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Hybrides Lesen – Marginalien zur Rezension des Handbuchs Informationskompetenz

Posted in LIBREAS.Referate by libreas on 5. Februar 2013

von Lars Müller (Potsdam)

Das Handbuch Informationskompetenz [1] erscheint bei De Gruyter Saur zugleich als Print- und Onlineausgabe. Ich war gespannt, welche der beiden Ausgaben mir als Rezensionsexemplar für die Besprechung in LIBREAS zur Verfügung gestellt werden würde. Ich erhielt – ganz in meinem Sinne – ein gedrucktes Exemplar.

Schon beim ersten Betrachten hatte ich den Eindruck, eine Mischform in den Händen zu halten: Das gedruckte Buch ist nach den Anforderungen einer digitalen Publikation gestaltet. Jedes Kapitel kann vom Inhalt her für sich allein stehen, auch die Literaturangaben befinden sich jeweils am Ende des Kapitels. Das ist für den fragmentierten, kapitelweisen Download (und Verkauf) am praktischsten. Die digitale Version hinterlässt dagegen zugleich den Eindruck, eine PDF-Version der Printausgabe zu sein. Sie enthält – und das wirkt für ein eBook etwas anachronistisch – auch das Stichwortverzeichnis der Printausgabe als eigenständig erwerbbares Kapitel. Zum Glück bietet der Verlag eine funktionierende und kostenlose Volltextsuche an – freilich werden nur die zu den Fundstellen zugehörigen Kapiteltitel angezeigt.

Google Books hat demgegenüber bekanntlich den Vorteil, die Fundstellen im Kontext anzuzeigen. Ein Vorteil, der mir trotz meines positiven Gesamteindrucks vom Handbuch Informationskompetenz eine kleine Ernüchterung bescherte:

Wer, wie ich es getan habe, ein längeres Zitat im Einleitungskapitel von Wilfried Sühl-Strohmenger (S. 4f.) googelt (Google Books), stößt nicht auf die Originalquelle (Jürgen Mittelstraß, s.u.), auch nicht auf das Handbuch Informationskompetenz, sondern neben Teaching Library (Sühl-Strohmenger 2012) auch auf das Buch Informationsethik von Rainer Kuhlen.[2] Ein Zufall, dem ich genauer auf den Grund gehen wollte.

Auf Seite fünf im Einleitungskapitel von Sühl-Strohmenger löste ein im Zitat formal inkorrekt in doppelte Anführungszeichen gesetztes Wort eine Irritation aus und regte genaueres Nachschauen an. Bei der Überprüfung des Zitats [3] stellte sich mit der oben bereits erwähnten Google-Books-Recherche heraus, dass der selbe Abschnitt auch in einem längeren Zitat in Kuhlens Informationsethik [4] enthalten ist. Ein Buch, das zwar in der weiterführenden Literatur des Handbuchartikels aufgeführt, aber nicht in dem inhaltlichen Zusammenhang des oben genannten Zitats erwähnt wird.

In der Bibliothek meines Vertrauens bestellte ich mir die Originalquelle und bekam ein gedrucktes Suhrkamp-Bändchen aus den 1990er Jahren ausgehändigt. Genau wie Kuhlen gibt Sühl-Strohmenger die Fundstelle mit „S. 226f.“ an. Der Vergleich mit dem Original zeigte, dass der von Sühl-Strohmenger zitierte – kürzere – Abschnitt allerdings ausschließlich auf Seite 227 steht. Außerdem machte Sühl-Strohmenger neben einem zusätzlichen Zeichensetzungsfehler – ebenfalls wie Kuhlen – im Satz „Informationen muss man glauben, …“[5] einen Übertragungsfehler und aus dem Plural wird das Singular „Information muss man glauben…“[6]

Dies mag natürlich Zufall sein, es hat aber doch ein „Geschmäckle“. Ein Umstand, der angesichts der Tatsache, dass es sich ausgerechnet um die Einführung in ein Handbuch zur Informationskompetenz handelt, bedauerlich ist.

Nichtsdestotrotz zeigt das beschriebene Leseerlebnis, dass zum Rezensieren noch zum Analysieren weder allein die digitale noch die gedruckte Form ausgereicht hätte. Noch gehört zum hybriden Publizieren eben auch das hybride Lesen.

(Eine ausführliche Besprechung des Handbuch Informationskompetenz erscheint in der nächsten Ausgabe von LIBREAS.)


[1] Wilfried Sühl-Strohmenger [Hrsg.] Handbuch Informationskompetenz (Berlin: De Gruyter Saur, 2012). Seite zum Titel beim Verlag.

[2] Folgende Phrase habe ich am 5.2.2013 bei der Suche verwendet:

„Erforderlich sind vielmehr Verarbeitungskompetenzen und das Vertrauen darauf, dass die Information“

aus: Jürgen Mittelstraß: Leonardo-Welt: Über Wissenschaft, Forschung und Verantwortung, 1st ed. (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1992), S. 227 nach Wilfried Sühl-Strohmenger, ed., Handbuch Informationskompetenz (Berlin: De Gruyter Saur, 2012), S. 5.

[3] Mittelstraß, S. 226f.

[4] Rainer Kuhlen: Informationsethik: Umgang mit Wissen und Information in elektronischen Räumen (Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH, 2004).

[5] Mittelstraß, S. 227.

[6] Ibid.S. 227. Zitiert nach:  Kuhlen, S. 161 sowie Mittelstraß, S. 227. Zitiert nach Wilfried Sühl-Strohmenger, “Informationskompetenz und die Herausforderungen der digitalen Wissensgesellschaft,” Sühl-Strohmenger [Hrsg.],  S. 5. Die selben Fehler macht Sühl-Strohmenger auch im Band Teaching Library –  : Förderung von Informationskompetenz durch Hochschulbibliotheken. Berlin: De Gruyter Saur 2012. S. 10.

6 Antworten

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  1. Wlther Umstätter said, on 13. Februar 2013 at 08:47

    Eigentlich dürfte das natürlich nicht passieren, dass ein und das selbe Buch gedruckt und elektronisch nicht identisch ist, denn genau das war es, was das Verlagswesen mit den PDF-Dateien über die letzten Jahrzehnte anstrebte, damit die Urheber- und die Verwertungsrechte in einer Hand bleiben. Es ist auch sicher nicht zumutbar, dass man nun jedes gedruckte Buch, so es auch elektronisch erscheint, nochmals auf Unterschiede überprüft. Das Beispiel zeigt allerdings auch, dass man die elektronische Version nur mit Vorbehalt zitieren sollte, wenn man nur die gedruckte gelesen hat und vice versa.

    Inhaltlich ist der Satz „Information muss man glauben“ nur im Zusammenhang eines ersten Empfangs gültig, denn Information als neu empfangene Nachricht, kann ebenso richtig, wie falsch sein, weil ihre Zuverlässigkeit erst durch die dazugehörige Redundanz prüfbar wird. Das ist ja die so oft unterschätzte Bedeutung der Redundanz, die der Sicherung von Informationen. Sie muss um so größer sein, je größer das begleitende Rauschen stört. Dabei gibt es zwei Arten der Redundanz.
    1. die a posteriori Redundanz bei der im einfachsten Fall eine Information wiederholt wird.
    2. die a priori Redundanz, bei der wir eine bislang noch nicht empfangene Information aus unserem Wissen heraus vorhersagen können. Ein einfaches Beispiel: Wenn wir eine Turmuhr schlagen hören und wissen, dass sie vor etwa einer Stunde zehn mal schlug, wissen wir, dass sie nun elf mal schlagen wird.
    Walther Umstätter

    • Lars Müller said, on 14. Februar 2013 at 10:48

      Da liegt ein kleines Missverständnis vor: Die elektronische und die gedruckte Form sind jeweils schon identisch. Der Unterschied besteht zwischen der Quelle und dem Zitat. Das betrifft die akkurate Arbeitsweise beim Zitieren und die liegt in der Verantwortung des Autors, nicht der des Verlags. Die Originalquelle finde ich nicht bei Google books, wenn ich sie anhand eines fehlerhaften Zitats suche oder die Schreibweise an neue Rechtschreibung angepasst wurde. Deshalb ist die Verwendung des gedruckten Originals in diesem Fall zuverlässiger.

      • Walther Umstätter said, on 14. Februar 2013 at 11:49

        Ohne diese Diskussion zu weit ausdehnen zu wollen verstehe ich nicht, wie bei zwei identischen Formen, eine zuverlässiger sein kann. Ansonsten haben Sie zwar Recht, dass auch beim Zitieren die Verantwortung beim Autor liegt, aber nach meiner Erfahrung nehmen hier die Verleger meist den größten Einfluss um bei ihren Publikationen einheitlich zu sein. Da hatte ich schon die tollsten Diskussionen 😉

  2. Ben said, on 14. Februar 2013 at 16:30

    Lieber Herr Umstätter,

    soweit ich den Text verstehe, weist Lars Müller auf eine, nun ja, unsaubere Zitierweise leider ausgerechnet in einem Handbuch zur Informationskompetenz hin.

    In diesem zitierte Wilfried Sühl-Strohmenger eine Formulierung Jürgen Mittelstraß teilweise und anscheinend verfälscht und zwar, wie Lars Müller recherchierte, wahrscheinlicher aus einem Buch von Rainer Kuhlen, also aus einer Sekundärquelle (erkennbar an der Übernahme eines Übernahmelapsus bei Rainer Kuhlen und der falschen Seitenangabe). Und dies anscheinend zweimal, nämlich im Buch Teaching Library und im Handbuch Informationskompetenz.

    Lars Müller demonstrierte damit, dass es die Titel übergreifende Volltextsuche ermöglicht, Indikatoren für ein zugegeben nicht ganz seltenes „Recycling“ von Inhalten zu ermitteln.

    Ähnlich entspannt gingen mit derselben Textstelle, wie Google Books zusätzlich zeigt, auch Christian Schilcher und Janis Diekmann in ihrem Beitrag Arbeit, Information und die neue Rolle des Wissens (In: Christian Schilcher, Mascha Will-Zocholl (Hrsg.) Arbeitswelten in Bewegung. Wiesbaden: VS Verlag, 2012.) um. Dort heißt es auf S. 28:

    „Einer Information muss man glauben, wenn man das Wissen, das mit der Information befördert werden soll, nicht prüfen kann.“

    Jürgen Mittelstraß, den Lars Müller leider nicht vollständig zitierte, schrieb:

    „Informationen muß man glauben, wenn man ihr Wissen, das über die Information transportierte Wissen, nicht selbst daraufhin prüfen kann, ob es wirklich Wissen ist.“

    Allerdings nicht in der von Lars Müller zitierten Quelle, sondern in dem Kapitel Wenn das Denken nicht mehr will oder: Kant das Wissen und die Medien (Jürgen Mittelstraß: Leibniz und Kant: Erkenntnistheoretische Studien. Berlin: De Gruyter, 2011, S. 295)

    Der von Lars Müller gesuchte Satz

    “Erforderlich sind vielmehr Verarbeitungskompetenzen und das Vertrauen darauf, dass die Information“

    erscheint in diesem Text von Jürgen Mittelstraß in dieser Variation:

    „In einer Informationswelt treten außerdem an die Stelle eigener Wissensbildungskompetenzen zunehmend Verarbeitungskompetenzen und das Vertrauen darauf, daß die Information „stimmt“.“ (S.294f.)

    In Wilfried Sühl-Strohmengers Teaching Library findet sich Seite 10 die Formulierung zitiert:

    „Erforderlich sind vielmehr Verarbeitungskompetenzen und das Vertrauen darauf, dass die Information „stimmt“, Information muss man glauben, wenn man ihr Wissen, das über die Information transportierte Wissen, nicht prüfen kann.“

    Während Christian Schilcher und Janis Diekmann direkt vor(!) der ein bisschen umgeformten Aussage mit einem vgl. auf Jürgen Mittelstraß‘ verweisen (und auf Rainer Kuhlen), erscheint das Zitat (bis auf den mutmaßlichen Übertragungsfehler) in der Teaching Library mit korrektem Verweis.

    Da mir das Handbuch Informationskompetenz nicht zur Hand ist und Jürgen Mittelstraß‘ Leonardo Welt ebenso fehlt, muss ich die Suche nach der Karriere der Formulierung „Information(en) muss man glauben“ an dieser Stelle leider abbrechen.

    Ich stimme in jedem Fall Lars Müller zu, dass besonders ein Handbuch Informationskompetenz Zitate eindeutig und fehlerfrei aufweisen sollte. Denn erforderlich ist neben Rezeptionskompetenz auch das Vertrauen darauf, dass die Zitierpraxis „stimmt“, Nachweise muss man glauben, wenn man ihre Quellen nicht prüfen kann. Zum Beispiel, weil sie nicht im digitalen Volltext online verfügbar sind.

    Zur Redundanz der Zitatstelle lässt sich übrigens – mit Google Books – feststellen, dass vor allem Jürgen Mittelstraß rege Gebrauch von seiner eigenen Formulierung machte und sie nachweislich öfter als die zwei hier angezeigten Male wiederholte. Sichert er nun damit diese Informationen? Oder sorgt er dadurch nicht vielmehr für ziemlich viel Rauschen?

    • Walther Umstätter said, on 14. Februar 2013 at 18:21

      Lieber Herr Kaden,

      im Prinzip, kann man ja gegen die Feststellung von Lars Müller nichts einwenden.
      Mir ging es hauptsächlich nur um die inhaltliche Frage, da ich bereits 1988 folgendes schrieb:
      „Erst das Denken und das logische Folgern beim Vergleich von Informationen gibt uns die Möglichkeit, über das Wissen als kausal verknüpfter Information, dies auf ihren nachprüfbaren Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Dabei muß aber zunächst jede Information, die uns von außen erreicht, als gleichwertig wahre Information behandelt werden. Die Tatsache, daß der größte Teil der sogenannten Information, der uns täglich erreicht, aus Redundanz, Unsinn, Noise oder Rauschen, und damit aus Unbrauchbarem besteht, reduziert den durchschnittlichen Wert der Information meist auf einige Promille dessen, was die Information selbst wert ist. Dies ist insbesondere im Bereich der Fachinformation bedeutsam.“ Ich habe damals auch darauf hingewiesen, das paradoxerweise bereits Clausewitz festgestellt hatte: „Die meisten Nachrichten sind falsch.“
      Bei diesem Vortrag in Aachen war der Kollege Kuhlen übrigens Moderator.

      Umstätter, W.: Was ist Information eigentlich wert? Deutscher Dokumentartag 1988 DGD-Schrift (Doktag 1) 4/89 S.589-603(1988) Ich hoffe, es gibt keine gravierenden Unterschiede zu dieser Version: http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/pub39.html 😉

      Die Uncitedness 4 lässt grüßen.

      • Ben said, on 14. Februar 2013 at 19:22

        Also kommentieren Sie eigentlich die Aussage von Jürgen Mittelstraß. Dem schließe ich mich gern an.

        Es wäre dafür möglicherweise ganz interessant, dafür den inhaltlichen Kontext stärker in den Blick zu nehmen.

        An sich die Aussage ja trivial: Ich bekomme eine Information. Kann ich ihre Richtigkeit wie auch immer – vielleicht aufgrund vorhandenen Wissens – prüfen, brauche ich ihr nicht zu glauben, denn ich weiß, ob sie richtig oder falsch ist. Kann ich sie nicht prüfen, dann, so Mittelstraß und viele der ihn Zitierenden, muss ich vertrauen und (an) ihre Korrektheit glauben. Aber muss ich das wirklich?

        Aus irgendeinem Grund verweist Mittelstraß direkt für der Aussage zum Glauben-müssen auf eine Aussage:

        In der Tat macht es wenig Sinn, vor dem Bildschirm den Skeptiker zu spielen

        , spricht sich im Anschluss dafür aus, nicht der Technologie zu misstrauen, wohl aber die Fähigkeit zu entfalten, hier Schein und Sein zu unterscheiden. Aber braucht man diese Kompetenz nicht bereits für jegliche elementare soziale Interaktion?

        „Denn eine Logik des Scheins […] ist heute wohlfeil – in Form eines Netzes, das zwischen dem Bedeutenden und dem Unbedeutenden, dem Wahren und dem Falschen, nicht zu unterscheiden vermag – allen zugänglich. Ein Paradies für alle Gaukler, Halbgebildeten, Wissenshabenichtse und kleinen Betrüger. Virtualität als große Gleichmacherin von Sein und Schein, Wissen und Glauben, Tatsachen und Nicht-Tatsachen, Wahrheit und Betrug? Wir werden auf der Hut sein müssen.“ (Leibniz und Kant: Erkenntnistheoretische Studien. Berlin: De Gruyter, 2011, S. 295)

        Nicht nur, weil das 2011 schon reichlich altbacken klingt, scheint mir Jürgen Mittelstraß nicht unbedingt medienphilosophisch besonders differenziert zu argumentieren. Denn den gleichen mahnenden Appell hätte man vermutlich problemlos mit dem Aufkommen der kommerziellen / massenmedialen Printkultur in die Runde werfen können. Und vielleicht auch schon auf der Agora zu Hierapolis.

        Wer sich jedenfalls Publikumszeitschriften (und deren Anzeigenteile) aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ansieht, dürfte sie bezüglich manipulativer Botschaften, Werbung, Halbwissen und zwar verbunden mit wohlfeil niedrigschwelligem Zugang (für wenige Pfennige) nicht besonders wahrhaftiger als die Inhalte des WWW empfinden. (Und Walter Benjamin hat vieles davon zeitnah ausführlich kommentiert.)

        Und Walther Umstätter zitiert sich oben selbst mit einer Aussage aus der Zeit vor dem Publikumsweb (1988):

        „Die Tatsache, daß der größte Teil der sogenannten Information, der uns täglich erreicht, aus Redundanz, Unsinn, Noise oder Rauschen, und damit aus Unbrauchbarem besteht, reduziert den durchschnittlichen Wert der Information meist auf einige Promille dessen, was die Information selbst wert ist.“

        Woran hat man sich eigentlich 1988 bei der Unterscheidung von Sein und Schein (bzw. wahrhaftig und vorgegaukelt) gehalten?

        Jürgen Mittelstraß‘ hier angesprochene Analyse der digitalen Informationsgesellschaft scheint sich doch eher daraus zu speisen, dass er die subjektiv und akut erfahrene gegenwärtige Leonardo-Welt ein bisschen zu sehr extrapoliert. (Merkwürdigerweise ist das ja ein Kernproblem vieler netzkultureller Diskurse) Vermutlich hat er vollends Recht, wenn er meint, die Gegenwart sei trotz allen Informationsüberflusses (ich vermute eher: aufgrund) werde „immer orientierungsschwächer“. Betrachtet man allerdings die Faktoren, die den Menschen im 20. Jahrhundert und davor Orientierung gaben, dann kann man dem durchaus etwas Positives abgewinnen. Ich jedenfalls möchte nicht tauschen.

        Was man eigentlich von einem Gegenwartsphilosophen neben dieser trüben Zeitdiagnostik erwarten würde, wäre progressiv in die Richtung neuer Orientierungsoptionen und -praxen zu denken. (Was ich übrigens in anderem Zuschnitt von der Bibliotheks- und Informationswissenschaft einfordere.) In diesem Text wird er meiner Erwartung kaum gerecht. Was er natürlich auch nicht muss. Im Gegenzug muss ich aber gerade seinen Aussagen zum zwangsläufig Dranglauben-Müssen (was die Information an geht) nicht glauben. Auch weil ich denke, dass ich das in diesem Fall „über die Information transportierte Wissen“ wenigstens auf meine Lebenswirklichkeit hin prüfen kann.


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