It’s the frei<tag> 2012 Countdown (9): Citavi oder – wie verändert sich die bibliothekarische Arbeit durch Literaturverwaltungsprogramme?
Matti Stöhr

Citavi Logo
An dieser Stelle ist bisher unerwähnt geblieben, dass die nahende Unkonferenz / Summer School von Swiss Academic Software, der Softwareschmiede des so nützlichen wie erfolgreichen Literaturverwaltungsprogramms Citavi, finanziell unterstützt wird und damit zur Realisierung der Veranstaltung beiträgt. Vielen Dank dafür!
Citavi, welches durch die Kombination von klassischer Literaturverwaltung mit Funktionen zur Wissensorganisation und Aufgabenplanung, nicht zuletzt mit einer sehr einfachen, intuitiven Bedienung besticht, ist – nicht nur – im deutschen Hochschul- und (wissenschaftlichen) Bibliothekswesen inzwischen hinlänglich bekannt. An einer Vielzahl von Universitäten, Fachhochschulen, aber auch außeruniversitären Einrichtungen können Institutionsangehörige (Studierende, wissenschaftl. MitarbeiterInnen etc.) Citavi kostenlos benutzen – ermöglicht durch Abschluss von Campuslizenzen. Nach eigener Angabe des Herstellers profitieren davon mittlerweile 2/3 der Studierenden im deutschsprachigen Raum – vgl. zur Übersicht die Citavi-Doku über Campzslizenznehmer.
Dass Bibliotheken jedoch mehr tun als Citavi und andere kostenpflichtige Literaturverwaltungssoftware durch Lizenzabschluss zur institutionsweiten Nutzung bereitstellen, ist nicht neu. Mit der Umfrage „Serviceangebote der wissenschaftlichen Bibliotheken im Bereich Literaturverwaltung“ aus dem Jahre 2010 hat dies Thomas Stöber (damals UB Augsburg, nun UB der LMU München) unlängst systematisch erhoben, auf der Webplattform „Litereraturverwaltung & Bibliotheken“ wird der Themenkreis seit Beginn 2011 fortlaufend dokumentiert, analysiert und diskutiert. (Das jüngste Produkt ist dabei eine dynamische Karte, welche die Verbreitung von bibliothekarischen Dienstleistungen für Literaturverwaltung visualisiert.)
Services zur persönlichen Literaturverwaltung bzw. zu entsprechenden einschlägigen Programmen – genannt seien neben Citavi nur: EndNote (Web), Refworks, Mendeley, Zotero, Papers, Bibsonomy, JabRef, Bibliographix, Qiqqa, BibTeX, CiteUlike, WizFolio, Connotea, Colwiz … – sind also offensichtlich ein immer wichtiger werdendes, wenn nicht unlängst etabliertes bibliothekarisches Aufgabenfeld. Was mich zunehmend gedanklich beschäftigt, aber bis dato leider (noch) nicht systematisch bearbeiten konnte, ist der Aspekt der Auswirkungen bzw. Konsequenzen der bibliothekarischen Beschäftigung mit Literaturverwaltungssoftware. Kurzum: Wie verändert sich die bibliothekarische Arbeit durch Literaturverwaltungsprogramme?
Hieraus ergeben sich für mich augenblicklich zwei Teilkomplexe:
- Inwiefern verändert sich der bibliothekarische Alltag durch Entwicklung und Angebot von Literaturverwaltungsservices? Stichworte sind hier u.a.:
- Arbeitsaufwand / verfügbare Ressourcen (z.B. Personalstunden)
- Vereinbarung / Existenz von Zuständigkeiten
- Erkenntnisse in der theoretische wie praktischen Auseinandersetzung mit einzelnen Programmen oder einer Brandbreite
- Schulungs- und Supportkonzepte /-inhalte
- Nutzerfeedback / -wünsche und deren Auswirkungen auf die Weiterentwicklung von Services
- Evaluation
- Kooperationen / Kooperationspotentiale
- …
- Inwiefern werden Literaturverwaltungsprogramme zur Erleichterung bzw. Optimierung der genuin bibliothekarischen Arbeit eingesetzt? Stichworte sind hier u.a.
- Einbindung von Literaturverwaltungsprogrammen in den Geschäftsgang (Beispiel: Medienakquise durch FachreferentInnen an der UB Bamberg)
- Integration in Workflows für moderne Informationsservices – z.B. Nutzung von Literaturverwaltungssoftware zur Erstellung von Hochschulbibliographien (Beispiel: Hochschulbibliographien UB Bochum / UB Dortmund)
- Softwarenutzung für die individuelle / kollaborative Literaturrezeption und -organisation z.B. für die Sichtung und Auswertung einschlägiger Fachzeitschriften und den darin publizierten Artikeln
- Nutzung für die individuelle / kollaborative Organisation von bibliothekarischem Fachwissen
- Nutzung für das Schreiben von Fachpublikationen
- …
frei<tag> 2012 bietet sich daher als Chance, Litereraturverwaltung / Literaturverwaltungssoftware und deren vielgestaltige Implikationen für Bibliotheken in einer eigenen Session zu thematisieren und damit gleichzeitig eine längerfristige, intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung zu initiieren.
Ein Dimmer in der Krisendämmerung. Bemerkungen zum vermeintlich wichtigsten Zweiseiter, den jeder wissenschaftliche Bibliothekar gelesen haben sollte.
von Ben Kaden
I
Über Twitter rotierte heute Morgen eine Nachricht mit dem Wortlaut
„The single most important 2-page opinion piece every academic librarian should read: http://bit.ly/puXBY3“ [1]
Der Superlativ selbst ist kurios, aber typisch für eine Rundum-Anlock-Information mit dem schmalen Zeichenvorrat, die Twitter zur Verfügung stellt und die den Sowohl-als-Auch-Schreibern wie mir schmerzlich Probleme bereitet, wird doch jede Nachricht in einer potentiell missverständlich gestutzten Form in die Webwelt gesendet. Die Präzision der zitierten Nachricht hat Vorbildcharakter und bedarf einiger Übung mit dem Medium. Man erfährt zwar nicht genau, worum es sich inhaltlich handelt, wohl aber, dass der Text kurz ist (zwei Seiten nur!) und eine Meinung wiedergibt, nicht etwa einen Bericht oder Forschung. Es handelt sich also um einen Diskussionsbeitrag, den man nebenbei lesen nicht nur kann sondern unbedingt sollte. Jedenfalls wenn man ein „academic librarian“ ist. Für die Zielgruppe ist er prinzipiell obligatorisch („every“) bzw. aufgrund seiner herausragenden Position „the single most-important“ (jedenfalls unter den Zweiseitern) zur Kenntnis unverzichtbar. Wenn alle diesen Text lesen, wird höchstwahrscheinlich heute auch jeder darüber reden.[2] (more…)
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