Dienstagmorgen in Neukölln: Der Bibliothekartag 2011 beginnt.
Das Leben sei eine Baustelle. Schlug einmal einer dieser Berlin-Filme titelgebend vor. Wer zum 100sten Bibliothekartag finden möchte, erfährt dies am eigenen Sinnesapparat bestätigt, wird doch die Sonnenbrücke, die Konferenzhotel vom S-Bahnhof trennt gerade ihrer Fahrbahn entledigt. Fein kanalisiert zwischen Absperrzäunen ist der Pfad zur Konferenz in Rot und Weiß vorgezeichnet, was allerdings beobachtungsgemäß an diesem ersten Morgen der wichtigsten Bibliothekswoche des Jahres die initiale Verwirrung der Besucher nicht sonderlich reduziert.
Bereits beim Abgang des S-Bahnhofs kann man mit ziemlicher Sicherheit aus den kleinen Mengen Menschen, die jede einfahrende Ringbahn herantransportiert, ablesen, an den Gesichter ablesen, wer zur Tagung möchte. Wenn man einen netten Gesprächspartner findet, mit dem man gegenüber des Café Miami ein Rahmenprogramm für eine hermeneutische Frischzellenkur der Bibliothekswissenschaft (eingespritzt werden wahlweise kleine Dosen Rafael Capurro oder Jürgen Habermas), ist dieses Spiel recht vergnüglich. Der Standort ist ohnehin optimal, um all diejenigen abzufangen und in eine Plauderei zu verwickeln, die einem, einmal in die Räume Cannes, Nizza und Riviera eingedrungen, zu leicht in einer anderen Pausengesprächsgruppe verschwinden.
Mit etwas Glück kann man zum gleichen Zweck bereits den Ringbahnsteig des S-Bahnhofs Ostkreuz heranziehen, zumal der morgendliche Sonderverkehr der S-Bahn die Aufenthaltsdauer teilweise erheblich erhöht. Der Nahverkehrsbetreiber bittet per Ansage um unser Verständnis (wird gern aufgebracht) und die bissige Sonne, die nun noch weitere acht Minuten die Nacken der Wartenden auf medium bräunt, lässt sich ebenso wie der gestrige Starkregenabend – Nass bis auf die Haut / so standen wir da / um uns war es laut / und wir gingen in das kleinste Lokal am Hackeschen Markt und aßen, Servietten als Trockentücher verbrauchend, drei Scoops sündteures Eis – als Gesprächsanknüpfungspunkt benutzen.
Zudem führt der Austragungsbezirk der Veranstaltung ganz wunderbar dazu, dass man auf seinem Weg zwangsläufig von mutmaßlichen Stadtbewohnern begleitet wird, denen man ungläubig staunend hinterher blickt. So und so. Es ist ein Entdeckungsreich ersten Ranges. Und mit etwas Glück begegnet man diesen Menschen im als Marktplatz-Vorspiegelung entworfenen Foyer des Estrel wieder und erkennt: Die Vielfalt ist nicht nur in der Stadt. Sie ist auch unter uns.
LIBREAS wünscht allen Besuchern des Bibliothekartags 2011 in Berlin eine eindrucksvolle Zeit.
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[…] 100. Bibliothekartag hat begonnen. Wie schon die Schreiber von Libreas Blog vor mir, hatte nun auch ich das Estrel gefunden. Ich war extra zeitig aufgestanden, da mich das […]