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Der SWiF 2014. Ein Interview mit Evelyn Dröge und Violeta Trkulja.

Posted in Hinweise, LIBREAS aktuell, LIBREAS Veranstaltungen by libreas on 22. Juli 2014

Im Herbst (am 14. und 15. November 2014) findet am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin der 5. Studenten-Workshop für informationswissenschaftliche Forschung SWiF 2014 statt. Aus naheliegenden Gründen unterstützt der LIBREAS-Verein die Veranstaltung sehr gern. Und das legt wiederum nah, sich mit den beiden Organisatorinnen am Institut, Evelyn Dröge und Violeta Trkulja, vorbereitend zu einem Gespräch zu treffen.

Evelyn Dröge und Violeta Trkulja / SWiF 2014 am IBI

Violeta Trkulja und Evelyn Dröge auf dem Balkon des Instituts in der Dorotheenstraße.

Der SWiF-Workshop ist per Namen einer für „informationswissenschaftliche Forschung“. Er findet dieses Jahr aber am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft statt. Ist es denn auch möglich, ein bibliothekswissenschaftliches Forschungsthema vorzuschlagen?

Selbstverständlich. Wir verstehen Bibliotheks- und Informationswissenschaft als ganz und gar interdisziplinär. Bibliothekswissenschaftliche sind genauso willkommen wie zum Beispiel sozialwissenschaftliche Konzepte, die sich an Fragestellungen aus unserem Feld anbinden lassen. Die Informationswissenschaft ist hier ausdrücklich als inklusives Konzept und damit gerade nicht als ausgrenzend zu verstehen. Die Bezeichnung Bibliotheks- und Informationswissenschaft wäre dazu sogar eher zu einengend.

Warum benötigt man eine Veranstaltung wie den SWiF?

Wir haben den Eindruck, dass den Studierenden ein Format dieser Art fehlt. Auf Fachkonferenzen gibt es häufiger Veranstaltungen für Doktoranden oder für Young Information Professionals, jedoch selten für Studierende aus dem LIS-Bereich. Zudem ist dieser Rahmen häufig eher auf eine Vermittlung der Nachwuchsforschung an ein Fachpublikum gerichtet.

Die Idee des SWIF ist dagegen der direkte Austausch zwischen den Studierenden. Wir möchten, dass Studierende von unterschiedlichen Hochschulen und mit unterschiedlichen informationswissenschaftlichen Forschungsinteressen untereinander ins Gespräch kommen, sich und ihre Arbeit und nicht zuletzt auch die Studiengänge der anderen Studierenden wechselseitig kennenlernen. Von jeder Hochschule ist zudem ein Dozent als Ansprechpartner dabei. So kann man zum Beispiel auch frühzeitig bei der Promotionsplanung ermitteln, welche Hochschule sich für das eigene Thema besonders eignet.

Im Prinzip kann man den SWiF als ein Pendant zu den etablierten Formaten für Promovierende verstehen, bei dem ein fachlicher und sozialer Austausch unter Peers gefördert wird.

Im Ankündigungstext liest man von einer „Auswahl geeigneter Vorträge“. Wie gestaltet sich denn dieses Auswahlverfahren?

Die Auswahl liegt in den Händen des Organisationsteams. Allzu große Sorgen sollte sich aber niemand machen, der einen substantiellen Beitrag einreicht. Erfahrungsgemäß können fast alle Vorschläge, die fachlich relevant sind, berücksichtigt werden. Uns geht es vor allem darum, eine große inhaltliche Breite abzubilden und Studierende möglichst vieler Hochschulen zu berücksichtigen. Außerdem sollte schon ein inhaltlicher Fortschritt über eine Forschungsidee hinaus vorgestellt werden können. Was aber keinesfalls bedeutet, dass die Arbeit schon fertig sein soll. Es können übrigens nicht nur Forschungen aus dem Umfeld Bachelor- oder Masterarbeiten vorgestellt werden. Auch Projekte sind willkommen. Sogar Hausarbeiten sind, sofern sie eine gewisse inhaltliche Originalität und methodische Qualität besitzen, für uns interessant.

Der SWiF richtet sich ja an den wissenschaftlichen Nachwuchs, der sich idealerweise in das disziplinäre Feld der Informationswissenschaft, nun ja, hineinforscht. Wie beurteilt ihr generell den Zustand des Faches in Deutschland?

Dass es so ausgeprägte Metadiskussionen zu Stand und Rolle des Faches gibt, liegt möglicherweise daran, dass in der Informationswissenschaft sehr unterschiedliche Bilder von dem existieren, was „Informationswissenschaft“ eigentlich ist. Die Informationswissenschaft ist grundsätzlich äußerst interdisziplinär. Das Bild was man vom Fach hat ist dabei oft vom Standort abhängig. Gerade deshalb scheint es sehr wichtig, dass sich der wissenschaftliche Nachwuchs über Veranstaltungen wie unsere dieser Interdisziplinarität und den damit verbundenen Chancen bewusst wird. Insgesamt beschäftigt sich die Informationswissenschaft schon sehr intensiv mit der Frage, was sie eigentlich ist.

Vielleicht sollte man es mehr aus den Möglichkeiten der Verknüpfbarkeit betrachten. Die Informationswissenschaft ist ein sehr breites Feld. Die Studierenden verfügen entsprechend am Ende ihres Studiums über eine sehr große Palette an Methoden und Kompetenzen, die sie in vielfältigen Zusammenhängen einbringen können. Andererseits greift das Fach häufig Themen auf, die man so auf den ersten Blick eventuell gar nicht als informationswissenschaftlich eingeschätzt hätte, die bei intensiverer Beschäftigung damit aber wieder sehr passend erscheinen. Gerade auf Konferenzen stellt sich dieser Effekt häufiger ein.

Die möglicherweise etwas negative Stimmung hinsichtlich der übergeordneten Relevanz der Informationswissenschaft in Deutschland mag auch damit zusammenhängen, dass es keine übergeordnete institutionelle Instanz gibt, die hierzu Impulse setzt. Die DGI übernahm lange diese Funktion, scheint momentan aber mehr auf praktische Fragen konzentriert. Für die informationswissenschaftlichen Institute und die informationswissenschaftliche Forschung in Deutschland fehlt derzeit eine Vereinigung, die sie gebündelt vertritt. Vorstellbar ist, dass sich das International Symposium for Information Science (ISI) des Hochschulverband Informationswissenschaft (HI) als eine solche Plattform weiter etabliert.

Was sind eigentlich eure derzeitigen Forschungsschwerpunkte hier am Berliner Institut?

Wir beschäftigen uns in erster Linie mit Linked Open Data und Fragen des Semantic Web. Wissensrepräsentation und Ontologieaufbau sind ja zentrale Themen der Informationswissenschaft. Aus dem DM2E-Projekt (Digitised Manuscripts to Europeana) ergeben sich zahlreiche Forschungsfragen in dieser Richtung, die unsere Forschungsagenda sicher noch lange prägen werden. Deshalb freuen wir uns, dass mit dem neuen Forschungsrahmenprogramm der EU HORIZON 2020 mittlerweile noch stärker auf Nachhaltigkeit bedachte Forschungsfördermöglichkeit bestehen.

Die demnächst erscheinende Ausgabe von LIBREAS widmet sich dem Thema „Frauen und Bibliotheken“. Wie ist es eigentlich um das Thema „Frauen und Informationswissenschaft“ bestellt?

Nach dem subjektiven Eindruck verhält es sich da gar nicht so anders. Auf der mittleren Ebene, also hier unter den wissenschaftlichen Mitarbeitern, sind erstaunlich viele, wenn nicht sogar überwiegend Frauen zu finden, wogegen die Professuren eher männlich dominiert sind. Interessant ist dabei die Rolle des Faches als mögliche Transferdisziplin. War und ist die Informatik weitgehend männlich geprägt, dürfte das Geschlechterverhältnis in der Bibliothekswissenschaft eher umgedreht sein. Versteht man die Bibliotheks- und Informationswissenschaft bzw. die Informationswissenschaft als Mittlerinstanz zwischen Informatik und Fragen den aus diesem Umfeld entstehenden Fragen, so kann man sie durchaus als eine Schnittstelle ansehen, die beide Welten geschlechterübergreifend besser zusammenbringt. Aus der Informationswissenschaft können mehr informatikinteressierte Studierende kommen und da wir mehr Frauen als die Informatik haben, können sich so wahrscheinlich mehr Frauen für dieses Fach interessieren. Und tatsächlich gibt es mittlerweile erstaunlich viele LIS-Studentinnen mit einem ausgeprägten Interesse für Fragen und Verfahren der Informatik.

(Berlin, 21.07.2014 / Interview und Foto: Ben Kaden)

2 Antworten

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  1. […] technischen Grundkosten und ermöglichen uns darüber hinaus hin und wieder Veranstaltungen wie den SWiF zu unterstützen. All die Ambitionen, die zweifellos darüber hinaus bestehen, müssen derzeit […]

  2. […] Organisatorisches und Informationen über die Einreichung von Beiträgen finden Sie auf der SWiF-Website. Hintergrundinformationen zu der SWiF-Reihe finden sich im Libreas-Interview. […]


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