Currás/Informationism and neural information assimilation
Currás, E.: Informationism and neural information assimilation. In: iwp 57 (4) S. S.203-210 (2006)
Dass Information nicht nur ein wichtiges Thema unserer Zeit ist, sondern ein fundamentaler Begriff der menschlichen Gesellschaft, wird hier aus sozialwissenschaftlicher Sicht von einer Chemikerin und Professorin der Informationswissenschaft in Madrid festgestellt, historisch zu belegen versucht und definitorisch verankert. Dabei geht die Autorin nicht nur zurück bis auf Sokrates und Plato, sie streift auch kurz Thomas von Aquin, Albertus Magnus, Descartes u.v.a. Da man bei der Frage, was Information ist, aber immer unterscheiden sollte, was vor und was nach dem Werk von Shannon und Weaver 1949 geschrieben und gesagt wurde, ist ihr Vergleich der Zitate von Michailov, Buckland, Dretske, Hill, Henrichs, Capurro, McCrank, Katuscák, Matthaeidesová, Nováková, Zaragoça u.a. nicht uninteressant. 61 Referenzen belegen ein breites thematisches Spektrum von der Philosophie, über die Informationstheorie, zu den sozialen Aspekten, bis hin zu den „Neuronal theories“ oder der „Cosmic information“.
Warum es gerade bei den „neuronal theories“ wichtig ist, auf Shannon und Weaver als „starting point“ zurückzugehen, ist unklar. Denn diese Theorie war sicher nicht weniger der Start für die moderne Genetik mit der DNS als Informationsträger, für die Nachrichten-, Satelliten- und Computer Technik oder die Kybernetik. Erst letztere hatte dann großen Einfluss auf die Neurobiologie. Das wirklich fundamentale an der Informationstheorie war die Erkenntnis, dass Information weder Energie noch Materie ist, sondern Entropie, und dass Entropie, wie Boltzmann zeigen konnte, als eine statistische Größe Ordnung messbar machte. Dies konnten all Diejenigen die vor diesem Paradigmenwechsel lebten nicht wissen. Viele danach können es bis heute noch nicht glauben, weil Ordnung als Summe statistischer Wahrscheinlichkeiten in einem Maßsystem, das nicht wie Meter, Kilogramm oder Sekunde linear, sondern erstmals mit logarithmischer Skalierung gemessen wird, ein fundamentaleres Verständnis von Information erfordert, als das gemeinhin der Fall ist. Mit dieser Theorie ergab sich auch für die alte Wissenschaft der Semiotik (im Sinne der Kirchenväter, die die Zeichen Gottes zu verstehen suchten und der mittelalterlichen Medizin) eine völlig neue Bedeutung, weil Shannon und Weaver erkannten: „information must not be confused with meaning“. Die Bedeutung von Zeichen ist per definitionem Gegenstand der Semiotik und sie hat die Informationstheorie als Fundament. Insofern ist es in dieser Arbeit höchst interessant zu sehen, wie weit sich diese Erkenntnis, 57 Jahre nach dem publik werden der Informationstheorie, ausgebreitet hat.
Die Behauptung bezüglich der Information: „Its energetic nature is interesting.“ (S.206) findet immer wieder ihren Weg in die Publikationsorgane, obwohl es eindeutig ist, dass Information, Redundanz und Rauschen, mit der Maßeinheit bit, ein Maß für Ordnung, und nicht für Energie in Joul ist. Dass auf dieser Basis, von Informationstheorie und Semiotik, „a new area of knowledge“ (S.209), gemeint ist vermutlich era of knowledge, entsteht, ist schon heute deutlich erkennbar. Gerade darum wird es immer wichtiger, eine konsequente Wissenstheorie auf dem soliden Fundament der Informationstheorie aufzubauen.
(W. Umstätter)
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