It’s the frei<tag> 2012 Countdown (24): 100 Buzzwords – for the masses!
Christoph Szepanski, Karsten Schuldt
1. Collaboration
2. Mindmap
3. Cloud
4. Grid
5. Forschungsdatenmanagement
6. Semantic Web
7. Raum
8. Patron Driven Acquisition
9. Apps
10. Smartphone
11. Projektmanagement
12. Qualitätssicherung
13. Evaluation
14. Co-Working
15. RDA
16. Facebook-Bashing
17. Search Engine Optimization
18. Social Place
19. Golden-Ager
20. Re-Thinking [whatever]
21. Context
22. Data Driven Service
23. Document
24. Camp
25. Pads
26. E-Book
27. Entern
28. Privatsphäre
29. AIBS
30. Trends
31. Embedded Librarian
32. Digital Youth
33. Holistic Approach
34. Crowdfunding
35. Open Data
36. Open Science
37. Community
38. Evidence Based
39. Ontologie
40. FRBR
41. RDF
42. Integrated
43. Digital Library
44. Trust
45. Learner-Centered
46. Mobile Endgeräte
47. Enterprise 2.0
48. HTML5
49. Hype
50. What Google is hiding from you

Auf dem Weg zur Nummer 100 ein wenig Natur. Zum Verschnaufen. (Wer genau sucht, wird zusätzlich eine Biene auf dem Bild entdecken.) Und etwas Kritik, weil es erinnerungswürdig ist: „Die Geschichte der westlichen Zivilisation erscheint durch eine Reihe von lustfeindlichen Schüben geprägt: von Momenten, in denen Menschen – meist plötzlich und mit starker Überzeugung – auf etwas verzichtet haben, das ihnen bis dahin Lust bereitet hatte. Das kann die Lust an sportlichen oder künstlerischen Festen sein, die lange Zeit die abendländischen Religionen prägte, ehe sie ihnen verloren ging; oder die Lust an bunter Kleidung, die im 19. Jahrhundert aus der Herrenmode verschwindet und im 20. Jahrhundert auch weitgehend aus der Mode der berufstätigen Damen; oder die Freude an Charme, Koketterie und Komplimente machen; an Sexualität; am Tragen von Pelzen; am Autofahren und am Essen von Fleisch; es kann auch den Genuss von Alkohol oder von Rauchwaren betreffen – um einige neuere Verluste zu nennen, deren Zeitgenossen wir in den letzten Jahren gewesen sind.“ (Robert Pfaller / Die lustfeindlichen Zivilisationsschübe. In: Beate Hofstadler ; Robert Pfaller (Hrsg.) / Hätten Sie mal Feuer : Intellektualismus, Begehren und Tabakkultur. Wien: Erhard Löcker Verlag, 2012, S. 29) Und jetzt: Weiter im Text.
51. Best Practice
52. Evolving
53. Out of the box
54. Stream
55. Stakeholder
56. Paradigmenwechsel
57. Ethik
58. Synergie
59. Cultural Heritage
60. ROI
61. So 1990er
62. Records Management
63. Wissenstransfer
64. Zukunft der / Zukunft des / #future
65. Horizont-Report
66. Open Linked Data
67. Nachhaltigkeit
68. Praxisbezug
69. Informationsfreiheit
70. GEMA
71. Liquid Democracy
72. Personalisierung
73. Critical
74. Data Storage
75. Netzwerkforschung
76. Information Behavior / Informationsverhaltensforschung
77. Interface /Interface Design
78. Digitale Langzeitarchivierung
79. Berufsbild
80. Long Tail
81. Library Cuts
82. Intellektuelles Kapital
83. [Whatever] ist dead, long live [whatever]
84. Tagging
85. Digital Dark Age
86. Case Study
87. Expertinneninterview / Experteninterview
88. Reputation
89. Forschungsmethoden
90. Datenqualität
91. I-[whatever]
92. Like Button
93. Projektantrag
94. (Open) API
95. Interdisziplinär
96. Emotion Selling
97. Augmented Reality
98. Kooperation Bibliothek [whatever]
99. innovativ
100. Minitel
frei<tag>: Buzzword-Bingo zum Bibliothekartag
Werte Kolleginnen und Kollegen,
wenn auch Sie den 100. Bibliothekartag besuchen, möchte LIBREAS – Library Ideas Sie nicht nur in Berlin begrüßen und im direkten Anschluss an diese Konferenz auch ins Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft zur frei<tag> – Bibliothekswissenschaftliche Unkonferenz am Freitag, 10.06. einladen. Wir möchten Sie auch alle zu einem Spiel ermuntern: Buzzword-Bingo.
Wie geht es?
Ganz einfach. Nehmen Sie die Karte auf Ihre Tour durch den Bibliothekartag mit. Oder beginnen Sie schon einen Tag vorher beim Berlin Seminar von Cycling for Libraries. Immer, wenn Sie eines der Buzzwords, die auf der Karte stehen hören oder sehen (und Sie werden sie sehen, dass versprechen wir Ihnen), streichen Sie es ab. Wir vertrauen Ihnen da einfach, dass Sie nicht einfach so Wörter abstreichen oder sie in Diskussionen nur anbringen, um sie streichen zu können.
Unter all denjenigen, die mit einer vollständig abgestrichenen Karte bei der frei<tag> ankommen, werden wir in der Abschlusssession einen Gewinn verlosen. Aber selbstverständlich steht das Spiel im Vordergrund und weniger der Gewinn. Sie können also auch einfach so mitspielen.
Worum geht es? Eine kurze Kritik der Buzzwords
Auf dem Bibliothekartag – aber auch anderswo – finden Sie ab jetzt unsere Teilnahmekarten für das Bingo. (Sie können es sich aber auch gerne ausdrucken, wenn Sie unbedingt mitspielen wollen.) Worum geht es? Es geht um all die Container-Wörter und scheinbar selbstverständlichen Begrifflichkeiten, die wir in unserer Arbeit tagtäglich verwenden, ohne weiter auf sie zu achten. Die Buzz-Wörter, welche Aktualität, Modernität, Zukunftsoffenheit ausstrahlen sollen, aber irgendwann auch zu Selbstläufern werden. Wir alle kennen sie, wir alle nutzen sie, wir alle gehen über sie hinweg.
Ist das gut oder ist das schlecht? Buzz-Wörter sind nicht per se negativ konnotiert. Sie eröffnen die Möglichkeit, Denkprozesse abzukürzen, die wir alle schon mehrfach durchlaufen haben. Insoweit sparen sie Zeit, ermöglichen die Diskussion über andere Punkte. Andererseits können Buzz-Wörter auch Denkprozess abkürzen, ohne dass sie fertig gedacht sind. Dadurch werden Begrifflichkeiten etabliert, die überhaupt nicht geklärt sind und über die man scheinbar nicht weiter diskutieren muss. Nicht zuletzt gibt es immer die Gefahr, dass Buzz-Wörter genutzt werden, um schwache Inhalte rhetorisch aufzuhübschen.
Oft ist das Buzz-Wort ein falscher Freund: Es sieht aus, als würde es ein Thema, einen Inhalt angemessen umschreiben, aber für andere wird es zum Zeichen, dass etwas mit einem Inhalt nicht stimmt, dass hier eben Rhetorik das Nachdenken und den Inhalt ersetzt hat; egal ob das wirklich zutrifft. Deshalb sollte man Buzz-Wörter auch meiden, wenn man in Diskussionen weiterkommen will. Wird ein Wort nur noch als Marker benutzt, ist es vielleicht Zeit, zurückzutreten und noch einmal eine inhaltliche Klärung des Begriffes vorzunehmen. Oft finden sich bessere Begrifflichkeiten, oft werden so erst die Schwächen eines Begriffes klar. Vielmehr: Oft wird erst dann, wenn man Buzz-Words inhaltlich zu bestimmen versucht, klar, was in diesem Container jeweils von unterschiedlichen Personen und Parteien hinein interpretiert wird. Und dann ist der Container einfach zu groß und weit.
Was soll es bringen?
Neben dem Spaß und der Erinnerung daran, dass man auch im Bibliothekswesen nicht immer alles so ernst nehmen muss, soll das Buzzword-Bingo auch eines erreichen: Aufmerksamkeit auf die zahlreichen Buzzwords lenken. Eine Profession, die sich zu sehr hinter Buzzwords versteckt, läuft immer Gefahr, die eigentliche inhaltliche Entwicklung nicht mehr zu vollziehen. Gerade, wenn es auch eine Wissenschaft über eine Profession geben soll – so wie die Bibliothekswissenschaft zum Bibliothekswesen oder parallel die Bildungsforschung zum Bildungssystem –, wäre eine genauere Beachtung der verwendeten Sprache sinnvoller. Wir sagen nicht, dass das Bibliothekswesen aktuell Gefahr laufen würde, in Buzzwords unterzugehen. Aber als Zeitschrift, die auch immer einen gewissen kritischen Blick in die Debatten einbringen will, möchten wir auf diese Gefahr hinweisen.
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