen, wollte ich sagen. Was nicht ging, weil sich schon wieder eine Unterhaltung entspann. Der Bibliothekartag ist fraglos eine Fachtagung, wie viele andere: Voll, die Räume bei allem Engagement des Organisationsteams und der Angestellten hier im Center nie perfekt, die Ausstellung auf den ersten Blick sehr umfassend, aber am dritten Tag nur noch mit wenig Neuem. Bei aller leiser Kritik, die immer irgendwo anklingt, spürt man, dass sich hier zahllose Kolleginnen und Kollegen, Studierende und andere eingebracht haben.

Auf dem Titelbild der letzten LIBREAS-Ausgabe stellten wir gewissermaßen die These auf, dass der Hauptteil der Kommunikation auf dieser Tagung randständig erfolgen würde. Das ist, zugegebenermaßen, keine sonderlich innovative These, aber doch eine, die sich hier auf dem Bibliothekartag bestätigt. Kaum einen Platz gibt es, auf dem man in Ruhe sein kann, an dem man nicht von irgendjemanden auf – zumeist – bibliothekarische Themen angesprochen wird. Wobei der Unterschied eklatant ist zwischen den Themen der Vorträge, die oft eine Überblicksebene haben, und den Themen der Gespräche am Rand, auf den Treppen, am Wasser, bei den Kaffeeständen. Letztere drehen sich, so zumindest der Eindruck, inhaltlich oft um sehr kleinteilige Fragen, darum, welche Lösungen vor Ort in den einzelnen Bibliotheken funktionieren oder nicht funktionieren, wie um bestimmte Probleme herumgearbeitet wird, welche Medien zu kaufen sind und welche nicht. Ganz offensichtlich gibt es einen Bedarf für eine solch niedrigschwellige Kommunikation. Eine Frage wäre, ob es auch einen Bedarf für Kommunikationskanäle für solche Kommunikationen gibt. Und wenn ja: Wer die wie zur Verfügung stellen könnte.

Auf dem Bibliothekartag ist auch zu erkennen, dass bei allen Debatten um Wissensmanagement, Virtuellen Forschungsumgebungen und Literaturverwaltung, Forschung immer noch oft darüber funktioniert, dass jemand jemand anders kennt und Kontakt zu jemand drittes herstellt. Es scheint selbstverständlich, dass hier Grenzen der bibliothekarischen Arbeit erreicht sind. Bibliotheken, Archive, Dokumentationseinrichtungen ordnen Informationen, aber sie stellen nicht die sozialen Kontakte her. Erstaunlich ist allerdings, dass solche bekannten Grenzen bei den Vorträgen kaum vorkommen, so als wären sie letztlich egal, wenn die Bibliotheken etwas planen. Wenn beispielsweise Virtuelle Forschungsumgebungen entworfen werden, ohne zu klären, warum Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Wissenschaft auf die eine oder andere Weise betreiben, dann ist das teilweise erstaunlich. Wie soll man denen erklären, dass Virtuelle Forschungsumgebungen sinnvoll für ihre Arbeit sind, wenn man nicht weiß, wie sie bislang arbeiten? Wenn man Studierenden Literaturverwaltungsprogramme als Arbeitshilfen anbietet, wie will man begründen, dass diese sich in deren Studienarbeiten einbinden lassen werden, wenn man nicht deren tatsächliche Arbeitsweisen kennt? Sollten nicht auch solche Grenzen bedacht werden?

Andersherum: Wenn Kommunikation auf Fachtagungen zu einem großen Teil an den Rändern geschieht, dann sind Unkonferenzen auch eine Reaktion darauf. Unkonferenzen stellen die Kommunikation zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern weit mehr in den Mittelpunkt als Fachtagungen. Perfekt ist keine dieser Veranstaltungsformen. Sie ergänzen sich. Und morgen ist es so weit, da versuchen wir unsere erste Unkonferenz. Sie sehen und erwartungsvoll.

Ein Zusammentreffen. Der Stand des Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin auf dem 100. Bibliothekartag 2011 mit Einladung zur Unkonferenz in diesem Institut und – versteckt – mindestens einem Mitglied des Organisationsteams der frei<tag> und zugleich Redaktionsmitglied der LIBREAS. Eine Fachtagung.

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