It’s the frei<tag> Countdown. Noch 2 Tage.
Eine der wenigen ungelösten Grundfragen der kommunizierenden Menschheit ist, ob ein Bild wirklich mehr als zahllose Worte zu sagen vermag. Ich bin mir nicht sicher. Denn wie ein noch so locker dahingeworfener Blick auf die Geschichte des schriftsprachlichen Austausches zeigt, dass man sich schneller, als man vielleicht annimmt, um Kopf, Kragen und das eine Kragenstäbchen schreibt, das die Reinigung beim letzten Durchgang nicht einbehielt. Das will natürlich fast niemand und daher ist Kommunikation – wenigstens in unserem Betrachtungsfeld der Bibliotheks- und Informationswissenschaft – auch häufig auf eine Harmonisierung der Stimmungslage ausgerichtet. Wenn dann doch mal gepoltert wird, ist es oft gleich die große Zerspanung, die über die Bretter hobelt.
Generell fehlt aber die Möglichkeit, einen so sportlichen wie kritischen Diskurs zu führen, worauf Willi Bredemeier letztes Jahr in gewisser Weise mit seiner vielleicht einer Nummer zu groß angelegten Kritik der Informationswissenschaft hinwies. Darin, dass sich weite Teile der adressierten Kreise als solchen Offerten zur Diskussion gegenüber perlonifizierte Fachöffentlichkeit erwiesen und über die vielleicht nicht ganz offen hingestreckte Hand aber doch scharf zugespielte Vorlage hinweg sahen, mag eine der Ursachen liegen, warum das Fach momentan in Deutschland doch eher nicht als lebhaftes Geschehen wahrgenommen wird. In Potsdam schließt man die Dokumentationswissenschaft und hat Gründe dafür. Dennoch hätte es unabhängig des Ausgangs eines solchen Verfahrens durchaus für die Vigilanz der Community gesprochen, in breiterer Front öffentlichkeitswirksam Gründe für den Sinn und Zweck und natürlich auch die Unverzichtbarkeit aufzuzählen. Aber vielleicht fällt es schwer, solche zu finden.
Stefan Gradmann bringt dies in seiner Stellungnahme zum Vorgang wahrscheinlich eher unbeabsichtigt auf den Punkt, wenn er schreibt:
„Dies mag beklagenswert sein – doch müssen wir als Realität akzeptieren, dass Kernbestandteile des Berufsprofils ‚Dokumentation‘ in der öffentlichen Wahrnehmung schlicht nicht mehr existieren und wohl auch nicht so ohne weiteres wiederzubeleben sein werden.“
Die affirmierende Reduktion auf das Klagen verfehlt m.E. aber den Punkt, denn hier geht es zunächst einmal um Rückgrat und Selbstachtung. Gerade unsere Disziplin, die sich mit nichts anderen als einer ordnenden Gestaltung der Repräsentation von Welt beschäftigt, sollte wissen, wie konstruiert und in dem Sinne inakzeptabel die Realität ist. Realität ist ein Prozess, kein Zustand. Die Realität der öffentlichen Wahrnehmung umso mehr.
Natürlich liegt das Kind längst am Grunde des Brunnens und sicher hätte man weitaus eher mit einer aktiven Aktualisierung des disziplinären Zweispänners Bibliotheks- und Informationswissenschaft beginnen müssen. Fraglos hatte das Institut in der Dorotheenstraße 2003 ein Heidenglück, als es sich mehr durch Protest denn durch Profil noch einmal um das herummogeln konnte, was nun die Dokumentationswissenschaft erreichte. Aber man hätte auch ohne in „reflexhaftes Protestgeschrei“ auszubrechen, einen Tick stärker zeigen können und vielleicht auch müssen, dass der durchgezogene Rotstift mehr vernichtet als einen Kostenfaktor. Nämlich ein Potential.
Immerhin stellt Stefan Gradmann mit seiner Position vom Vorgang für die DGI eine Perspektive in Aussicht, die er selbst als Professor an der Humboldt-Universität vorantreiben kann:
„Aussichtsreich ist sie [die Dokumentationswissenschaft] nur als Teil eines neuen Forschungsparadigmas, als Teil der sich gerade formierenden Web-Science. Genau dieser Entwicklung trägt die jüngste Diskussionsrunde der Gruppe RTP Doc in Frankreich unter dem Arbeitstitel „Le Web sous Tension“ Rechnung, in welcher der Prozess der „Redocumentarisation du Monde“ in die Welt des Web der Linked Open Data fortgeschrieben wird.“
Allerdings stört das „nur“ der Formulierung ein wenig. Denn damit wird präskriptiv eine sehr bestimmte Perspektive vorgegeben, die ohne Zweifel sinnvoll und berechtigt ist, zugleich aber möglicherweise ebenfalls sinnvolle und berechtigte weitere Perspektiven, die nicht zwingend an die RTP Doc-Gruppe anschließen, von vornherein ausgrenzt. Stefan Gradmann forciert völlig nachvollziehbar seinen eigenen Forschungs- und Interessenshintergrund. Da aber gerade seine Ausrichtung auf die französische Fachwelt äußerst speziell ist, wäre nun eine Reaktion aus der Fachwelt zu erwarten, die da lautet: „Gern. Aber über die Details müssen wir noch einmal reden.“ Die Redokumentarisierung der Welt mit dem Anspruch
„traditionelle dokumentarische Erschließungsin[s]trumenten (Thesauri, Klassifikationen, Ontologien) und zielgruppenspezifische Kontextualisierungsansätze mithilfe von SKOS und Methoden der semantischer Verlinkung und der Linked (open) Data neu zu positionieren“
ist eine Perspektive. Ich sehe aber z. B. für die Disziplin noch eine ganz andere Aufgabe. Unter anderem die der Kritik. Wo Stefan Gradmann seine französische RTP Doc-Gruppe heranzieht, erlaube ich mir den Hinweis auf den französischen Soziologen Luc Boltanski, der unter Kritik so etwas versteht, wie die Kompetenz um die in jeweiligen Rechtfertigungsordnungen (z.B. die des hochschulpolitischen oder die eines innerdisziplinären Agenda Settings) anzutreffenden Wertmaßstäbe und Prinzipien hinsichtlich ihrer Anwendung zu prüfen. Vielleicht müssen wir uns zunächst einmal darüber verständigen, ob wir unsere Wissenschaft vorwiegend als cité industrielle, als cité de l’opinion, als cité inspirée oder als cité marchande begreifen. Im Idealfall ist es eine Mischung aus allen vier Elementen und unsere Diskurse zielen darauf ab, das Mischungsverhältnis so auszuhandeln, dass sich eine Balance einstellt. Diskurs ist nach meinem Verständnis ein Mittel der stetigen Legitimationsprüfung (Boltanski: épreuve de justification) von Ansprüchen, zu deren Eigenheiten es zählt, dass sie relational sind und zwar zwischen dem Äußerenden mit seinem Interessenfundament, dem Bezugsraum und dem Empfänger mit dessen Interessen. Eine diskursethische Prämisse ist dabei für mich, dem anderen die Möglichkeit zu geben, sich so zu meiner Äußerung zu positionieren, dass eine Anschlusskommunikation möglich bleibt, also neue Bedeutung entsteht. Man könnte hier das schöne Bild der Semiosis als Erklärungslogik heranziehen. Die Berücksichtigung der pragmatischen Ebene von Kommunikationen, für die sich übrigens auch Stefan Gradmann sehr überzeugend in seinem Eröffnungsvortrag auf der Informare 2011 aussprach, scheint mir für eine zukünftige Forschungsausrichtung der Bibliotheks- und Informationswissenschaft beinahe die bessere, in jedem Fall eine notwendig komplementäre Facette zu semantischer Verlinkung und der Linked Data.
Natürlich sind Bilder von schönen Netzwerken mit tüchtigem Appeal gesegnet und die Visualisierung zum Bibliothekartags-Twitter-Netzwerk erhält an einem Tag mehr Zugriffe und Retweets, als die meisten meiner Texte über ihre Lebenszeit. Aber das Bild selbst sagt selbstverständlich nicht mehr als diese ca. 1000 Worte. Doch es lässt viel mehr offen. Es positioniert sich nicht. Es bleibt deskriptiv. Was ist nun die sinnvolle Perspektive für unsere Wissenschaft: Deskription und/oder (kritische) Reflexion? Bereits übermorgen können wir darüber beim frei<tag> 2011 diskutieren.

Raindrops on tables / Discussions on fridays. / Bright copper floor slabs / and memory highways. / Colorful 'mbrellas and summerlike springs / These is some Berlin-full of relevant things.
(bk)
[…] und inbesondere Netzwerke, positionieren sich selten und sind häufig nur der Beginn für die weitere wissenschaftliche Untersuchung. Aber ohne […]
[…] Aussagen zur Visualisierung völlig zutreffend: „Visualisierungen, und inbesondere Netzwerke, positionieren sich selten und sind häufig nur der Beginn für die weitere wissenschaftliche Untersuchung. Aber ohne […]
ein wenig weniger Fachwortgeschwurbel und dafür mehr klare Aussagen machen manchen Text klarer, ohne dass er seinen wissenschaftlichen Anspruch verliert…
Vielen Dank, iche, für den Hinweis.
Die geäußerte Beschwerde verbunden mit der Forderung nach klaren Aussagen ist vermutlich so alt wie der Fachaustausch selbst. Er taucht besonders im Zusammenhang mit theorielastigen Texten häufiger (ein weiteres Beispiel) auf. Mal ist er berechtigt, mal nicht.
Nun ist das, was für den einen auf den ersten Blick glasklar erscheint für den anderen nur eine dicke Milchglasscheibe. Wenn es in einen fachlichen Zusammenhang geht, dann vereinfacht der Gebrauch von Fachwörtern die Verständigung unter Fachleuten ungemein, lässt aber dafür alle anderen als Zaungäste vor der Sprachbarriere stehen und entweder verzweifeln oder zum Fremdwörterduden greifen. Das geht jedem so, der sich in einem Gebiet des Diskurses zu tummeln anschickt, auf dem er zunächst einmal nicht heimisch ist und damit so gut wie jeden Tag auch dem Autor des obenstehenden Textes. Als ich beispielsweise gestern einem Parfümhändler zu erklären versuchte, warum mich der von ihm angepriesene Duft Mefisto von XerJoff Casamorati nicht genauso begeistert, wie offensichtlich ihn, rang ich verzweifelt nach Worten und konnte nur ein „er ist aber arg süß“ herausstümpern, wo mir mutmaßlich die Dreieinigkeit von Lavendel, Rose und Iris unangenehm auf der Zunge lag. Ich war sofort als unsensible Spürnase durchschaut, erhielt vom etwas abgestoßen schauenden Profi sofort die schlechteste Kopfnote und schlich nach dem Schnupperkurs wider Willen als geprügelter Hund davon. Natürlich ohne Casamorati-Flakon…
Der Logiker und Semiotiker Charles Sanders Peirce betonte in seiner Sprachtheorie, dass es bei einem Zeichen darauf ankommt, wie es sich im Gebrauch bewährt, ob es also in der sprachlichen Lebenswelt funktioniert. So ist es auch mit Spezialwörtern – d.h. Ausdrücken, die man nicht zwingend zum allgemeinen Grundwortschatz zählen kann – ob es sich nun um die Ausdrücke Polo-Raver, Bananenflanke oder Phaneroskopie handelt. Wer Poppers kennt, kennt auch den Ralph Lauren-bekleideten Ekstasejünger, wer die 11 Freunde liest, kann mit der Flanke etwas anfangen und jeder, der Peirce liebt, versteht auch, was ein Phaneron sein wird.
Auf der Ebene der Verständigungsform des Diskurses, selbst ein hochumstrittener Begriff, kann man nun fragen, ob der Gebrauch eines Zeichens dem Ziel des Diskurses also der Verständigung in Bezug auf die jeweiligen Adressaten dient oder unangemessen ist.
Dazu ist es notwendig, sich vorzustellen, an wen man den Text richtet. Als schwieriges Detail erweist sich in offenen Medien wie diesen, dass nur bedingt absehbar ist, wer den jeweiligen Text aufrufen wird. Der Autor findet sich in einem Zwiespalt: Schreibt er für das allgemeinste vorstellbare Publikum und macht dabei Abstriche an dem, was er sagen will und der Form, in der er es sagt? Oder richtet er sich an ein spezialisiertes Publikum und grenzt dabei einen Großteil der potentiellen Leserschaft aus? Dazu addiert sich das jeweilige konkrete Sprach- und Stilvermögen des Schreibenden, welches das abstrakt sehr freie Spiel der Verständigungsversuche in ein konkret äußerst enges Pferch der Ausdrucksbefähigung zwängt. Heißt: Mancher kann nicht beliebig den Stil variieren und kommt von der Vigilanz auch dann nicht weg, wenn es eigentlich besser wäre.
Vielleicht hilft es, zu wissen, wie meine Texte entstehen: Ich schreibe sie, fast wie ein Brief, immer auf eine konkrete Person zu und wenn mir mal niemand einfällt, dann stelle ich mir vor, ich schriebe sie nur für mich. Dabei versuche ich dem nahezukommen, was ich selbst auch gern lese möchte und verwende die Worte, die mir am Treffensten erscheinen.
Nehmen wir davon ausgehend einmal an, ich würde den Rat beherzigen wollen und den nächsten Beitrag auf die Person zuschreiben, der das vermeintliche Geschwurbel auf den Senkel geht. Also schwurbellos und schnörkelfrei sagen, was ich meine. Dann landete ich bei „iche“ unweigerlich doch wieder bei mir. Also bei jemandem, der gern auch mal ein neues, ihm fremdes Wort liest, eine alte abgedroschene Redewendung wie „abgedroschene Redewendung“ gern vermeidet und dort, wo das nicht möglich ist, wenigstens etwas variiert, damit als kleinstes Ergebnis das urherrechtliche Kriterium der Schöpfungshöhe herausspringt. Also an jemanden, der sich ansonsten ungemein daran erfreut, wenn ein Satz und damit der Sinn eine unvorhersehbare Wendung vollzieht. Diese Vorliebe muss man nicht teilen. Aber wenn ich am Kopf einer kritischen Anmerkung nur das unbekannte „iche“ sehe, befinde ich mich in einer Situation sans issue. Ein Diskurs mit maskierten Teilnehmern erweist sich so nicht mal mehr als Einbahnstraße. Sondern als Sackgasse.
Die Aussage: „Eine der wenigen ungelösten Grundfragen der kommunizierenden Menschheit ist, ob ein Bild wirklich mehr als zahllose Worte zu sagen vermag.“ scheint mir nicht ganz korrekt, wenn man Information und Wissen klarer trennt. Während unsere Sprache durch ihre Syntax auch begründete Information, also Wissen, zu transportieren vermag, können stehende Bilder dies nicht. Sie können zwar unzählige Informationen enthalten, die mit Worten kaum oder garnicht wiederzugeben sind, aber das Wissen kommt erst dadurch in Bilder hinein, in dem wir in einer Bildsequenz die Kausalitäten erkennen können, bzw. durch zusätzliche Worte diese erklären. Von der Informationstheorie her ist das eindeutig, klar und nachvollziehbar. Der Trick, mit dem wir Bilder, die wir unmöglich in Worten abbilden können, trotzdem kommunizierbar machen, liegt darin, dass wir wichtige Merkmale (also Teile hoher Information) heraus greifen. Beispielsweise, der Mann mit dem Goldhelm, dem roten Bart, den abstehenden Ohren, dem grünen Tirolerhut etc.
Diese Feststellung ist hier insbesondere darum bemerkenswert, weil sie belegt, wie wichtig die Erkenntnisse der „Information und Dokumentation“ noch immer sind, um in eine fundierte Wissensoraganisation zu gelangen – auch wenn das Wort Dokumentation aus der Mode geraten ist. Die Fachinformation ist nicht gestorben, sie hat sich nur zum Knowledge Engineering weiter entwickelt, weshalb sich E. Garfield ja auch schon vor langer Zeit als „knowledge engineer“ bezeichnete.
MfG
W. Umstätter
Der Hinweis auf die Unterscheidung von Wissen und Information ist sehr wichtig, auch wenn der Text oben ja eher feuilletonistischen Charakter besitzt. Wenn es gelingt, inhaltliche Elemente wissenstheoretisch zurückzubinden ist natürlich ein begrüßenswerter Effekt.
Was mir in diesem Zusammenhang als interessant erscheint, ist die zunehmend Fokussierung auch unserer Disziplin auf die Informationsvisualisierung. Die Darstellung großer Informationsmengen in einer möglichst schlichten, eingängigen Form scheint derzeit als Ausweg im Umgang mit den Unmengen an expliziten Datenmengen, die potentielle Information darstellen, gehandelt zu werden. Ich würde dabei nicht ausschließen, dass solche graphischen Aufbereitungen auch Wissen analog zum Übertragungsfähigkeit der Schrift transportieren können. Häufig erscheinen diese Abbildungen als Hybride zwischen Schrift und Grafik, tragen also ihre Legende als Bildbestandteil mit sich.
Weiterhin kann man semiotisch argumentieren, dass sich ein Bild durchaus generell als Zeichenträger lesen lässt. Wer Code und Kontext kennt, bekommt durch auch durch ein einfaches Foto mitunter viel Wissen vermittelt. Gerade das macht den dokumentarisch-beweisenden Charakter von Fotografien aus: Das Zielfoto eines Sprintwettbewerbes vermittelt dem Kenner des Sports sehr viel konkretes Wissen über den Ausgang des Rennens. Vor- und Nachgeschichte bleiben zwar zu einem gewissen Teil verborgen. Das Foto vermittelt jedoch wichtige Anknüpfungspunkte für eine Rekonstruktion. Es vermittelt Tatsachenwissen – vor allem natürlich über die Abbildung selbst.
Andersherum bedürfen auch Texte vor der Lektüre eines solchen kontextualisierenden Vorwissens. Lese ich einen Text in einer mir völlig unbekannten Sprache, nehme ich diesen auch nur als eine Art Bild dar. Lese ich eine Text in einer mir partiell bekannten Sprache – zum Beispiel zum einem wissenschaftlichen Thema aus einer mir fremden, hochspezialisierten Disziplin – vermischt sich dieser Effekt.
Letztlich scheint mir also die Möglichkeit, aus einer Darstellung sowohl bildlicher wir auch textueller oder auch sonstiger Art Wissen zu gewinnen, ein grundlegend individuelles Geschehen zu sein. Wissen geht in der Rezeptionspraxis elementar mit Phänomenen von Bedeutung also Interpretation zusammen. Daher scheint mir die Integrierbarkeit der Informationstheorie nach Shannon mit dem Wissensbegriff dann problematisch, wenn wir konkrete menschliche Akteure in die Analyse einbeziehen. Raffael Capurro wies in seiner Hermeneutik der Fachinformation auf diesen Aspekt in. Ich bin mir nach wir vor in der Frage, ob man bei expliziertem Wissen generell von Wissen sprechen sollte, unschlüssig. Genau genommen ist es die Repräsentation des Wissens eines bestimmten Akteurs bzw. Kontexts, das aber empfängerseitig in offenen Zeichensystemen in derselben Darstellung ganz unterschiedlich als Rauschen, Redundanz und Information wahrgenommen werden kann. Für mich zeigt sich darin die Notwendigkeit zur Elaboration einer Informationshermeneutik als Baustein der Bibliotheks- und Informationswissenschaft.
Dass die Dokumentation stärkeren Anteil an der Struktur unserer gegenwärtigen digitalen Kommunikationsstrukturen und damit auch Wissensvermittlungssysteme hat, als den durchschnittlichen Anwendern bewusst sein dürfte, steht für jeden außer Frage, der sich auch nur ein klein wenig mit der Dokumentationsgeschichte befasst hat. Daher erscheint es mir bedauerlich, wenn „Dokumentation“ einfach wie ein Anachronismus zur Seite gewischt wird, denn sie ist keiner. Die Erkenntnisse von Dokumentation wie auch von Nachrichten- und Regeltechnik sind das Fundament dafür, dass wir in diesem Blog auf diese Art in Interaktion treten können. Wer sich u.a. die Rückkopplungs- und Relevanzierungsmechanismen der (proto-)semantischen Technologien betrachtet, wie sie zunehmend bei Suchmaschinen und Sozialen Netzwerken zur Profilerzeugung zum Einsatz kommen, erkennt sehr viel dessen wieder, was den Kern dieser Fächer bestimmt. Knowledge Engineering ist in der Tat ein direkter Weg der Weiterentwicklung, jedoch weitaus integrativer als der Ausdruck „Fachinformation“.
Ein interessanter Ansatz ist an dieser Stelle in dem Konzept der Interkomprehesion (oder auch Querverstehenzu finden. Vor nicht allzu langer Zeit gab es dazu eine schöne Sendung im Deutschlandfunk: Babylonische Grenzgänger.
[…] It’s the frei<tag> Countdown. Noch 2 Tage. (08. Juni 2011) […]