Die Bibliothek in der Literatur. Heute: In einem Jugendtagebuch von Salvador Dalí
Trotz der zwangsläufigen Anpassung an den Arbeitsalltag der Digital Workforce in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft und -praxis, in der ein konzentriertes Close Reading zugegeben oft mit den Anforderungen des termindurchwobenen Arbeitsalltages kollidiert, gelingt es uns doch noch ab und an in einem Papierbuch auf eine schöne Stelle zu stoßen, die die Bibliothek in fremden Kontexten und aus anderen Augen gesehen wiedergibt.
Auf unserer Facebook-Seite haben wir daher irgendwann begonnen, ausgewählte Exzerptstellen aus unseren Aufschreibbüchlein ins Internet zu tippen, in der Hoffnung, dass sich über die Jahre eine schönen Zitatensammlung ergibt. Dabei handelt es sich durchweg um dekontextualisierte Passagen, die, wie es bei Fundstücken üblich ist, im Idealfall eine eigene, neue Bedeutungskonstruktion anregen.
Da Facebook die Eingabemöglichkeiten jedoch auf Kurzzitat-Länge begrenzt (ca. 450 Zeichen) und bereits die oben stehenden zwei Sätze diese Hürde locker nehmen, nutzen wir nun eben diese Plattform und ergänzen eine neue Rubrik.
Den Anfang macht ein kleines Zitat aus einem Tagebuchheft des damals 15-jährigen Salvador Dalí, der von einem Ereignis an seinem Gymnasium in Figueres (Katalonien) berichtet:
„Samstag, 22. November [1919] … Man zieht unsere Moral in Zweifel! Jedes Mädchen wurde bei der Ankunft von Pedellen in die Bibliothek gebracht. Die Mädchen haben laustark protestiert. Sie haben uns wissen lassen, daß sie uns schrecklich vermissen und wir sie aus diesem Gefängnis befreien sollen.“
(Aus: Dalí, Salvador: Aufzeichnungen eines werdenden Genies. Tagebücher 1919-1920. München: Schirmer/Mosel, 2004. S. 36)
leave a comment