Die Zukunft elektronischer Datennetze aus dem Blickwinkel des Jahres 1980. Eine Abendlektüre.
zu:
Anthony E. Cawkell (1980): Electronic information processing and publishing – problems and opportunities. In: Journal of Information Science Vol. 2. Iss. 3-4. 189-192 DOI: 10.1177/016555158000200309
von Ben Kaden
„[…] during the next five yeards it is hard to visualise any major shift from print-on-paper
to all-electronic systems on a global scale.“ – A.E. Cawkell, 1980
I
Gerade fiel mir ein kleiner Beitrag des heute nicht mehr unbedingt ständig präsenten, seinerseits aber durchaus bekannten Informationswissenschaftlers Anthony E. Cawkell (1920-2003) in die Hände bzw. auf den Desktop. Der kurze Text, ursprünglich als Informationspapier für die Europäische Kommission verfertigt, brachte es nach der Publikation im von A. E. Cawkell redaktionell mitbetreuten Journal of Information Science bis heute auf immerhin zwei Web-of-Knowlegde-registrierte Zitierungen. Welchen Stellenwert er im ca. 150 Artikel starken informationswissenschaftlichen Werk A. E. Cawkells besitzt, bleibt mir dennoch im Dunklen, ist aber eigentlich auch nicht so wichtig.
Vor der Horizontlinie einer Auseinandersetzung mit Diskursen aus der Geschichte der Informationsgesellschaft ist der prognostisch hochangereicherte Artikel nämlich unabhängig vom konkreten Autor interessant. Denn er spiegelt exzellent, wie man vor reichlich 30 Jahren über den elektronischen Datenaustausch sowie das elektronische Publizieren und seine Zukunft dachte bzw. denken konnte. Dazu zählt beispielsweise die Idee, dass dank EDV die Menge an Verbrauchspapier reduziert wird – einer der zwischenzeitlich vielleicht am drastischsten widerlegten Mythen der Technikgeschichte.
A. E. Cawkell hätte es prinzipiell ahnen können, denn er selbst merkt ja an:
„The advent of copying machines multiplied the number of passing papers passing across desks, but what was the increase in real information?“
Nicht etwa, weil es keinen Unterschied zwischen Drucker und Kopierer gibt. Sondern weil die Neigung, nach Möglichkeit etwas Schriftliches in der Hand (und nicht nur auf dem Desktop) zu haben und dann bald irgendwo hinzustapeln, bestimmten Berufsgruppen einfach zu sehr eigen ist. Irgendwann mehr in unserer Zeit kam man auf die Idee (dank der technologischen Möglichkeiten) die papierbasierte Kommunikation durch Skype- und Video- und Google+-Hangout-Konferenzen zu optimieren. Erfahrungsgemäß unter Beibehaltung dieser anscheinend zeitstabilen Frage nach der Zunahme an relevanten Informationen und einer Unmenge Tischvorlagen. Aber noch sind wir – hoffentlich – nicht am Ende der Entwicklungskette und vielleicht lesen wir eines Tages die Brief Communications wirklich nur noch an Bildschirm oder Touchscreen und kommunizieren verdichtet druckschriftlich wie fernmündlich nur noch tatsächlich wichtige Dinge.
II
Viel interessanter erscheint jedoch, dass man 1980 sehr genau benennen konnte, was es braucht, um dem elektronischen Publizieren zum Durchbruch zu verhelfen: die Konvergenz von Telefon, Datenübertragung und Computertechnologien. Also genau das, was wir Kinder der Generation Modemeinwahl hautnah und akustisch recht schrill als Verpuppungsphase des World Wide Web erlebten, aus dem später beispielsweise der Falter der Digitalen Sozialen Netzwerke schlüpfen sollte. Und diese Plattformen schließen denn auch den Kreis in gewisser Weise, sind sie doch wie das Telefon weniger Publikations- als Kommunikationsplattform. Wir telefonieren unsere Statusmeldungen nur eben mit allen, die wir dafür als relevante Zielgruppe ansehen.
A. E. Cawkell wusste auch, dass die zu konvergierende Trias der Technik von einem Quartett externer Faktoren abhängig war (und ist), nämlich nicht nur von technologischen, sondern auch von sozialen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren. Die Ebenen sozial und politisch entscheiden seiner Ansicht nach über die Nachfrage und verzögern mutmaßlich das Tempo der Entwicklung.
Denn die Menschen wollen, so die Vorstellung, dass sich nicht so sehr viel ändert. Dreißig Jahre später erscheint der typische Mitteleuropäer allerdings anders gepolt in seinem Digizän. Einmal die Schwellenangst verloren, nutzt er die Tablets ganz ohne Berührungsängste und letztlich sind die Maschinen derart inklusiv optimiert, dass man sich nur schwer der Attraktion einer Oberfläche entziehen kann, auf der man während langatmiger Projektmeetings auch mal unbemerkt Angry Birds spielen kann. Die Menschen, so die Erkenntnis des Apple-Zeitalters, lassen sich schon bereitwillig von digitalem technischen Fortschritt in den Bann schlagen – er muss nur federleicht daher kommen. Steve Jobs wusste das ja bekanntlich recht frühzeitig und wurde daher auch ein Vorreiter dessen, was A. E. Cawkell als „technology push“ bezeichnet: der Beschleunigung technologischer Entwicklung und des damit verbundenen Wandels als Geschäftsmodell. Wirtschaft und Technik gehen dabei Hand in Hand und bereits 1980 zielte das E- also vor allem auf E-Business.
Allerdings konnten weder A. E. Cawkell noch Steve Jobs vorausahnen, welche Linie wirklich wie zum Ziel führt und während der eine investierte, übte sich der andere in Bescheidenheit und notierte für die EU-Kommission prophylaktisch:
„[…] predictions about particular changes beyond 1982 will almost certainly be wrong.“
Um kurz darauf dann doch wieder nachzulegen:
„The benefits of digitizing the public switched telephone networks […] will not be felt in Europe until the late 1980s.”
Ein Telekommunikationshistoriker könnte nun prüfen, welche der beiden Aussagen A. E. Cawkells eher zutrifft bzw. zutraf.
III
Als erstaunlich exakt erwies sich jedenfalls folgende Datierung:
„It will take ten to fifteen years before all-digital communications systems become widely available. When they do, the information carried in voice, data, and pictures will be carried in one system, with regional and in-house exchanges capable of switching this information through various receiving devices in homes and offices.“
Immerhin war der Datenaustausch um 1993 bereits vergleichsweise allgemein und global möglich, wogegen die Internettelefonie noch etwas auf sich warten ließ. Auch sonst verblüfft, wie präzis die Beschreibung ausfällt. Immerhin sah er in einem Nachsatz auch voraus, dass sich das allgemeine Telefonnetz recht schnell als untauglich für Datenübertragungen erweisen dürfte.
Andererseits bleibt für uns Nachgeborene nur begrenzt einschätzbar, inwiefern A. E. Cawkell besonders befähigt war, Trends zu benennen oder nur einen allgemeinen Zeitgeist in Worte zu fassen verstand.
Wir kennen aber diesen Zustand nur zu gut:
„During this period [einer Übergangsphase] a huge analogue network will continue its uneasy relationship with the growing separate packet-switched and other digital networks.“
und erinnern uns mit Grausen an die langen Nächte voller Warten auf den Abschluss instabiler Napster-Downloads per Einwahlmodem.
Weniger erinnerlich ist uns, was A. E. Cawkell als maßgebliche Hürde für die positiven Effekte der Implementierung technologischer Innovationen bei der Übertragungstechnik ansah: die staatlichen Telekommunikationsmonopole. Diese könnten, so seine wahrscheinlich nicht verkehrte These, den neuen Kommunikationsbedürfnissen einer „wealth-creating minority“ nicht zureichend gerecht werden. Diese Hürde scheint heute im digitalen Kapitalismus mehr oder weniger erfolgreich genommen und zwar derart souverän, dass man die Marktbindung der Zugangsvermittlung zur informationellen Grundversorgung des Internets selbst am linksäußeren Rand der Piratenpartei höchst selten wahrnehmbar auf die Agenda setzt. Und auch die Herkunft der Hardware wird kaum, und sei es nur aus einer naiven konsumethischen Sicht, thematisiert. Die Content-Industrie dornt dagegen wie nie zuvor durch die Augen. Dabei wusste es A. E. Cawkell bereits 1980:
„Copyright will remain a grey area but as activity in electronic publishing increases more organizations may suffer damage and will feel more disposed to test the law in court: new dimensions in potential infringements will arise […]“
Wie sehr diese Vorhersage auch langfristige Stabilität besitzt, beweist der Blick in die Presse des Jahres 2012. Besonders frappierend ist der Fokus auf die Presseverlage:
„Print-on-paper publishers generally are likely to become more protectionist.“
Eine weitere interessante Perspektive zeichnete A. E. Cawkell hinsichtlich des Datenschutzes. Es stimmt zwar nicht mehr generell, wenn er schreibt „Computers are regarded as being ‘unfriendly’ by the public.“ Die Allgegenwart digitaler Technologien hat das Maß an Akzeptanz eindeutig in einen positiven Bereich verschoben. Allerdings gab es auch zu einer Zeit, als Mark Zuckerberg noch nicht einmal gezeugt war und Thilo Weichert vermutlich gerade promovierte, offensichtlich bereits typische Google-Facebook-Debatten:
„The coordination of scattered confidential information about people by network-connected machines with the possibility of privacy invasion has received considerable publicity.“
Da lohnte doch möglicherweise ein tieferes Graben in den Archiven der entsprechenden Fachmedien.
Auch Veränderungen im sozialen Miteinander durch vergessene und gescheiterte Vorstufen individualisierter Digitalkommunikation wie Videotex „[…] for instance on conversation, group discussion, book and newspaper reading, and going out.“ waren dereinst anscheinend Diskussionsobjekt.
IV
Die Zukunft, die A. E. Cawkell für Videotex heraufziehen sah, erwies sich, wie wir heute wissen, perspektivisch weitgehend als Trugbild. Außer vielleicht in Frankreich, wo das Minitel-Verfahren lange sogar dem WWW trotzte. Aber auch dort lief die Vermutung, dass sich elektronisches Publizieren am ehesten mit einer Kombination aus Videotex-Terminals und Drucken umsetzen ließe, bekanntlich ins Leere. Oder auch nicht, denn A. E. Cawkell versieht diese Variante mit der Positionierung eines wenn überhaupt, dann so. Generell, und damit blieb er auf der richtigen digitalhistorischen Fährte, boten die 1980er noch wenige Chancen für das E-Publishing:
„[…] it seems unlikely that any system of whatever kind will have much impact on either the conventional scientific or the general journal or newspaper within the next five years, unless electronic advertising seriously reduces revenues.”
Man war einfach auf vielen Stufen noch nicht so weit und, wie wir aus der Rückschau wissen, auch noch nicht für Werbung auf diesen Kanälen. Eine Dekade später blühten dann beide Formen mal verbunden und mal nicht und es sollte auch Weltkonzerne geben, die sich hauptsächlich auf Grundlage realer oder den Investoren versprochener zukünftiger Werbeerlöse in unscheinbaren Zimmern amerikanischer Universitäten zu entwickeln begannen.
Mit diesem Trend invertierte sich dann auch die bei A. E. Cawkell angesprochene Frage der Arbeitslosigkeit durch die elektronische Datenverarbeitung. Mittlerweile wird die Digitalwirtschaft dort gern als Kurbel am Konjunkturmotor angeblinkt, wo man Anfang der 1980er noch finster Massenentlassungen dank Mikroprozessoren befürchtete. Und wer hätte damals geahnt, dass die Berliner Bibliothekswissenschaft dreißig Jahre später eine de facto E-Only-Disziplin ist? Höchstens die, die regelmäßig durch Zeitschriften wie Автоматика oder Кибернетика blätterten…
V
Wenn man nun folgende Aussage zur Entwicklung von Datennetzen:
„The public may find it hard to judge whether there are net benefits or net disbenefits.“
auf die Gegenwart des Junis 2012 projiziert, lässt sich in der öffentlichen Meinung gegenüber dem Web vermutlich ein deutliches Chancenplus feststellen. In Meinung der Bibliothekswelt sowieso. Und ebenso ist die Befürchtung, auf mögliche Ängste folgte seitens der Politik ein eventuelles Abbremsen der technischen Entwicklung, mittlerweile völlig verweht. Heute entscheidet natürlich hauptsächlich und mitunter ein bisschen zu sehr der Markt, was gemacht wird. Da wünschte man sich ab und an fast mehr Widerspruchsgeist sowohl der öffentlichen Meinung wie auch der der Bibliothekswelt. Deren Eliten streiten freilich – nicht einmal richtig – darüber, ob eine Bibliothek einen Twitter-Feed und ein Weblog anbieten sollte. 2012 liest sich das so, als fragte man danach, ob im Lesesaal elektrisches Licht installiert werden muss…
Eine interessante Nebenentwicklung aus unserer Branche betrifft derweil die elektronischen bibliografischen Nachweissysteme. Waren diese in den 1980er Jahren als Online-Version sündteuer bis unbezahlbar, sind sie als Dienstleistung der Bibliotheken nun über das Web in einer Weise verfügbar, die die Bibliotheksnutzer um 1980 wahrscheinlich sogar mehr verstört als verzückt hätte. Auch wenn diese Datenbestände noch nicht immer tauglich sind, um als linkable und open bezeichnet zu werden, scheint mir doch der aktuelle Stand geradezu fantastisch noch gegenüber den 1990er Jahren, als man entsprechende Datenbankrecherchen bei kommerziellen Anbietern bisweilen noch auf Minutenbasis abrechnen musste und ein vergessener Logout immer die Gefahr eines finanziellen Desasters in sich trug.
Ein weiterer faszinierender Prozess liegt schließlich im Bogen von online zur lokalen Speicherung zur Cloud, den A.E . Cawkell nur zur Hälfte absehen konnte, weshalb er seine Vorhersage beim Datenhamstern festlaufen ließ, wie es vielleicht bis Mitte der Nuller Jahre tatsächlich üblich war:
„[…] the balance is shifting in favour of having a volume of information at-elbow instead of obtaining it from a remote source when needed. Access to remotely-stored information will still be essential for file up-dating and for searching infrequently needed large files […] but appreciable quantities of frequently-needed personally-manipulated information will be stored in microcomputers.”
Heute schätzen wir am Abend eines Tages wenig so sehr wie unsere (informationelle) Ellenbogenfreiheit, finden Informationen nur noch in den gerade passenden Proportionen sexy und nutzen das Web (proportional) vor allem gelassen zum Konsum von Inhalten, zum zwischenmenschlichen Austausch und zur Beziehungspflege. Die Konvergenz von Telefon, Datenübertragung und Computertechnologie macht es in Verbindung mit überschaubaren Kosten möglich.
So spannt sich jedenfalls eine Ideallinie und wo sie zutrifft, kann man durchaus davon sprechen, dass auf der Ebene der digitalen Informationsnutzung so etwas wie eine Weiterentwicklung, ja vielleicht auch Fortschritt, geben kann. In jedem Fall leben wir was die digitalen Optionen angeht in gar nicht so schlechten Zeiten. Mit allen damit verbundenen Risiken.
(Berlin, 06.06.2012)
Wenn man auf das electronic publishing zurück blickt ist es interessant zu sehen, dass zur Zeit des Aufsatzes von Cawkell alle Datenbanken noch reine ASCII-Dateien waren und es nicht schwierig gewesen wäre auf den damaligen Hosts täglich, wöchentlich oder monatlich erscheinende Publikationen anzubieten, die von den erwähnten 50 000 Terminals in den Bibliotheken hätten abgerufen werden können. Es wäre damals mit Prestel oder Videotex (übrigens nicht zu verwechseln mit Videotext, das es noch immer als Teletext auf den Fernsehern gibt) sogar möglich geworden, den heimischen Fernseher mit seiner Fernbedienung zum Terminal zu machen. Nur das Lesen solcher Texte hätte online geschehen müssen, weil es damals noch keine Microcomputer mit Festplattenspeichern gab, wie sie für Cawkell sozusagen erst am Horizont erschienen. In Großbritannien wurde damals der ZX80 als erster weit bekannter Homecomputer für rund 500 DM angeboten, bei dem man den Fernseher als Monitor benutzen konnte. Die dann folgende explosionsartige Entwicklung der Microcomputer (nach Mainframes und Minicomputern, deren Entwicklung auch von Cawkell damals nur schwer vorhersehbar war) hat dann der Videotex bzw. BTX-Entwicklung sehr bald das Genick gebrochen.
Bei den Datenübertragungskosten wäre 1980 also eine solche Zeitschrift zu lesen recht teuer gewesen. Auch das direkte Ausdrucken auf den damals typischen Nadeldruckern war nicht besonders attraktiv. Man erinnere sich noch an die damaligen Weihnachtsgrüße von Computern, bei denen die Tannenbäume z.B. aus den wiederholten Buchstaben z und blank bestanden.
Die Entwicklung der Microcomputer, der sozusagen vierten Computergeneration (nach den Relaisrechnern, elektronischen Röhrenrechnern, den Transistorenrechnern auf gedruckten Schaltungen und den integrierten [Large Scale Integrated Circuits] Rechnern), die Anfang der Achtziger Jahre intelligente Netzwerke wie Arpanet oder Euronet ermöglichten, waren zusammen mit der aufkommenden Satellitenübertragung die damalige Revolution.
Die Verlage haben dann eher nach Wegen gesucht, ihre Produkte auf dem Bildschirm möglichst genau so aussehen zu lassen, wie auf dem Papier, was dann zu SGML und zu den PDF-Formaten führte, sowie dazu, dass auch Bilder in den Dokumenten mit enthalten waren. Cawkells zentrale Einschätzung: „It will take ten to fifteen years before all-digital communications systems become widely available.” war also wirklich nicht so falsch, wie auch Kaden feststellt, wenn man daran denkt, wie sich in den 90er Jahren das Internet mit dem WWW ausbreitete. Es war allerdings zu euphemistisch, wenn man auch daran erinnert, dass heute noch längst nicht alles digital verfügbar ist.
Bei dieser Art des electronic publishing der Verlage spielte auch der Kopierschutz eine entscheidende Rolle, bis hin zu den heutigen Kindel, iPads etc., bei denen die Festplatten gewissermaßen durch Clouds ersetzt werden, damit die Endnutzer nicht alle Publikationen bei sich auf der Festplatte archivieren. Ob diese Idee, eine zunehmende Abhängigkeit von den Verlagen zu schaffen gut, hilfreich, volkswirtschaftlich vorteilhaft bzw. langzeitarchivarisch vertretbar ist, bleibt höchst fragwürdig. Die Verlage haben aber selbstverständlich erkannt, dass ihre Funktion des Vervielfältigens von Autorenmanuskripten obsolet wurde, als jeder Teilnehmer am Internet Publikationen problemlos kopieren konnte.
ADONIS war das Electronic Publishing Project der Verlage Springer, Elsevier, etc., das anfangs noch auf Bildplatte, dann auf CD-ROM versuchte neu Fuß zu fassen, wo die Verlage auch mit ARTEMIS oder APOLLO aus Geldern der europäischen Gemeinschaft z.T. am Bibliothekswesen vorbei ihre neuen Angebote zu etablieren bemüht waren.
Eine dritte Entwicklung, die sehr schön durch die Dissertation von Alice Dora Keller (2001) mit Hilfe einer Delphi-Studie belegt wurde, war die Erkenntnis, dass man das electronic publishing natürlich sehr schön multimedial noch weiter entwicklen könnte, und dass sich aus den klassischen Zeitschriften heraus auch Simulationen, Modelle, Tondokumente oder ganze Expertensysteme entwickeln ließen. Nur muss man dazu sagen, dass wir solche Expertensysteme rein definitorisch nicht zu der Gruppe der elektronischen Zeitschriften rechnen können. Damit haben sich die damals unter dem Titel: „Zeitschriften in der Krise: Entwicklung und Zukunft elektronischer Zeitschriften“ befragten Experten zu sehr von der viel zitierten Zeitschriftenkrise irritieren lassen. Denn die Verdopplungsrate der Publikationen hat, dank der Digitalisierung und des Internets, ungebrochen angehalten, auch wenn die Verlage in dem zu erwartenden Maße an Verlusten im Printbereich klagen, während sich die Modelle bzw. Expertensystem bislang völlig unabhängig von den e-journals und e-books entwickeln.
Walther Umstättter
[…] befassen. (Die Zukunft von gestern. Ein Beitrag zur Open-Access-Debatte aus dem Jahr 1996. / Die Zukunft elektronischer Datennetze aus dem Blickwinkel des Jahres 1980. / Dietmar Daths schießpulverne Zukunft des Internet aus dem Jahr 2002. / Bibliographie als […]